Neue Erkenntnisse zu den Moorleichen von Windeby

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Hans T.
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Beitrag von Hans T. »

Nicht neu, nur neu in den Medien. Die Ergebnisse hängen schon länger im Museum selber aus.

Interessant aber das Bild über Schlabow.

H.
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Claudia
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Beitrag von Claudia »

Zu der "Feige" in der Handhaltung hatte ich mal gelesen, das sei durch Trocknungsprozesse entstanden. Mich irritiert, daß in dem Artikel Karl Schlabow der direkten Fälschung bezichtigt wird. Ganz am Ende des Artikels schwächt der Autor das zwar noch mal ab, aber immer noch so, daß beim Leser der Eindruck entsteht, Karl Schlabow hätte man am besten zeitig aus dem Museumsdienst entfernen sollen.
Ich kann mich irgendwie nicht des unguten Gefühls erwehren, daß sich da jemand profilieren will, indem er einen Kollegen, der sich nicht mehr wehren kann, in Grund und Boden verdammt.
Ich habe den Eindruck, daß Fehler, die damals ganz allgemein gemacht wurden (und die aus heutiger Sicht vermeidbar sind - aber hinterher hat man immer gut meckern), ihm und seinen direkten Kollegen in diesem Artikel überproportional angelastet werden. Oder seh ich da was falsch?
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Hans T.
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Beitrag von Hans T. »

Ja, da siehst du etwas nicht ganz so richtig. Die Geschichte ist ja nicht ganz neu. Und in der Literatur ist zB die Story wie die Ehebrecherlegende entstanden ist, bereits ausreichend dokumentiert. Zudem passt die ganze Vorgehensweise, die Interpretationsweise etc etc einfach gut in die Zeit. Schlabow ist da beileibe nicht alleine. Man muss heutzutage immer und grundsätzlich die 'alten' Befunde mal genau betrachten und die Spekulation, die Ergänzungen und die Projektionen unserer Altvorderen heraussieben, bevor man sich wirklich einigermassen auf eine neue Aussage einläßt. Das Dumme ist, dass man dann oft genau dem Verdacht ausgesetzt wird, den du jetzt äußerst. Aber schau dir mal Befunde und Interpretationen der 1930er bis 1960er Jahre an....wie schon gesagt, Schlabow ist beileibe kein Einzelfall. Man sollte es wirklich gestatten, trotz der unzweifelhaften Verdienste auch mal quellenkritisch vorzugehen.

H.
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Claudia
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Beitrag von Claudia »

Äh, daß man die Interpretationen kritisch betrachten soll, will ich auf keinen Fall in Frage stellen!
Die Geschichte zum "Mädchen" kannte ich auch schon länger, mir ist klar, daß da reichlich Fehler gemacht wurden und daß die Ehebrecherlegende schon ziemlich lange als nicht haltbar galt (schon vor der DNA-Analyse).
Ich kenne ja auch selbst etliche Fehler in seinen Publikationen, wie z.B. Aufzüge von Webketten, die so wie sie Schlabow erläutert hat nicht funktionieren können, für die es aber eine ganz einfache Lösung gibt (und weiteres).
Das betrachte ich aber nicht als "Fälschung", sondern eher als Fehler, der halt von einer folgenden Generation korrigiert werden muß.
Mich stört dieser allgemeine Verdammungs-Ton in dem Artikel.
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Hans T.
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Beitrag von Hans T. »

Schlabow hat, so könnte man meinen, einen gewissen Ruf innerhalb der Rekonstruktionsszene aufgrund seiner immer noch nach wie vor wichtigen Arbeiten im Textilbereich. Ich finde keineswegs, dass er nun 'verdammt' wird, er war Kind seiner Zeit und auch seiner Profession. Was wäre denn die Alternative? Seine Ergänzungen und Interpretationen nicht erwähnen, totschweigen? Wohl auch nicht. Und wie gesagt, er steht da keineswegs alleine da. Es gibt massenweise manipulierte Befunde, in den allerwenigsten Fällen aus Böswilligkeit manipuliert. Manipuliert im Wortsinne! Geändert, angepasst, überinterpretiert, passend gemacht, einer Meinung des Restaurators folgend. Man lese mal aufmerksam die eine oder andere Fußnote in der Literatur....

