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Verfasst: 09.11.2010 11:35
von LS
Zwischenfrage an Rengert und Co: Wie sicher ist denn die Aussage, dass die Bäume in der LBK vor dem Schlagen erstmal entrindet wurden, um sie so 2-3 Jahre abtrocknen zu lassen?
Das wäre doch ein nicht unwesentlicher Aspekt für das Experiment.

Gruß Leif

Verfasst: 09.11.2010 11:40
von ulfr
Ich denke, da wir wohl nur ein Wochenende zur Verfügung haben, werden wir nicht mehr als zwei, drei Bäume schaffen. Kommt ganz darauf an, wer mitmacht und wieviel Werkzeug am Start ist. 40 cm ist ok, das sind durchschnittliche Dimensionen, bis 60 cm wäre auch noch zu vertreten, aber dann wird es evtl. doch nur ein Baum werden. Das Holz kann anschließend normal verwendet werden, ich denke nur, der Käufer wird etwa 1,5 m verlieren, da wir in Schulterhöhe beginnen werden. Den Reststumpf kann man aber immer noch hinterher mit dem Fichtenmoped umgattern.

Ich würde das Experiment auf der nächsten EXAR-Tagung in Schleswig im Herbst 2011 vorstellen wollen.

Albersdorf wär auch cool, dann könnten wir uns in Halstenbek treffen, Chris?

Wie sieht es mit Unterkunft im Steigerwald aus, Frido?

Edith: Leif, daran kann ich nicht so recht glauben. Je trockener das Holz, desto härter wird es und desto schwerer zu bearbeiten ist es, gerade bei Eiche. Zudem: welchen Sinn sollte das Trocknen am Stamm haben?

Verfasst: 09.11.2010 12:15
von ulfr
FlintSource hat geschrieben:Noch eine Bemerkung zu dem Bild von Ulfr: Die Oberfläche sieht genau so aus wie die der Balken von dem Modell des bandkeramischen Brunnens in Asparn/Zaya, gebaut durch Wolfgang Lobisser. Dies stimmt nicht überein mit den Spuren wie wir sie in Altscherbitz beobachten. Wie gerade oben geschrieben: Wenn eine Oberfläche angelegt wurde ist diese immer mit flach-breite Dechseln be- oder überarbeitet
Das haben wir natürlich auch getan, Rengert, wir haben mit dem hoch-schmalen Dechsel vorgearbeitet und dann die tiefen Riefen mit einem kleinen flach-breiten Dechsel geglättet, sonst holt man sich ja beim Padeln Rillen im Allerwertesten :shock:

Bild
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Verfasst: 09.11.2010 14:31
von Blattspitze
Klingt ja hochinteressant, was sich hier entwickelt ...
Kommt ganz darauf an, ... wieviel Werkzeug am Start ist
Das scheint in der Tat bedeutsam. Außer Wulf`s einem schmalhohem Dechsel gibt es wohl noch nichts?
Ich habe ursprünglich vorhandene entsprechende Basaltklingen leider im vergangenen Jahr verschenkt.
Hat jemand Zugang zu Aktinolith-Hornblendeschiefer?

Wenn`s nicht zu weit südlich stattfindet wäre ich auch interessiert.

Vielleicht sollten wir hier vorher Fragen formulieren bevor wir anfangen?
Hypothesenbildendes Experiment?

Verfasst: 09.11.2010 14:50
von rolfpeter1
LS hat geschrieben:Zwischenfrage an Rengert und Co: Wie sicher ist denn die Aussage, dass die Bäume in der LBK vor dem Schlagen erstmal entrindet wurden, um sie so 2-3 Jahre abtrocknen zu lassen?
Das wäre doch ein nicht unwesentlicher Aspekt für das Experiment.

Gruß Leif
Das ist ja interessant. Bin bisher immer davon ausgegangen, dass frisches Holz am besten zu schlagen und bearbeiten wäre.

HG
RP

Verfasst: 09.11.2010 15:10
von LS
Hallo die Herren,
kann ich mir wohl im Prinzip selbst beantworten: nur im Zusammenhang mit Brandrodung relevant, für´s Schlagen von Stämmen ist Grünholz natürlich besser. Tjaja, das kommt davon wenn man nicht ganz bei der Sache ist ...
Also, dann haut mal rein. In ein bis zwei Jahren kann ich auch nen Wald zum Auslichten anbieten, neue Besitztümer unseres Bogenvereins.
Und Rengert: einer der Schuhleistenkeile mit Längsschneide, die ich vor Tagen erwähnt habe, liegt in Dräsdn im Depot (von meinen Jugendsünden in Westsachsen).

