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Verfasst: 03.03.2009 10:02
von ulfr
Sorry, kleine Korrektur, Steve (ich versuche mich gerade auch an einem Vinelz-Dolch): Die Wicklung beim Original bestand aus halbierter Waldrebe von ca. 1,5 mm Dicke und war bis zum Knauf hochgezogen. Der Federgriff war aus Ahorn. Die Klinge des Vinelz-Dolch war eine so genannte Spanklinge, d.h. das Klingenblatt war nicht beidseitig oberflächenretuschiert, sondern nur auf der Dorsalseite und auch eher nur randlich ausgeführt (demnächst Bilder).
Trotzdem schönes Teil!
ULFR
Verfasst: 03.03.2009 10:09
von Steve Lenz
Ulfr, kenne den Vinelz-Dolch.
Deswegen schrieb ich ja auch explizit:
Den Dolchgriff habe ich einem Fund aus Vinelz nachempfunden, was die Form des Holzes angeht.
Ist halt keine 1:1-Reko. Es steht noch ein Dolch mit Kupferklinge an, nach dem Fund aus Saint-Blaise. Der wird 1:1!
Verfasst: 03.03.2009 12:52
von Kurt A.
Ich find den Ansatz mit der Lederwicklung durchaus interessant, zumal sich ja Leder in den Kulturschichten der Seeufersiedlungen in der Regel nicht erhält und man durchaus auch mit dieser Schäftungsvariante rechnen muss. Allerdings sind bis jetzt nur Dolche dieses Typs bekannt, deren Wicklung bis zum Knauf hinauf reicht... Hier könntest Du Deine Reko meiner Meinung nach noch etwas optimieren!
Verfasst: 03.03.2009 12:57
von Thomas Trauner
Steve, wie kommst Du darauf, dass die dreieckigen Verzierungen der Kleidung von Petit Chausser oder Sinon nicht Bestandteil des Stoffes sind ?
Welche dreieckigen "Besätze" meinst du denn ?
Bei Glockenbecheren kenne ich jetzt nur die "knopfförmigen" und die "Bogenförmigen"...und da liegen keinesfalls soviel im Grab, dass sich eine quasi flächendeckende Verzierung darstellen ließe....
Thomas
Verfasst: 03.03.2009 13:00
von ulfr
Ich hätte auch lieber Leder genommen, Waldrebe zu spalten ist sehr aufwändig, und beim Wickeln bricht der Strang gern mal, wenn man nicht sehr sorgfältig und vorsichtig arbeitet. Bei 6 m Wickellänge ist das ein echter Eiertanz.
Aber: der HErr gab die Nuss, aber ER gab auch die Schale ...
ULFR
Verfasst: 03.03.2009 13:28
von Steve Lenz
Kurt, wie man lesen kann sehe ich die Wicklung (mit dem aktuellen Material) noch nicht zwingend als abgeschlossene Arbeit.
Wulf, wann erntet man denn Waldrebe am vorteilhaftesten?
Thomas, ich habe vor einigen Wochen ein fantastisches Buch in der LMU-Bibliothek in Händen gehalten mit einer Zusammenfassung viele Funde über den gesamten Ausdehnungsraum hinweg. (Momentan mag mir der Titel nicht einfallen, aber ich weiss wo?s steht und werde dieser Tage eh mal wieder hingehen.)
In besagtem Folianten findet man neben den "üblichen" kegelförmigen mutmaßlichen Besatzstücken auch pyramidale, schanzenförmige und auch dreieckige Stücke. Alle haben die typische rückseitige Bohrung gemein.
Ist halt nur so meine Idee, Thomas.
Verfasst: 03.03.2009 16:18
von Thomas Trauner
Die Dinger gibt es übrigens nicht nur bei den Glockenbecherleuten, diese rückseitig "V"-förmigen "Knöpfe" tauchen schon altheimzeitlich, sprich rund 300-400 Jahre früher auf.
