Schutzobjekt Museum, Erfahrungen mit dem Ordnungspersonal

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Mela
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Beitrag von Mela »

Ja, zu mir gehörte der kleine Junge mit den langen blonden Haaren, der sich auf schweizerdeutsch von mir den Bohrer erklären liess. Der der Dich erst nur anschaute, weil Du zu "Silex" "Feuerstein" sagtest...
(By the way, diese unsägliche Bohrmaschine solltet Ihr wirklich mal anzünden oder so....)

Liebe Grüsse

Mela
Manu

Beitrag von Manu »

Ja, ich erinnere mich. Kinder sind halt immernoch die beliebtesten Besucher. Leider gehen sie im Moment etwas unter. Wart ihr auch im Aktionsprogramm?

Diese Bohrmaschine, ich weiß nicht was ich davon halten soll. Erwähne ich sie nicht, frägt bestimmt einer danach, und alle denken aha da stimmt was nicht.

Kannst du dir erklären, warum viele Museen die haben?

Manu
Mela
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Beitrag von Mela »

Jetzt muss ich leider meinem Mann den Computer abtreten - enorm wichtiges Fussballspiel, glaube ich :D

Aber ich kann morgen etwas mehr ausholen - die Bohrmaschine hatten wir hier auch schon mal durchgekaut, da finde ich vielleicht den alten Thread.

Aktionsprogramm habe ich auch gemacht, ja - dazu auch mehr morgen.

Liebe Grüsse

Mela
Manu

Beitrag von Manu »

Mela,

bin die nächsten zwei Tage im Museum, freu mich aber auf mehr.

Manu :D
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Trebron
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Beitrag von Trebron »

Die Geschichte mit der Bohrmaschine ist hier:
http://www.archaeoforum.de/viewtopic.php?t=2271

1. Seite, ziemlich unten !

Gruß

Trebron
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Manu

Beitrag von Manu »

Hab mir den Link mit der `Bohrmaschine`angeschaut. Vielen Dank.Es ist natürlich immer die gleiche Diskussion, ob DIE das DAMALS schon konnten. Selten spreche ich in meiner Führung von einer Maschine, das würde bedeuten, daß sich die `Maschine`durch Strom bewegt, oder irgendwie selbständig. Ich sage immer, es sei ein Bohrhilfe, von der die Archäologen nicht genau wüßten, wie sie letztendlich aussah. Ist das nicht ähnlich wie mit den Webstühlen? Auch da werden Kompramisse geschlossen.

Diese Bohrgeschichte ist absolut zäh für einen Besucherführer :roll:

Manu
Mela
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Beitrag von Mela »

Nee, nee, mit einem Webstuhl ist das nicht wirklich zu vergleichen - da gibt es doch deutlich mehr Indizien für die Rekonstruktion...

Für diese Bohrmaschine nämlich wirklich keine! (Und, um mich Wulf anzuschliessen: ich glaube auch nicht, dass irgendwann mal ein Teilchen davon ausgegraben wird).
Sie ist ein "Ausstellungsstück" im mehrfachen Sinne - und zeugt in erster Linie vom Archäologieverständnis vergangener Forschergenerationen.
(Und ich bin beileibe keine dieser "das konnten die damals eh noch nicht"-Vertreterinnen :wink: aber ich bin eine der ziemlich vehementen Vertreterinnen des Mottos: "die haben sich das Leben nicht komplizierter gemacht als nötig" - und die Bohrmaschine ist völlig unnötig ver-industrialiserter Technikkram...)

So, jetzt mal wieder meinen Unmut über das unsägliche Ding losgeworden (by the way: auch wir haben eins, wir verstecken es aber :D )

Und nun zu Deinen Fragen:

Erstmal etwas vorausschickend: ich bin von Hause aus Archäologin, speziell Experimentalarchäologin, arbeite in der Museumspädagogik - und hänge einer ziemlich "strengen" Schule der Wissensvermittlung ans unbedarfte Publikum an - also, nicht wundern, wenn ich stellenweise ziemlich überkritisch bin.

- ich mag Euer Museum sehr, vor allem die Figuren und szenischen Darstellungen finde ich eine gute Sache, es bringt Leben ins Museum.

- ich bin in letzter Zeit zweimal "inkognito" im Museum gewesen und hatte beide Male Pech, bei den Führungen gröbere Schnitzer zu hören. Ich weiss, Museumsmythen bürgern sich leider extrem schnell ein... Ich wollte schon länger fragen: was unternehmt Ihr im Museum konkret, um das zu minimieren? (Ich kenne Museen, die machen regelmässige "Kontrollführungen", andere bieten mehrmals jährlich Mitarbeiterschulungen und Workshops an - und sehr, sehr viele lassen ihr Vermittlungspersonal ganz schön im Regen stehen...)

- Aktionsprogramm: aaaaaalso (nicht erschrecken, wie gesagt, ich tendiere hier zur Überperfektion - was auch an den sehr strengen Grundsätzen meines Arbeitgebers liegt)...
< das abgeschlossene Gelände mit den Arkaden ist schon mal toll (was würde ich für soviel Platz geben)
< Preis fand ich grundsätzlich in Ordnung
< Angebot: jetzt harzt es für mich etwas - der grosse Teil der Angebote hatte für mich nicht soooo viel mit Fakten zu tun (woher habt Ihr bloss diesen Apfel?! Klar, den Kindern gefällts - aber was hat es mit den Pfahlbauten zu tun?). Die gesägten Holzscheiben? Naja...
Ich weiss, solche Angebote sind enorm vorbereitungsintensiv, die Materialkosten sind immer ein Thema etc... Aber dennoch: ich finde, mit etwas Aufwand kann doch ein Angebot erreicht werden, dass mehr vermittelt als "Steinzeit ist Bastelzeit".
Silexschneiden ist auf jeden Fall spannend, das finde ich gut.
Silex ausgraben - da habe ich ehrlich Bedenken, dass die Abschläge irgendwo landen, wo sie nicht landen sollen. Die meisten Silexschläger, die ich kenne, sind da sehr vorsichtig und versuchen, keine Spuren zu hinterlassen.
<insgesamt hätte der Bereich noch etwas besser betreut werden können - ich habe nur Uhldi dort erlebt und im Hintergrund ein leicht chaotisches Eltern-Kind-Gewusel. Aufgeworfene Fragen beim Bohren und so konnten nicht beantwortet werden.
< Der Brei war lecker!