Gruß L.

Verfasst: 09.11.2010 22:19
von FlintSource
Ich freue mich sehr über den regen Zuspruch für dieses Projekt, oder besser gesagt, Projekte. Für mich ist es ziemlich Wurst wo der Baum steht, von DD aus gesehen ist fast alles weit weg. Wie bereits gestern geschrieben würde ich am liebsten sachte anfangen mit einem Baum, und zwar eine Eiche mit einem Durchmesser von 40-50 cm. Dann kann nie der Vorwurf lauten, es wäre ein Zahnstocher, weil auch ich einen Baum mit einem Durchmesser von 20 cm oder darunter nicht lohnenswert finde; das schaffe ich auch noch mit meiner Machete bzw. Parang.

So, dann mal die ersten Gedanken zu den Fragenstellungen.

Meine Interessen liegen zuerst einmal beim Arbeiten mit einer Dechsel, habe ich bislang noch nie gemacht. Auch wegen Zeitmangel habe ich es auch noch immer nicht geschafft eine eigene Dechsel zu bauen. @ Marquardt: Wenn ich gut grabe, finde ich in meinen Experimentenkisten bestimmt noch einige Stückchen AHS aus der bandkeramischen Quelle von Jistebsko, aber viel ist es nicht. Ich sollte auch noch einige Stücke Diabastuff liegen haben, die wahrscheinlich auch geeignet wären.

Zweitens: wie muss man mit einer Dechsel arbeiten, um am effektivsten (d.h. mit einer so klein wie möglichen Fällkerbe) und mit so wenig wie möglich Holzverlust einen Baum zu fällen. Gegenständige Kerben, Bleistiftmethode? Wie sieht es aus mit klassisch gegen ‚Bibermethode’? Wie muss man die Fällkerbe ‚pflegen’ bzw. erweitern.

Hiermit unmittelbar zusammenhängend, drittens: Was ist der optimale Einschlagwinkel für eine Dechsel, und wie verhält sich das mit der Schäftungswinkel? Wie sieht das für unterschiedliche Schneidewinkel, bzw. Schneidebreiten aus? Natürlich wäre es am schönsten, wenn eine Serie von Dechseln zur Verfügung stünde, am liebsten sowohl flach-breite, mittelhohe (Breite-Höhenverhältnis ca. 0,8, aber deutlich breiter als 25 mm, also ein richtiger Schuhleistenkeil), als richtig schmalhohe (Breite-Höhenverhältnis ca. 1-1,1, breite unter 20 mm) Klingen. Daraus hervorgehend:

Viertens: Wie sehen die Negative verschiedener Dechsel aus? In wie weit lassen sich die verwendeten Klingen bestimmen bzw. rekonstruieren? Dazu wurde ich sehr gerne ein Teil des Stammes mit gut erkennbaren Negativen stillos mit der Kettensäge abtrennen, um das Ding hier durch den Laserscanner zu ziehen. Dass sich unterschiedliche Klingen im Negativ unterscheiden lassen ist deutlich, wer es nachvollziehen möchte und eine rezentere Version von Acrobat Reader (kostenlos bei Adobe) hat, folgt diese Link, http://www.archaeologie.sachsen.de/Them ... l/1734.htm, scrollt runter bis kurz oberhalb des letzten Bildes. Dort die 3D-PDF downloaden, ins Bild klicken (abhängig von der Leistung des Rechners kann es etwas dauern) und eine heruntergerechnete Version eines der Konstruktionsbalken von Altscherbitz zoomen, drehen, wenden, ausleuchten, sogar vermessen. In dem oberen Bereich der Breitseiten schöne ‚Hobelspuren’ von breit-flachen Klingen, an einer der Stirnen sind gut die Negative von einer sehr schmal-hohen Dechsel zu sehen.

Fünftens: Lassen sich die Späne unterschiedlichen Klingtypen oder sogar individuellen Klingen zuordnen?

Sechstens: Wozu setzt man eine stumpfwinklige Schäftung ein? ':wink:'

Die letzten drei Fragen sind natürlich nicht zwingend an einem stehenden Baum zu erörtern, sind aber direkt abgeleitet aus den Beobachtungen an den originalen Hölzern. Wichtig wäre in allen Fällen das Vorhandensein von unterschiedlichen Geräten. Wer kann da weiter helfen?

