Das Problem lässt mir keine Ruhe.
Auch bei allen Erklärungsansätzen „Kinder/Frauenarbeit“ bleibt ja auch immer fakt, dass dann eben deren Arbeitskraft sehr unrationell eingesetzt wurde.
Dass der Mensch kein „homo ökonomicus“ ist, ist schon klar, dass modernes Wissen und moderne Anforderungen eben nicht auf Rekonstruktionsarbeit übertragen werden darf, auch.
ulfr bleibt ja jetzt erstmal nichts anderes übrig, als die Leggins so zu machen, wie sie halt nun mal waren.
Aber es wird wohl den „Preis“ für die Leggins nach oben treiben, erstmal egal, wer ihn bezahlt, der Auftraggeber oder eben ulfr, weil er dann halt wesentlich länger braucht und in zeitliche Probleme kommt.
Das war auch damals so, dazu brauche ich an sich keine „moderne“ Forderungen an die „Wirtschaftlichkeit“ der damaligen Vorgehensweise stellen.
Ebenso ist die Frage der Kompensation bzw. des von uns (noch) nicht erkannten Vorteils nicht unbedingt „modern“.
Lässt sich dieses Flickwerk wirklich nur mit dem zufälligen Zusammentreffen:
„Lederflicken – überschüssiges Nahtmaterial – Zeit spielt untergeordnete Rolle“ erklären ?
Damit stellen sich natürlich sofort die nexten Fragen, eine hat ulfr ja bereits gestellt:
- Woher kommen den überhaupt die Lederflicken ? Wurde tatsächlich allgemein mehr Lederkleidung getragen ? Ist der Mann dann nun ein „Außenseiter“ oder nicht ?
- Wieso bleibt Nahtmaterial übrig ? Erklärt sich nun eigentlich nur widersprüchlich. Wenn von den Tieren mehr Sehnenmaterial übrig bleibt als für Kleidung, Waffen, sonstige Gegenstände verbraucht wurde, trugen sie vielleicht doch mehr Leinen/Wolle und nähten dann doch eher mit diesem Material ?
- Bei wem und wann spielt Zeit keine Rolle ? Wie gesagt, auch Kinderarbeit ist nicht nur Beschäftigungstherapie, auch wird es wohl keinen „Nähkreis“ älterer Damen gegeben haben. Und wenn, warum sollten diese Gruppen nicht rationell arbeiten ?
- wann – vielleicht im Winter ? Der Mann verwendete die Leggins wohl im Herbst....lagen sie dann herum oder sind es doch irgendwelche Reparaturen, die dieses „Flickwerk“ ergaben ?
War Leder/ Fell dann doch eher knapp ? Oder ist das Ledermachen zu aufwändig, zu teuer, das Sehnenklopfen jedoch nicht ?
- die Jacke ist wohl normale „Kürschnerarbeit“, die ja sehr häufig, zusammenhängende Felle zerschneiden und wieder zusammenfügen, um der natürlichen Biegung der Häute entgegenzuwirken.
Es bleibt verwirrend. Inhaltlich und aber auch methodisch, in dem Sinne, ob wir uns da die richtige Frage stellen oder nicht.
Gibt es eigentlich Vergleichsfunde ? Im Sinne von nicht nachvollziehbarer „Zusammenstückelung“ Irgendwie habe ich da die BZ-Kleidung aus den dänischen Eichensärgen im Kopf, da ist auch nicht jede Naht an den Männerkitteln oder den Mänteln so furchtbar logisch.....
Thomas