Ötzi und der Pfeil

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grafschauenburg

Beitrag von grafschauenburg »

Der Korrektheithalber, da Ötzi-Themenbezogen, hier hineinkopiert:

Aktuell:

Neues im Steinzeitatelier

Wie jeden Sonntag gibt es auch am 2. September wieder begleitend zur Ausstellung Vorführungen und Mitmach-Aktionen.

Der Verein Homo heidelbergensis von Mauer e.V. bietet von 14:00 bis 18:00 Uhr den Besuchern der Ausstellung in ihrem Steinzeitatelier im Hof der Station 1 in der Bahnhofstraße 4 eine besondere Attraktion:

Ötzis Ausrüstung im Steinzeitatelier

Die Archaeotechnikerin Anne Reichert zeigt im Steinzeitatelier ihre Ötzi-Rekonstruktionen.

Schuhe, Matte, Mütze, Lendenschurz, Gürteltasche mit Inhalt, Birkenrindengefäß, Lederriemenbündel, Birkenporlingstücke sowie von sonstiger steinzeitlicher Kleidung zwei Hut-Rekonstruktionen, den "Hirtenbüble"-Umhang, verschiedene Sandalen und die Buinerveen-Rheumasohlen-Schuhe hat sie selbst gefertigt.

Anne Reichert wird zeigen, wie man all diese Dinge herstellt und für Fragen zur Verfügung stehen. Für die kleinen und großen Besucher der Ausstellung liegt Bast zum Zwirnen und Leder zum Bearbeiten mit Knochenbohrern und Steinzeitmessern bereit.

http://www.feuer-steinzeit.de/pdf/reichert03.pdf
http://www.feuer-steinzeit.de/pdf/reichert02.pdf
http://www.feuer-steinzeit.de/pdf/reichert01.pdf

http://www.homoheidelbergensis.de/cms/front_content.php
grafschauenburg

Beitrag von grafschauenburg »

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Fridolin
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Ötzi wurde hinterrücks erschossen

Beitrag von Fridolin »

Ötzi wurde hinterrücks erschossen
Gletschermann Ötzi starb tatsächlich an einem Pfeilschuss. Dass dies die Todesursache des Mannes aus dem Eis der Ötztaler Alpen war, wurde bislang nur vermutet. Ein Forscherteam lieferte jetzt den Beweis.

http://www.news.de/gesellschaft/1216761 ... ossen.html
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Hmm ... "einige Minuten bis einige Stunden"

Mag ja sein, dass der Pfeil letztlich tödlich war, aber an welchem Ort traf er den armen Mann, unten im Tal oder oben auf dem Joch? War er mit der Verletzung noch in der Lage, in die Berge zu gehen? Denn dass er dort oben erschossen worden sein soll, seine gesamte "Ausrüstung" aber noch da liegt incl. Kupferbeil, macht immer noch keinen rechten Sinn ...
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Warten wir mal den Bericht ab.

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Trebron
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Beitrag von Trebron »

ulfr hat geschrieben:Hmm ... "einige Minuten bis einige Stunden"

Mag ja sein, dass der Pfeil letztlich tödlich war, aber an welchem Ort traf er den armen Mann, unten im Tal oder oben auf dem Joch? War er mit der Verletzung noch in der Lage, in die Berge zu gehen? Denn dass er dort oben erschossen worden sein soll, seine gesamte "Ausrüstung" aber noch da liegt incl. Kupferbeil, macht immer noch keinen rechten Sinn ...
*Grübel*
Warten wir mal den Bericht ab.......

ULFR
....oder die große Gletscherschmelze, vielleicht findet man ja seine Gegner und stellt fest, dass sie nichts mitnehmen konnten, weil sie auch ins Jenseits gingen :D
Da müssen wir noch auf manche Überraschung gefasst sein !

Trebron
Zuletzt geändert von Trebron am 29.01.2009 08:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Joze

Beitrag von Joze »

Hier schliesse ich mich auch dem Ulfr zu, klingt/ist logisch.
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Trebron hat geschrieben: vielleicht findet man ja seine Gegner
Soweit ich weiß, ist das Stück Bergkamm da oben eines der bestuntersuchten der ganzen Welt, ich glaube nicht, dass in unmittelbarer Umgebeung noch was zutage tritt ....

ULFR
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Trebron
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Beitrag von Trebron »

Hi Ulfr,

ich bin schon überzeugt, das dort auf "Teufel komm raus" gesucht wurde /wird, aber ich glaube nicht, dass im Umkreis von 2-3 km oder noch mehr, der ganze Schnee abgeschmolzen wurde !
Meines Wissens ist der Pfeilrest zu der Spitze in seinem Körper nicht gefunden ! Also, woooo ist der, wenn er ihn selbst herausgezogen hat ?

Wenn Fundort nicht Tatort ist, er also noch wie geschrieben " Minuten - Stunden " gelebt hat, seine Ausrüstung bis zum Fundort mitschleppte und säuberlich an den Fels stellt um dann zu sterben ?
Wie Du selbst schreibst, können wir uns nicht vorstellen, dass "der/die Täter" ihm die Ausrüstung gelassen hätten, hätten sie ihn verfolgt/verfolgen können. Der Ansicht bin ich auch.
Wenn der Ötzi mit dieser schweren Verletzung sich absetzen konnte, gehe ich davon aus, dass es den/die Täter noch schwerer erwischt hat.

Meine Meinung.