- Sonntagsführungen: ich fand es sehr gelungen, dass Ihr eine kurze Einführung gabt und die Leute dann in den einzelnen Häusern Infos bekamen. Damit haben sich die Massen gut verteilt.

So, jetzt schicke ich die Manöverkritik mal ab - nicht krumm nehmen bitte, wie gesagt, das ist jetzt einfach mal eine Sicht von der "strengen Schule" :wink:

Liebe Grüsse

Mela
Manu

Beitrag von Manu »

Hi Mela,

niemals würde ich so was krumm nehmen, das sind Argumente, die wir des öfteren hören und die durchaus berechtigt sind.

Interessant ist, daß du die Figuren magst, die kommen bei den Besuchern speziell kritischen Besuchern, oft nicht so gut an. Gerade dort gibt es viel Verwirrungen, wo sind die Funde her, vom See, ach aus ganz Europa, hä??

Das mit den Feuersteinabschlägen hab ich auch schon gehört, ist für mich als Nicharchäologin nicht immer nachvollziehbar, weiß aber, daß Archäologen im allgemeinen da viel strenger sind. Was ich übrigends auch verstehe. Tausend Schilder haben wir angebracht, daß Feuerstein scharf ist ect. Ob`s fruchtet, wer weiss.

Wegen dem Angebot selber, ist es schwer viele Besucher zufrieden zu stellen. Natürlich arbeite ich auch lieber in den Schükerprojekten, in den viel mehr Bezug zu den Funden genommen wird, und natürlich zum Arbeiten selber (bohren schleifen, kleben mit Birkenteer). Im Sommer ist das ein Ding der Unmöglichkeit, viel zu viele Besucher, denen man eben trotzdem gerne auch mal was mitgibt. (Auch diese Holzscheibchen :roll:

Der Apfel, tja das macht vielen Kindern super Spaß. Wir haben übrigends im Oktober ein Apfelfest, jedes Jahr, bei dem alte Apfelsorten (und uralte) vorgestellt werden. Die können auch gekauft werden, das ist eine super Sache.

Vielleicht sehen wir uns an diesem Fest mal nicht inkognito, sprech mich ruhig an, aber in welchem Museum arbeitest Du?

Grüssle Manu
Mela
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Beitrag von Mela »

Die Figuren mag ich evt., weil wir die selber auch haben? :lol:
Nein, im Ernst - ich finde (bei sämtlichen archäologischen Vorbehalten, die ich als Prähistorikerin ja beinahe haben muss) die szenische Darstellung eine hervorragende Möglichkeit, die Besucher "näher" an die Urgeschichte zu bringen.
Kuckst Du hier: http://www.museenzug.ch/urgeschichte/index.html (da arbeite ich Teilzeit als Assistentin der Museumspädagogin)

Das der Feuerstein scharf ist, stört mich gar nicht - ich finde, da dürfen Kinder ruhig mal ran... (wir lassen sie auch - da meistens kleinere Mengen - Richtung Feuer :wink: in der Schweiz ist man da sehr entspannt).
Ich meinte eher wegen der Verwechslungsgefahr von "echten" Abschlägen, wenn die Kids aus dem Sand Silexabschläge ausbuddeln - aber vielleicht hat da noch ein Silexguru eine Meinung dazu?

Wie viele Kids habt Ihr denn so an einer Sonntagsaktion? (Zum Vergleich: unsere letzte Sonntagsaktion, pi mal Daumen 120 Besucher, in drei Stunden, davon haben ca. 60 eine Knochennadel mitgenommen, die meisten mit einem selbergezwirnten Faden, einige noch eine Kupferspirale, einige ein Körbchen, wenige einen Steinmeissel - und wir drei Angestellten waren fix und foxi :wink: ) Ich weiss, für die Masse ist?s enorm schwierig...

Ah, etwas fällt mir noch ein: gerade im neuen Bereich, im Haus der Fragen zum Beispiel sind mir schon beim letzten Male x "Ungläubige" aufgefallen (Besucher, die meinten: "ach nee, das können die doch gar nicht wissen") - habt Ihr Euch schon mal überlegt, dort auch jemanden zu postieren? Gerade diese neue - tolle ! - Rekonstruktion wirft nämlich immer noch Fragen auf. Und, ein Motto, das meine Chefin immer wieder betont: mit den positiven Bildern arbeiten, nicht mit den negativen lohnt sich).

Nichts gegen den Apfel - er steht nur völlig unkommentiert im Raum (und eben, vermittelt zusammen mit den Fischen ein wenig dieser "alternatives Quartiervereinsfest-Stimmung" - hat aber wenig mit dem Museum zu tun.
(Evt. ein Schaubild - für die eh wartenden Erwachsenen? Äpfel in der Urgeschichte? Sammelpflanzen...)

Ich hoffe schwer, an die Tagung zu kommen - und bei einem Gläschen diskutiert es sich doch viel besser :D

Liebe Grüsse

Mela
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