Moin,
FlintSource hat geschrieben:Die Aktion hat bestimmt viel Spaß gemacht und euch viele neuen Erfahrungen gebracht.
Also viele neue Erfahrungen: Ja!
Und davon auch weit mehr als erwartet, was sich über viele Bereich und Themengebiete hinweg streckt, womit wir auch zum Spaß kommen, den es mächtig gab, der aber auch an so mancher Stelle ziemlich litt.
Ob ich da in meiner Planung und in meinen Erwartungen zu verbissen (hardcore?) war, oder einfach zu euphorisch in der Projektierung, das kann ich bis her noch nicht wirklich beurteilen. Da sind noch sehr viele Notizen, welche aufgearbeitet werden müssen.
Lerne in der Tat sogar gerade (postgre)SQL um den ganzen Kram sinnvoll aufarbeiten zu können.
Zumindest hat es mich schon ziemlich gefuchst, dass eine ganze Reihe Dinge alles andere als... endmesolithisch abliefen u/o praktiziert wurden, was bei mir schon vergleichsweise früh zu einer teilweise Mischung aus Frustration und sogar manchmal innerer Verärgerung führte.
Es gibt Dinge, die kann/sollte/will/muss man akzeptieren und tolerieren, denn wir sind nun mal keine End-Mesolithen, aber sobald es an fängt und Teil-Projekte beeinträchtigt, ist das doch recht kontraproduktiv und ich bekomme Probleme mit diversen formulierten Ausflüchten oder gar versucht zu verbergenden Aktivitäten/Aktionen.
FlintSource hat geschrieben:
Ich überlege noch, ob ich noch richtig tiefgehend reagiere, würde das Ganze jedoch, wie oben bereits angedeutet eher als ‚experiental archaeology‘ ...
Also aus einer Definitions-Diskussion zu Ex*-Archeology würde ich mich im Kontext von
Living Mesolithic, was ja eigentlich nur der Arbeitstitel ist, gerne heraus halten, denn die Randbereiche sind hier wirklich sehr fließend, was das Ganze fix zum Glaubenskrieg der eigenen Einstellung ausarten lässt und nicht zielführend ist.
Nochmals betonen möchte ich an dieser Stelle, dass dies "als vorstellbar angenommene Alltags-Leben" (ja, hier stimmt Dein Konjunktiv vollständig!) nicht die primäre Intention des Projektes war, sondern letztlich nur das Rahmenwerk darstellen sollte.
FlintSource hat geschrieben:
Im Header der Seite Gallery of "Living Mesolithic" sind Stammtrommeln zu sehen. Wurden die mit dem Scheibenbeil abgetrennt, oder hat das Bild nichts mit der Veranstaltung zu tun?
Schmunzel - da täuscht leider das schummerige Licht bei dieser Aufnahme, die bereits im Juni/Juli letzten Jahres entstand. Das sind einfach nur mit der Motorsäge geschnittene Stücke, die im Alltagsbetrieb für Museumsbesucher eine Sitzgelegenheit darstellen sollen.
Ich würde gern was anderes dazu sagen, aber da muss ich leider passen :-/
FlintSource hat geschrieben:
Mit allem Respekt für Morten Kutschera und seine Steinschlag-Künste: Was tun die Sichel und Dolche in einem mesolithischen Camp?
Morten kam direkt aus Ertebolle/Dk, wo er fürs Museum Demonstrationen & Workshops hatte. Bei den Stücken wie Sichel und Danish Dagger handelt es sich um dort angefangene aber nicht abgeschlossene Arbeiten, die er einfach als allgemeine Beispiele für interessierte Besucher ausgelegt hatte. Vor Ort hat er - mit Ausnahme diverser Levalloise Spitzen für Alice - sehr (end)mesolithisch gearbeitet!
FlintSource hat geschrieben:
Was hat, wenn wir doch über Anachronismen sprechen, aber dann in die andere Richtung, eine Versuchsreihe zu Neandertaler-Speere bzw. Lanzen in der Ertebøllezeit verloren?
Die Teilnahme von Alice La Porta (Exeter) war ursprünglich gar nicht geplant!
