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Verfasst: 07.08.2009 14:56
von Claudia
Bullenwächter hat geschrieben:
Wenn man dort über mehrere Jahre arbeitet, muss doch zwangsläufig etwas von dem was in den Vitrinen liegt, und von dem, was man an Informationen die bei Führungen, oder von den Erläuterungstafeln aufschnappt, hängen bleiben.
Sollte man eigentlich denken - ist aber offenbar nicht so.
Wie sowas entsteht, sehe ich am Freund meiner Tochter. Der hat auch letztens mal gesagt, er verstünde nicht, wie man so viel lesen könne wie sie. Dabei ist sie wirklich kein Bücherwurm. Und er war völlig entsetzt von der Menge Bücher in unserem Haushalt und meinte "Das KANN man doch gar nicht alles lesen."
Wenn kein Interesse da ist, geht man nicht dran, auch wenn man jeden Tag danebensteht. Und zusätzliche Infos zu beschaffen, würde bedeuten, "wissenschaftliche" Bücher lesen zu müssen. Ein Graus für Leute, die im Alltag nicht mal nen Roman lesen.
Wenn man da ne Verbesserung wollte, müßten die Leute vom Museum selbst geschult und mit aufbereiteten Infos gefüttert werden, sonst wird das wohl nichts.
Hiermit möchte ich nicht gesagt haben, daß sämtliches Wachpersonal "Nichtleser" seien - aber sehr viele Leute empfinden Lesen als "anstrengend" und tun sich das nicht freiwillig an.
Bullenwächter hat geschrieben:In Karlsruhe hat es im Sommer geholfen das Chris zu mir sagte: "Guck mal, das ist der Grabfund, von dem Dr. K....... sagte, dass wir ihn uns genauer ansehen sollten." Kaum hatte die uns ständig verfolgende Dame den Namen gehört hielt sie für den Rest unseres Besuches weiten Abstand.
Guter Trick, den muß ich mir merken!
Ich habe bisher nur die Einbeziehung des Personals als hilfreich empfunden. Wenn man nach Infos fragt, beschreibt, wofür man bestimmte Fotos braucht, etc. habe ich durchaus schon sehr nette Reaktionen bekommen. Es gibt ja auch durchaus Wachpersonal, das eigentlich interessiert ist, aber bei der Eintönigkeit des Jobs einfach an tödlicher Langeweile leidet. Mit denen kann man sich gelegentlich ganz nett unterhalten und dann kleben sie danach auch nicht mehr so an einem.
@Sikla:
Selbst wenn das Aufsichtspersonal selbst nicht über Fachkenntnisse verfügt, wäre es gut, wenn sie einem Ansprechpartner nennen können, die man stattdessen fragen kann. Problem hierbei ist natürlich, daß unsereiner meist am Wochenende im Museum ist und da dann das fachkundige Personal gar nicht arbeitet...
Oft kann das Aufsichtspersonal einem aber nicht mal sagen, wen man denn fragen könnte, um die entsprechende Information zu erhalten.
Verfasst: 07.08.2009 17:06
von Jøran
Claudia hat geschrieben:Und zusätzliche Infos zu beschaffen, würde bedeuten, "wissenschaftliche" Bücher lesen zu müssen. Ein Graus für Leute, die im Alltag nicht mal nen Roman lesen.
Wenn man da ne Verbesserung wollte, müßten die Leute vom Museum selbst geschult und mit aufbereiteten Infos gefüttert werden, sonst wird das wohl nichts.
Nun, viele der "älteren" Museumsleute lesen sehr wohl viele Bücher aber warum in der privaten Zeit "Fachbücher" lesen, wenn das später vom Museum nicht anerkannt wird?
Dann doch lieber ein Roman am Strand lesen, oder?
Ich selber lese in meiner Freizeit auch Fachbücher und besuche Fachvorträge. Mein vorheriger Arbeitgeber fand das zwar völlig in Ordnung aber anerkannt hat er mir das nicht! Mal mir ein Buch zu finanzieren oder einen Teil der Kosten für die Vorträge mitzutragen. Gar nichts. Meine Arbeitskollegen hielten mich schon für verrückt, weil ich meine private Zeit dafür "geopfert" habe.
Am Ende ist das dann schon soweit gekommen, dass ich Fachbücher *während* der Arbeitszeit nicht mehr lesen durfte und sogar Protokolle
zu Hause in meiner Freizeit schreiben sollte!!!
Nein, der Arbeitgeber muß das unbedingt auch fördern und diese Lernbereitschaft (auch in der privaten Zeit) anerkennen, sonst darf man da eigentlich vom Personal nicht viel erwarten.
Hilsen
Jøran-N.
