Ich kann nicht umhin wieder auf einen meiner liebsten Kritikpunkte hinzuweisen, der immer wieder bei Diskussionen um Fragen der Evolution auftauchen.
Nicht das ausnutzen einer "Nische" verursacht evolutionäre Veränderungen, sondern umgekehrt. Die evolutionäre Änderung ist zufällig, sie existiert weiter, weil sie eben die Möglichkeit zu Ausnutzung einer bislang ungenutzte Nische (hier Nahrungsangebot) schafft.
Lamarck hat sich Anfang des 19.Jh. die Veränderung in der Natur eben so erklärt, dass er dachte, dass die Giraffe einen langen Hals bekäme, weil sie immer in den Baumkronen weidet. Es ist genau umgekehrt. Die Giraffe ist ein langhalsiges Exemplar aus der Familie der Kamele, dass sich durch den langen Hals eine neue Nahrungsquelle erschloß.
Der Sohn eines Schmiedes (oder der zukünftige Sohn von Steve
) hat keine starken Muskeln. Die Tochter auch nicht
Wir verlieren auch unsere Beine nicht, weil nur vorm PC und in Foren rumhängen und ansonsten Autofahren.
Der fiktive Sohn von Maggie Thatcher und G.W. Bush hätte trotzdem noch ein Gehirn.
Wenns andersrum wäre, würde viel Zucker die Zähne festigen, viel Alkohol die Leber stärken.
Die Inuit haben nicht deswegen breite Zähne, weil sie Leder kauen, sondern sie kauen Leder, weil sie es mit ihren breiten Zähnen können.
D.h. die Ernährung liefert keine Steilvorlage für eine evolutionäre Veränderung. Trotz aller Wiederholungen: Weil wir Fleisch essen, haben wir kein größeres Gehirn. (Veggies würden das sofort bestätigen
)
Wir sind Gemischtköstler, nicht weil wir müssen, sondern weil wir es können. Das liegt aber eher am Verdauungstrakt als an den Zähnen.
Eine Kuh kann Gras fressen weil sie es verdauen, aufschließen kann. Können wir nicht, also lassen wirs.
Insoweit sind wir (Nahrungstechnisch) ja eher mit den Schweinen "verwandt".
Nochmal als Beispiel. Wenn die Nahrung die Evolution beeinflussen würde, hätten wir kein Karies und mehr als 1/3 der Weltbevölkerung könnten Lactose vertragen.
Nix ist. Die neolithische Revolution erschloß zwar neue und sichere Nahrungsquellen, aber sie tun uns nicht wirklich gut. Stärke schädigt die Zähne, die Milch wird nicht vertragen, wir sind nicht resitent gegen Krankheiten der Nutztiere.
Wir haben uns seit damals in Äthiopien nicht mehr verändert. Die Pigmentierung ein wenig, aber sonst...nix.
(Unsere nächsten Verwandten, die Frauen, geben mir da sicher recht..
)
Vive la evolution !!!
Thomas