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Verfasst: 12.11.2007 10:12
von C. Koepfer
fragwürdiger Dura Europos Fund" - auch auf die Gefahr hin, das ich aufs selberlesen verwiesen werde, wieso ist dieser Fund denn "fragwürdig".
Weil die Dokumentation fehlt, bzw. es keine Materialanalyse gibt.
Da steht halt "Leder", weil ja jeder weiß, daß Schilde mit Leder bezogen waren.
Verfasst: 11.06.2008 16:08
von C. Koepfer
Es gibt ein paar weitere Funde von röm. Schildfragmenten aus Masada. Besonders interssant ist, daß die Funde relativ unterschiedlich sind, z.B. ein zweilagiger Schild mit Leinen und Rohhaut, wie bei Polybios beschrieben, dann 3-Lagige mit Rohhaut bzw Rohhaut auf Leinen. Einer der Schildkörper besteht aus mehreren Schichten rechtwinklig verleimter Lagen aus Pflanzenfasern, darauf Rohhaut auf Leinen. Ein besonders großes 3-lagiges Schildfragment zeigt, daß die einzelnen Leisten nicht so genau gepaßt waren, man konnte also die Struktur des Schildes trotz der Rohhautbespannung erkennen, außerdem spannend für die Zeitstellung ist seine Form: Exakt die, die auch der Kasr-El-Harit Schild aufweist.
J. Aviram, et al. (eds.), MASADA VIII. The Yigael Yadin Excavations 1963?1965.Final Reports, Jerusalem, 2007.
Verfasst: 12.06.2008 13:08
von ghandi
Hi, interessante Dikussion!
Ein Einwurf von mir:
In Kalkriese wurden einige Reste von U-förmigen Schildrandbeschlägen aus Kupferlegierung gefunden, in denen sich einige Holzreste befanden. Ein Stück , welches sich in der Ausstellung befindet, weist wenigstens zwei Holzschichten auf, erkennbar an dem Verlauf der Maserung. Zwischen der Hozschicht und dem Einfassungsblech ist ein Rest einer weiteren Schicht erkennbar, welches "hautartig" und von scheinbar dichter Struktur ist. Im Gespräch mit dem damaligen Restaurator hielt dieser es für möglich, daß es sich um durch Korrosionssalze erhaltenes Leder oder Rohhaut handeln kann.
(Siehe auch: W. Schlüter (Hg.), Kalkriese - Römer im Osnabrücker Land (Bramsche 1993). S.112 ff. )
Der einzige mir bekannte archäologische Hinweis auf die Verwedung von Textil bei germanischen Schilden um Chr. Geb. fand sich im Urnengräberfeld Großromstedt in Form eines Korrosionsabdruckes in der U-förmigen Randeinfassung aus Kupferlegierung im Grab 1907 / 43. Scheinbar handelt es sich um eine Leinwandbindung, die schräg zur Einfassung verläuft. Es ist allerdings nicht klar, ob es sich um Leinen handelt. Die Holzkonstruktion des Schildes ist nicht erhalten.
(G. Eichorn, Der Urnenfriedhof aud der Schanze bei Großromstedt (Jena 1927). S.120 ff.)
Zum Versuchaufbau von Erhard, denke ich, daß es möglicherweise angebrachter wäre, komplette und praktisch verwendbare Schilde zu rekonstruieren. D.h. die Schilde sollten Buckel/Spina und sonstige nachweisbare Bauteile besitzen, da das "Beschußverhalten" des Schildes eben durch diese Bauteile zweifellos beinflußt wird. Ferner müßte eine punktuelle Schildaufhängung, die der Flexibilität eines menschlichen Armes entspricht und die Schilde an ihrer Handhabe festhält, erdacht werden. Ein nicht unerheblicher Teil der Geschoßenergie könnte durch diese flexible Führung aufgesaugt werden.
Grundsätzlich ist die Frage, welche Aussagen mit diesem und jenen Versuchaufbau getroffen werden können. Um die reine Penetrationsfähigkeit von Projektilen unteschiedlicher Art durch unterschiedliche Materialien festzustellen, sollte beispielsweise auf manuelles Abschießen der Projektile verzichtet werden, um einen gleichmäßigen Parameter zu haben. Geht es eher um die Untersuchung des "realitätsnahen" Verhalten von Schilden unterschiedlicher Beschaffenheit sind eben andere Parameter unter Kontrolle zu halten und die Aussagen sind weniger naturwissenschaftlich als, sagen wir, empirisch.
my tupence
Robert