Verfasst: 07.08.2009 18:32
von Chris
ich erwarte einfach von jemandem, der in einer Ausstellung aufpasst, 3 grundlegende Dinge:
- Sie / Er spricht und versteht deutsch
- Sie / Er ist in der Lage, auf Fragen im Zweifelsfall freundlich "Es tut mir leid, das weiß ich nicht." zu sagen
- Sie / Er kann auf Fragen nach Öffnungszeiten, dem Klo, dem Abteilungsleiter / Ansprechpartner u.ä. zu hausinternen Orga-Dingen Auskunft geben
das mit dem deutsch ist schon mal nicht so einfach - in Karlsruher Museen z.B. muß man russisch können, um nach dem Klo zu fragen! Aussage eines Mitarbeiters aus dem Bereich "Fachpersonal" dazu: "Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist - aber jetzt haben wir halt die Russenmafia"
das mit der Freundlichkeit ist oft ein Problem - Museumsbesucher (Kunden!!) sind oft nur lästig, die grummelt man an, dann ist man sie schnell los....
Ich habe 9 Stunden am Tag Kunden am Telefon, zu denen ich freundlich sein muß, auch wenn sie mich anpissen - ich weiß, das es geht!
das mit den hausinternen Auskünften kann nicht so schwierig sein - um sich den Leiter oder Ansprechpartner einer Abteilung zu merken, muß man keine Fachbücher lesen!!!
wenn mir jemand freundlich sagt, das er sich mit Fund XY nicht auskennt, aber der zuständige Archäologe MüllerMeierSchmitt heißt, dann kann das völlig ausreichend sein - jetzt noch eine vernünftige Museumswebsite und ich schreibe Herrn MüllerMeierSchmitt von zu Hause aus in Ruhe eine Email an seine auf der Website angegebene Adresse.
so schwer kann es nicht sein, es gibt viele Leute, die kriegen das täglich hin, nicht unbedingt aus Interesse an der Sache, sondern weil sie eben damit ihr Geld verdienen und ihren Job ordentlich machen wollen......
Verfasst: 07.08.2009 19:17
von Bullenwächter
Claudia hat geschrieben:
... Guter Trick, den muß ich mir merken!...
Das war kein Trick, Dr. K.... hatte uns am Tag zuvor wirklich von dem Fund erzählt, als wir bei ihm im Büro waren.
Aber geholfen hats trotzdem
Re: Museumspersonal
Verfasst: 10.08.2009 06:08
von Beate
Sikla hat geschrieben:
Hier ist ein grundsätzliches Umdenken von Seiten der Museen erforderlich, weg von dieser Trennung und hin zu fachlich auskunftsfähigen Aufsichtspersonal.
Das kostet Geld.
Und die Aufpasserjobs bzw. "da steht jemand im Raum, der guckt" sind zumeist halt nur Geringverdienerjobs. Ich habe weiter vorn im Thread nicht umsonst den Vergleich mit Putzjobs gewählt.
Wenn ich die Räumlichkeiten einer Firma u.ä. putze, beschäftige ich mich doch auch nicht damit, was die Firma macht. Bei uns putzen auch viele Damen, die kein Wort Deutsch können, müssen sie auch nicht (trotz Publikumsverkehr)... auch unser Sicherheitsdienst kann keine Auskünfte geben. Soll er auch nicht.
Verfasst: 12.08.2009 09:32
von Mela
Steve schrieb[quote]In dieser Zwischenebene zwischen nonverbal ablehnender Haltung (was in meinem Security-Team ein KO-Kriterium war) und dem Drohmoment, eine Ansprechperson darstellen zu müssen (in meine Security-Team konnte jeder Fahrplanauskünfte erteilen oder wusste bei Warenhauseinsätzen, wo der Kunde was finden konnte) eingeklemmt fühlen sich viele "Sicherheitsvermittler" hilflos und alleingelassen.
[/quote]
Steve, da drängt sich mir ein Verdacht auf: haben wir bei der selben Firma unsere Studi-Brötchen verdient?
Als Ex-Security ärgere ich mich nämlich auch immer masslos über unprofessionelle Billigfirmen und schlecht (ein)geführtes Personal.
Sooooo schwierig ist es nämlich nicht, engagierte "Aufpasser" zu bekommen - mit etwas Integrationswillen von Seiten der Museumsleitung...
Liebe Grüsse
Mela
Verfasst: 12.08.2009 09:40
von S. Crumbach
Zum Teil liegt eine intensive Aufsichtsführung auch in den Auflagen der Leihgeber (bei Sonderausstellungen) begründet. Das gleiche gilt für Foto-Verbote ....
Verfasst: 12.08.2009 09:55
von Steve Lenz
Hast Du in Hannover gearbeitet, Mela?
Ich stieg bei einer Firma ein, welche sich schließlich als wenig seriös herausstellte und was mich spontan bewog, in eine andere - seriöse - zu wechseln.
Was ich gesehen habe berührt den Tatbestand des Betruges. Und das war knapp 5 Jahre nach dem Mauerfall, als der Druck von Osten (Ex-Vopos, -VA, -MFS,...) noch nicht so stark war. Einmal haben wir den gesamten Mitarbeiterbestand einer Detektei übernommen, deren Chef die Konten geplündert und sich ins Ausland abgesetzt hatte.