Gruß

Trebron
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Claudia
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Beitrag von Claudia »

Leute, die müssen, können mit schweren Verletzungen noch sehr weit kommen. Beispiel: In den dreißiger Jahren kam es in Norwegen in der Finnmark zu einem Streit zwischen zwei Samen. Der eine hat dem anderen dabei eine Axt in den Rücken gehauen. Der Vater des Verletzten hat ihm dann ein Stück Sämischleder über die Wunde gebunden und die beiden sind dann noch 60 km per Ski gelaufen, bis sie in eine Ortschaft kamen, wo man den Verletzten verarzten konnte.
Für uns unvorstellbar, aber wenn man die Wahl hat zwischen Verrecken und Durchhalten, geht wirklich viel. Nicht daß ich selbst jemals in so eine Lage kommen möchte...
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Trebron
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Beitrag von Trebron »

Nun, es kann natürlich auch sein, dass eine einsetzende "Schlechtwetterlage" eine weitere Verfolgung unmöglich machte, dann wird man vermutlich nichts finden.

Warten wirs also ab.

Trebron
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jsachers

Beitrag von jsachers »

Hm, irgendwie kommen mir diese Erkenntnisse nicht so ganz neu vor: sie decken sich mit denen, die von Lippert, Gostner, Egarter Vigl
und Pernter schon 2007 veröffentlicht wurden. (Untersuchungen mit Röntgen, CT etc.)

Grobe Zusammenfassung: Schuss in den Rücken, "Ötzi" schafft es vermutlich noch einige Meter weiter, bricht dann zusammen, der Schütze (oder ein Begleiter) dreht den Toten auf den Bauch, um den Pfeile aus dem Rücken zu ziehen, dessen Spitze im Körper verbleibt. In dieser unnatürlichen Haltung setzt die Totenstarre ein, so "verdreht" wird die Leiche dann ja auch gefunden.

Zitat des Resümees:
Anhand neuer medizinisch-anthropologischer Untersuchungsergebnisse und verglichen mit
der archäologischen Fundsituation lassen sich die Todesumstände der Gletschermumie vom
Tisenjoch abklären und das Szenario der letzten Stunden rekonstruieren. Unter Berücksichti-
gung der archäologischen Befunde, der Körperhaltung, der Pfeilschussverletzung an der lin-
ken Schulter, der Schädelfrakturen und der Hirnveränderungen, ist ein Mord an der Fundstelle
selbst denkbar.
Die angesichts des höheren Lebensalters ungewöhnlich gute körperliche Verfassung sowie die
Qualität von Ausrüstung und Kleidung belegen, dass der Mann einer höheren, manuell nicht
arbeitenden Gesellschaftsschicht angehörte. Sehr wahrscheinlich war er Angehöriger der Clan-
Spitze oder selbst Clan-Oberhaupt und verfügte über ausgedehnten Besitz an Vieh, Äckern
und Almweiden.
Quelle: A. Lippert, P. Gostner, E. Egarter Vigl und P. Pernter, Vom Leben und Sterben des Ötztaler Gletschermannes. Neue medizinische und archäologische Erkenntnisse, in: Germania 85 (2007), S. 1-21.

Ergänzend: Tageszeitung vom 29.08.2007 (pdf).
Joze

Beitrag von Joze »

So ähnlichen Bericht habe ich auch schon auf TV gesehen. Aber hier geht's um: "Wieviele Meter noch?" Tod jetzt/spätter...
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Blattspitze
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Beitrag von Blattspitze »

...
Qualität von Ausrüstung und Kleidung belegen, dass der Mann einer höheren, manuell nicht
arbeitenden Gesellschaftsschicht angehörte. Sehr wahrscheinlich war er Angehöriger der Clan-
Spitze oder selbst Clan-Oberhaupt und verfügte über ausgedehnten Besitz an Vieh, Äckern
und Almweiden.
Ich werde mir morgen den zitierten Artikel kopieren, dennoch:
Diesen Aussagen müssten doch Vergleiche zugrunde liegen. Aber der Fund ist in seiner Art singulär, wir haben keine Vorstellung davon, wie "wertvoll" ein Kupferbeil zu dieser Zeit war. Was bedeutet "manuell nicht arbeitenden"?
Den Bogenstab und die Pfeile haben andere hergestellt?
Ausrüstung und Kleidung sind alt beschädigt, repariert und abgenutzt.
Gute körperliche Verfassung (im Vergleich zu Knochenresten aus Bestattungen)?
Parasiten, Raucherlunge, erschossen, geschnitten, geschlagen, kein Gramm Fett im Körpergewebe, Krisenereignisse an Fußnägeln ablesbar, etc. ...
Marquardt
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Ich weiß, warum ich lieber im Mesolithikum aufwachen möchte ...

Den einen Pfeil hat er vermutlich nicht selbst hergestellt, es sei denn, er war Beidhänder. Es ist nicht ganz einfach, als Rechtshänder einen Pfeil linksrum zu wickeln ...

ULFR
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Kurt A.
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Beitrag von Kurt A. »

@ULFR: Vielleicht könnte Du ja im Mesolithikum auch ganz anders aufwachen, als Du es Dir vorstellst :) Wer weiss...

Marquardt, bin gang Deiner Meinung. Ich glaube, was die Interpretation des (Be-) Fundes anbelangt, da gehen die Autoren eindeutig zu weit... Aber mit nüchterner Forschung macht man schliesslich keine Schlagzeilen :wink:
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