Äh, hallo???
Hört doch auf zu streiten, bitte!
Also, die Veranstaltung soll in ca. 2,5 bis 3 Jahren stattfinden, es werden bis dahin sicher einige strittige Details aufkommen und geklärt werden. Aber diese Diskussion wird auf einer dafür bestimmten Plattform (ab Anfang 2007) geführt werden, es macht echt keinen Sinn, das in verschiedenen Communities parallel zu besprechen.
Die Schlacht selber wird bestimmt nicht als Feldschlacht, Reihen gegen Reihen, durchgeführt werden, weil die Varusschlacht keine Feldschlacht war. Ich sehe diese Schlachtaufführung weder als Experiment (höchstens ein soziales
) noch als Sportereignis im Sinne von Freikampf. Es wird eine Show sein, um es mal ganz platt auszudrücken. Natürlich wird man versuchen, alles was man an Quellen hat, zu berücksichtigen. Hauptsächlich die Quellen, die direkt von der clades variana berichten. Bringt nichts, jeden Barbaren-Topos, den je ein Römer geschrieben hat, zeigen zu wollen. Wenn es im Umfeld der Varus-Quellen Berichte über die berühmten barbusigen anfeuernden Weiber geben würde, dann würde ich die aus Gründen des Jugendschutzes natürlich vermissen. Weil sie aber nur andernorts erwähnt werden, ist das nicht weiter schlimm. Es soll ein Reenactment sein, also ein "Nach-Spielen" eines bestimmten Ereignisses. Sollte es bei den einschägigen Quellen zur Schlacht Hinweise auf die feldzeichentragenden Jungfrauen geben oder die nach aktueller Lehrmeinung regelmäßig zur germanischen Kampforganisation im ersten Jh. gehören, dann müssen die gezeigt werden. Sonst eben nur an einem Infostand der Germanninen-Gruppe Thusnelda X. Sorry, aber die Gruppen, die die Anforderungen an quellennahes Arbeiten erfüllen, können im Lager vorführen was sie wollen; der germanische Verrat und Hinterhalt (oder der glorreiche Freiheitskampf der Unterdrückten) und die Vernichtung dreier Legionen mit Sack und Pack ist komplex genug. Hier noch strittige Elemente einzubauen würde das Ganze überfrachten. Ich denke, daß z.B. die Geschlechtsbestimmung von Gräbern anhand maskuliner oder femininer Beigaben einen logischen Zirkelschluß darstellt, der früher nicht zu vermeiden war, aber dadurch mögliche Erkenntnisse verhindert haben KANN, die mit moderneren Methoden andere Ergebnisse und damit evtl. ein ganz anderes Gesellschaftsbild gezeitigt haben KÖNNTEN. Aber solche Überlegungen gehören nicht in ein actionreiches Showprogramm, sondern an Schautafeln und Infowände.
Es werden viele verschiedenen Gruppen an dem ganzen Event beteiligt sein, die dann wieder teilweise bei der Schlacht mitwirken werden. Es wird mit viel Aufwand vorher geübt und eine Choreographie ausgearbeitet werden.
Steve sieht es ganz richtig, daß vorher schon klar ist, wer wann und auf wessen Zeichen hin liegenbleibt. Es mag sein, daß es da und dort eine Flachstahl-Dengelzone geben wird, falls es auf beiden Seiten Gruppen gibt, die das wollen. Aber der Großteil der Show wird von Taktik, von Druck und Reaktionen bestimmt werden, nicht von Stunts mit stumpfen Schwertern. Insgesamt wird es weniger "Gekloppe" geben, als man denkt, und die Römer werden am Ende zwar tot, aber die Publikumslieblinge sein, weil deren Aktionen das zusammenhängend beobachtbare Element sein werden, während die Nadelstichtaktik der Germanen eher eine bedrückende Stimmung erzeugt. Ich hoffe, daß es regnet ... Das "Römerkloppen" in der Form fällt vermutlich schon deswegen aus, weil die Römer wissen, was ihre Rüstungen gekostet haben. Es gibt schon schlechte Erfahrungen im Aufeinandertreffen von einander fremden Römern und Barbaren (Sylvia, Du erinnerst Dich an die Schlacht in Hechingen-Stein vor zwei Jahren?) Für die Beteiligten unbefriedigend bis gefährlich, für die Beobachter dilettantisch. In Kalkriese vor 3,5 Jahren hatten wir (equites germanorum) für unsere vier Reitertaktik-Vorführungen als Dummies zwei Römer ausgeliehen, denen wir dann im Geschehen kurz zugerufen haben, wann sie Platz machen und wann sie die Stellung halten sollen. Nach der dritten (!) Show kam einer der beiden zu uns: "please, if you give any commands, speak english!" Die hatten kein Wort mitgekriegt. Solche Pannen dürfen bei einer Show von 200 gegen 60 (das würde reichen) nicht zur Regel werden. Deswegen wird mit den im Kampf beteiligten Römern vorher genau geklärt werden, was geschieht.
Genaugenommen gibt es die Varusschlacht nicht, weil es sie nicht gab. Um den Vorgang des Aufgeriebenwerdens der Römer während eines mühseligen Marsches zu zeigen, werden die Aktionen der Römer, wie das nächtliche Notlager aufzubauen oder sich durchzuringen, den Tross aufzugeben, wichtiger sein als spektakuläre Kavallerieangriffe. Um die Geschichte um Arminius und Varus darzustellen braucht man mehr zivile Elemente, das Verlöschen der Legionen im Wald alleine ist kein Event.
Aber das ist alles nur Brainstorming, was nachher draus wird, das wird man vielleicht in einem Jahr absehen können.
Die Veranstaltung könnte so aussehen, daß in einem sinnvoll arrangierten Rahmen von römischen und germanischen Lagern, die seriöse Darstellung betreiben, die Legende um Arminius, Segest, Thusnelda, Flavius, Varus etc. eingeflochten wird, und die "Schlacht" ein Höhepunkt der eingeflochtenen Show wird, die Bestattung der Gefallenen 6 Jahre später ein anderer. Sie könnte auch so aussehen, daß Hunderte von Akteuren unterschiedlichster Nationen ohne jede Chance auf Verständigung wild aufeinander einprügeln, weil man einfach nur zu einer Varusschlacht gehen wollte. Ich stimme für die erste Variante, deswegen macht für mich eine Schlachtdarstellung nur Sinn im Zusammenhang mit einer größeren Story, damit Römer und Germanen wissen, daß sie miteinander spielen und nicht gegeneinander Krieg führen. Aber das wird alles zu gegebener Zeit von den Leuten diskutiert werden, die dabei mitmachen wollen.
Nochmal meine Bitte: wer Interesse hat, sich dabei einzubringen, bitte per Mail an mich! Ich lese in 6 und schreibe sporadisch in vier Foren, ich kann unmöglich alle Threads nach Leuten absuchen, die gesagt haben, ja, ich auch. Wer mich anmailt, wird eingetragen und informiert, wer nicht, der nicht. Sobald sich irgendwelche Dinge klären, die für alle interessant sind, stelle ich sie gerne öffentlich zur Verfügung, aber jetzt ist die Zeit des Sammelns. Ein genaues Konzept wird sicher nicht im virtuellen Raum entstehen.
Herzlich,
Stefan