Das war richtiger Krieg, wenn in einem Objekt mehrere Firmen aktiv waren. Eine Dienstanweisung lautete: "Einsätze in nicht vertragsgebundenen Bereichen werden seitens der Geschäftsführung als privat angesehen und können arbeitsrechtliche Konsequenzen nachsichziehen." Klartext: Hilfst Du einem der anderen Firma in einer Notsituation kriegst Du kein Geld und fliegst raus.
Und ich sag nur "HEROS".
Und wie ich das so mitverfolge geht die Spirale weiter abwärts! Aus den neuen Billiglohnländern kommt die eingekaufte IHK-§34a-Schwemme, welche neben dem Dumping-Effekt auch für ein Überhandnehmen unfähiger Sicherheitsdienstleister Sorge trägt.
Hire & forget.
Verfasst: 12.08.2009 10:59
von KatrinA
jetzt noch eine vernünftige Museumswebsite und ich schreibe Herrn MüllerMeierSchmitt von zu Hause aus in Ruhe eine Email an seine auf der Website angegebene Adresse.
Webseiten von Museen? Ein ganz trauriges Kapitel....
Verfasst: 12.08.2009 12:25
von Mela
Nein, Steve - ich habe in der Schweiz, bei "dem" Sicherheitsdienst gearbeitet. Der grössten Firma, die - da ungefähr doppelt so teuer wie die Konkurrenz - wirklich seriös genannt werden darf. Dabei hatte ich gelegentlich auch Museumsdienste (und die internen Kontrollen waren ganz schön heftig).
Allerdings hat sich die Firma in den letzten Monaten durch irgendwelche "Spionageaufträge" nicht gerade mit Ruhm bekleckert, für mein Empfinden, was mich etwas wurmt.
Liebe Grüsse
Mela
Verfasst: 12.08.2009 12:52
von KatrinA
Noch mal ein ganz anderer Blick auf das Museum in Detmold, mit dem dieser Thread ja begann:
Wir sind vergangenes WE dort als Darsteller aufgetreten und haben uns zwischendurch auch mal die Ausstellung angeschaut. Schönes Museum übrigens, auch die volkskundliche Dauerausstellung.
Mir ist auch aufgefallen, die räumliche Anordnung war so, dass der Besucher beim Betreten des Gebäudes als erstes mit den "Rucksäcke wegschließen" - Menschen konfrontiert war - es wäre sicher glücklicher, wenn man sich erst mal in ruhe ein ticket kaufen könnte und die nette kassendame einen dann erst bittet, Rucksäcke wegzuschließen und so... aber gut, das ist vielleicht auch ein bauliches Problem.
Bemerkenswert fand ich, dass wir in der Ausstellung sowohl von Besuchern als auch vom Aufpasspersonal angesprochen wurden und gerade das Personal uns viele Fragen stellte und sehr bedauerte, dass ihre Pausen so kurz seien, so dass sie unsere Vorführungen gar nicht sehen konnten. Wir wurden mit großer Freundlichkeit und großem Interesse behandelt.
Sicher, wir hatten natürlich das Privileg, dass wir durch unsere seltsame Kleidung sofort als Beteiligte und Nicht-Publikum zu erkennen waren. Aber ich wollte diese andere Erfahrung doch auch noch berichten.
Irgendwer aus unserem Kreis hatte zwar auch das "Keine Privatführungen!"-Erlebnis... aber das Thema finde ich so interessant, dass ich dafür mal einen eigenen Thread aufmache.
Verfasst: 12.08.2009 14:31
von Jøran
KatrinA hat geschrieben:Webseiten von Museen? Ein ganz trauriges Kapitel....
Oh ja, oh ja...
Verfasst: 12.08.2009 15:14
von Manu
Bin auch seit ein paar Jahren Museumspersonal. Wir sind Saisonkräfte und regeln das so, daß die Neuen bei den Alten mitlaufen und sehen, wie die Alten ihre Führungen machen. Das ist, bis auf ein paar Museumsmythen, die dann automatisch entstehen, keine schlechte Sache. Zumal dann in der Küche beim Kaffee auch Infos ausgetauscht werden. Wenn es zu bunt wird (z.B. daß die Fenster aus Ziegenleder dazu da sind, um dem Nachbarn per Trommel eine Nachricht zu übermitteln
) dann läuft auch schon mal ein Archäologe mit.
Hab aber auch schon erlebt, daß man in Museen recht verloren herumläuft, wenn man nicht das Glück hat eine Führung zu bekommen.
Manu
Verfasst: 12.08.2009 19:11
von Mela
Manu, hast Du diesen Sonntag gearbeitet? (Stichworte: Feuerstein, Rötelstein und Steinbeile?)
Das wäre ja ein lustiger Zufall...
Liebe Grüsse
Mela
Verfasst: 12.08.2009 19:17
von Manu
Ja, warst Du im Museum?
Manu