Sie war während der Studentenwoche, welche direkt vor dem Projekt statt fand, im Zuge eines Staff-Exchange vor Ort und konnte nach ihrer Vorbereitung wegen der schlechten Witterung die nötigen Experimente bzw. Messungen nicht vornehmen, die sie für ihre PhD thesis benötigt, obwohl sie ihren Aufenthalt noch bis in die erste Projektwoche hinein verlängerte.
Da war weniger das Handicap, dass niemand bei Regen die Durchführung umsetzen konnte (früher musste auch bei Regen gejagt werden!), sondern dass die nötigen Aufnahmen, Messungen und Highspeed Video's zu stark beeinträchtigt und nicht verwertbar gewesen wären.
FlintSource hat geschrieben:
„Alle Boote die es eventuell noch gegeben hat, gibt es leider nicht mehr.“ „… mit den gegebenen Mitteln … nachzuvollziehen, was noch möglich wäre…“
Konjunktiv? Ja - aber kein Firlefanz oder gar Traumdeuterei!
Genau wie ich wirst Du wissen, dass wir fußend auf frühen skandinavischen Felsritzungen Boote aus dem Endmesolithikum kennen, die von ihrer Form her "kein bisschen Ähnlichkeit" mit den vielfachst belegten Einbäumen haben. Hier muss es also offensichtlich andere Varianten gegeben haben.
Hier war ich sehr froh über das engagierte Interesse der Universität Exeter.
FlintSource hat geschrieben:
Kleidung ist mangels Originalfunde immer ein Problem und hier droht das Archäobasteln schnell aus dem Ruder zu laufen. Ulfrs Kritik auf die aufgenähten Eichenblätter teile ich jedoch nur beschränkt. Wenn das Leibchen tatsächlich aus traditionell fettgegerbtem Leder und nur mittels traditionellen Techniken hergestellt ist, finde ich das OK und ein erfrischendes Beispiel kontra Primitivität. Aber ob man es experimentelle Archäologie nennen darf, bezweifle ich.
Die junge Dame (Theresa Kamper cand. PhD) - wahrhafte Koryphäe seid frühester Jugend in Sachen Gerbung fußend auf familiären Hintergrund - trägt diese Garderobe in der Tat auch im Alltag, nachdem sie vor Jahren Ihr jugendliches Outback-Dasein durch das Studium der Ur-/Frühgeschichte und anschiessend Experimenteller-Archäologie an der Universität Exeter in eine andere Richtung lenkte.
Ganz ehrlich?
Bei Theresa und Leder/Fell, da bin ich ganz kleinlaut und höre einfach gespant zu!
FlintSource hat geschrieben:
Aus den Filmen spricht für mich ein hoher Gehalt an „Steinzeit – Das Experiment“ oder „Die Pfahlbauer von Pfyn“
..autsch - das tat weh, auch wenn ich so manch Kritik sogar insgeheim persönlich nachvollziehen kann :-/
FlintSource hat geschrieben:
... ob sich um experimentelle Archäologie handelt, wird letztendlich erst zu beurteilen sein, wenn die entsprechenden Publikationen erfolgen. Ich warte gespannt ab.
Da bin ich ebenso wie Du sehr gespannt in Erwartung!
Der kleine Unterschied vs Skepsis ?
Ich gehe davon aus, dass es zumindest eine kleine handvoll überaus interessanter Auswertungen und Abhandlungen fußend auf
Living Mesolithic geben wird
FlintSource hat geschrieben:
Und dass hier generell eine Anti-Albersdorf-Stimmung herrscht, möchte ich doch bestreiten...
Das freut mich zu hören, denn ich bin kein Solotänzer, was diesen Eindruck betrifft.
Wichtig!
Auch wenn ich selbst zu Beginn dieser Nachricht mich sehr skeptisch äußere - ich sehe es als Erfolg quer durch die Bank!
Ein solches Projekt muss nicht zwangsläufig auf voller Breite Sonnenschein und allgemeines Wohlbefinden produzieren: es soll greifbare Ergebnisse liefern!
Chris