Zu den Dokumentationsmethoden die ich mich so vorstellen könnte dann ein nächstes mal, so reicht es mal wieder mit Text für heute.

Grüße,
Rengert

Verfasst: 09.11.2010 22:52
von FlintSource
Ai, Ulfr, war mir anfänglich nicht klar, dass es sich um einen Einbaum handelte. ':oops:'

Was ich meinte war diese Oberflächen- und Endbehandlung in Asparn, zumindest im Vergleich mit den Bauhölzern in Altscherbitz.

Bild

Aber jetzt wird es richtig off-topic, es geht hier vorerst um das Fällen von Bäumen mit einer Dechsel.

Verfasst: 09.11.2010 23:03
von Fridolin
Rengert, der link (http://www.archaeologie.sachsen.de/Them ... l/1734.htm) funktioniert leider nicht.

Blattspitze, ein Kollege würde im Frankenwald Amphibolite, Grünschiefer und Diabas besorgen, wenn er wieder ins Gelände kommt.

Viele Grüße

Fridolin

Verfasst: 10.11.2010 09:43
von Blattspitze
Uff, vielen Dank für das Avisieren von Rohmaterialien, mangels Maschinen und Zeit bin ich jedoch nicht in der Lage, bis Februar eine Dechselfabrik zu eröffnen. Wenn jemand eine Klinge mit Flex zuschneidet, könnte ich vielleicht max. einen Dechsel schleifen und mit Schaft versehen.

Ansonsten guckt doch mal hier :
Bild
Kerbe etwas über Kopf angelegt, Späne stören bis zu dieser Kerben- und Stammgröße offensichtlich nicht zu sehr. Klinge scheint Ähnlichkeiten mit bandkomischen Klingen zu haben. Bei Stamm-umlaufender Kerbe ähnelt der Stumpf manchen mit Geradbeilen gefällten Bäumen.
(Bild-Quelle s. 10 dieser pdf:
http://www.bylany.com/kvetina/kvetina_e ... ratura.pdf)

Verfasst: 10.11.2010 11:28
von ulfr
Den Fragestellungen von Rengert ist nix hinzuzufügen, außer dass ich gern auch gleich noch das Ablängen mittels Feuer testen würde, wenn wir schon mal dabei sind.
Dechselklingen herstellen ist kein Problem, Material hab ich noch, Diabas, Serpentinit und andere Grünsteine. Schmal-hohe Klingen müsste ich anfertigen, flach-breite Dechsel hab ich noch zwei, allerdings etwas kleiner, die Klingen sind etwa B/H/L 5/2/10, Stiellänge ca. 35 cm.
Schwieriger wird es mit den Schäftungen, ich hab noch ein, zwei sehr schöne mit ca. 75°, sonst nur steilere Winkel bis ca. 60°. Für eine Serie wären das gute Voraussetzungen, ich würde drei Stück Schmal-Hohe anfertigen.

Fehlt noch die Location, ich erkundige mich mal hier unten, und würde mich freuen, wenn jemand in Schleswig-Holstein fragt, beim Grafen oder am AÖZA, die wären bestimmt mit von der Partie. ich kann Rüdiger auch selbst fragen, hab aber momentan viel um die Ohren und bin daher um jede Entlastung dankbar.

Verfasst: 10.11.2010 11:47
von Chris
ulfr hat geschrieben:Fehlt noch die Location, ich erkundige mich mal hier unten, und würde mich freuen, wenn jemand in Schleswig-Holstein fragt, beim Grafen oder am AÖZA, die wären bestimmt mit von der Partie. ich kann Rüdiger auch selbst fragen, hab aber momentan viel um die Ohren und bin daher um jede Entlastung dankbar.
Um Grafen und AÖZAs kümmern sich mal die Nordlichter, sprich wir :D

Verfasst: 10.11.2010 12:13
von ulfr
Danke!

Verfasst: 10.11.2010 14:29
von Fridolin
Also,

gerade habe ich die mündliche Zusage für ein paar geeignete Eichen (40-60 cm Dm.) und die eine oder andere Übernachtung im Steigerwald.

Weitere Einzelheiten können erst in zwei Wochen geklärt werden (Sitzung der Waldrechtler), die Kontaktadresse geht an Ulfr und Rengert als PN raus.

Viele Grüße

Fridolin


Freu mich riesig, wenns klappt!

Verfasst: 10.11.2010 15:02
von Blattspitze
Als Vergleich sollte vielleicht auch ein Stechbeitel - geschäfteter schmalhoher (?) eingesetzt werden?