Aber unabhängig von der Form sind es pro Grab einfach zu wenig um einen kompletten Besatz zu bilden. Ausserdem sind es einige verschiedene "Webmuster", keines ist wirklich gleich, was der Fall sein müßte, wenn die "Knöpfe" als Verzierungselement so verwendet worden wäre, weil diese ja in ihrer Form identisch sind....äh, verstanden ?
Kurz: Die Bilder erscheinen mit individuell, die Besätze aber bei nur wenigen Formen "uniform".....
Thomas
Verfasst: 03.03.2009 18:39
von marled
Aus weberischer Sicht macht es Sinn, wenn die dreieckigen Verzierungen zusätzliche Besatzstücke sind, da sie nicht wie die quadratischen Verzierungen dem Fadenverlauf des (mutmaßlichen) Stoffes entsprechen. Wenn es keine Knochenverzierungen sind, sind sie entweder mit Nadel und Faden oder mit fliegendem Schiffchen "aufgestickt".
Die Quadrate sind einfach als Broschur oder sogar (und dazu tendiere ich zur Zeit) durch die Bindung bei Vierschaftweberei möglich.
sobald ich nähere angaben vom Besteller habe, werde ich mal vorab was entwerfen.
Marled
Verfasst: 03.03.2009 19:36
von ulfr
Steve L. hat geschrieben:Wulf, wann erntet man denn Waldrebe am vorteilhaftesten?
Kann ich Dir noch nicht genau sagen, denn ich bin noch im Experimentierstadium. Hab meine kurz vor Weihnachten geerntet, weil gerade Gelegenheit war. Das Zeug gibts ja nicht überall.
Verfasst: 04.03.2009 08:02
von Indy
Da hätt ich mal eine Anregung:
können die "Botaniker"/"Holzwürmer", etc. unter uns vielleicht die nächsten Ernten und Begehungen mit der Digicam dokumentieren. Ich wüßt jetzt nichtmal auf Anhieb wie Waldrebe aussieht, aber vielleicht wächst des Zeug bei uns ja um die Ecke...
So könnt dann bei Bedarf ein Materialpool aus verschiedenen Ecken der Forumsgemeinde gespeist werden und bei Bedarf kann sich - wer was braucht - bedienen, oder Ernteaufträge geben (ich find bei uns z.B. ums Verrecken keinen wolligen Schneeball für mein Pfeilprojekt).
Bei Interesse könnte man aus dieser Frage gerne einen neuen Thread erstellen.
Verfasst: 04.03.2009 08:45
von jsachers
Au ja, Indy, das ist eine prima Idee. Ich schließe mich dieser Bitte hiermit an!
Verfasst: 04.03.2009 08:48
von Steve Lenz
Verfasst: 04.03.2009 08:50
von Thomas Trauner
Verfasst: 04.03.2009 09:03
von Beate
*hüstel*
Es empfiehlt sich bei Pflanzen immer mit der lateinischen Bezeichnung zu suchen.
Gesucht wird hier ja wohl die in Mitteleuropa heimische Waldrebe
http://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnliche_Waldrebe
also:
http://images.google.de/images?hl=de&q= ... uche&gbv=2
Verfasst: 04.03.2009 09:15
von Steve Lenz
Thomas: Was wurde zu Lebzeiten getragen, was kommt ins Grab und was wird ergraben (resp. ist noch zu finden)?
Abgesehen davon möchte ich auf die Machart der Stelen-Zeichnungen hinweisen:
Wenn man genau hinsieht kann man da "Tiefe" erkennen. Bei meiner Vorlage beispielsweise wird das Gittermuster auf dem Oberkörper beispielsweise durch die Dreiecke am Kragensaum "überdeckt". Jedenfalls wirkt der Kragensaum aufliegend auf dem Muster und nicht als Teil desselben. Kann also entweder Besatz oder Halskette sein.
Leider fehlt das Gittermuster auf dem Unterleib, wesgen eine klare Ansprache der hier gezeichneten Dreiecke nicht möglich ist. Da aber eine identische Bemaßung zu denen am Kragensaum vorliegt gehe ich von gleichem dargestelltem Material aus.