H.
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Claudia
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Beitrag von Claudia »

Eben deswegen finde ich den Artikel zu aggressiv. Über weite Strecken unterstellt er Schlabow direkte Fälschungen. Der kurze Absatz am Ende macht das auch nicht mehr wett.
S. Crumbach

Beitrag von S. Crumbach »

Ich mag den Ton dieses Artikels auch nicht. In typischer Spiegelmanier werden Brocken vorgezerrt, für den weniger interlektuellen Leser (mich z.B.) ist die Agitation nicht einmal greifbar.
Das ganze steht in einer schönen Reihe mit den anderen "Geschichtsartikeln" dieses Blattes.
Die "Texilen der Eisenzeit" sind noch immer das einzige umfassende Werk zum Thema, Grundlage in Fachseminaren etc.
Die Verdienste um die Wiederlegung der kruden Thesen von v. Storkar bleiben völlgi außenvor, sowie auch die wissenschafliche bearbeitugn diverser anderer Fundkomplexe.
Schade .......
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Hans T.
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Beitrag von Hans T. »

Das ist kein Spiegel-Artikel, sondern aus Abenteuer Archäologie. Spiegel Online bringt immer wieder aus anderen Zeitschriften solche Beiträge /( zB Mare etc.).

H.
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S. Crumbach

Beitrag von S. Crumbach »

Da hast Du Recht, Hans. Sorry.
Thomas Trauner

Beitrag von Thomas Trauner »

Ich habs anderorts ja schon geschrieben, Sylvia.

Hier gehts sicher nicht um Schlabows?Verdienste in Sachen Textilforschung. Wie Hans schon schrieb, er war ein Kind seiner Zeit.
Gerade bei Moorleichen (oder auch anderen konkreten Menschenfunden) wirken Emotionen unheimlich. (Wobei unheimlich hier kein Wortspiel ist...)
Siehe die laaaaaaangen Diskussionen um "Ötzi" (sic) oder um die Todesursache von Tutenchamun.

Da die Moorleichen eine aussterbende Rasse sind (Trockenlegung, maschineller Torfabbau) ist mit modern interpretierbaren Neufunden kaum zu rechnen (Ausnahmen, wie kürzlich das Mädchen, natürlich incl.)
Deshalb ist mit einer kritischen Neubewertung der Altfunde schon viel erreicht, um diese Fundgruppe wirklich gut zu erkennen.

Was ich auch ein wenig ärgerlich in Sachen Schlabow finde, ist der Hinweis, dass er ja "Kunstmaler" war.
Gerade zu seiner Zeit haben "Laienforscher" aber sehr viel zum Fach beigetragen. Schließlich gab es damals ja kaum ausgebildete Archäologen und selbst wenn, liesen die sich genauso von vorhandenen Bildern (Tacitus) und dem Gruselfaktor bei Menschenfunden leiden.
Kaum eine der bekannten Moorleichen ist wirklich gut erforscht. Die Geschichten um sie herum sind immer irgendwie "haarsträubend".
Also, was solls. Schlabow ist hier kein wirklicher Vorwurf zu machen und seine Verdienste in anderen Bereichen berührt es nicht.
Da finde ich die Vorgänge um die "Himmelsscheibe" schon bedenklicher.

Thomas
Damion

Beitrag von Damion »

Ich muss auch sagen, daß ich den Artikel garnicht als so "ehrenrührig" empfunden hab'.
Es hat für mich immer außer Frage gestanden, daß Funde und ihre Interpretation im Licht neuer Erkenntnisse und verfeinerter Untersuchungsmethoden ständig neu zu bewerten sind. *Ich weiß, daß ist ein hehres Ideal*
Auch den Verweis auf den "Kunstmaler Schlabow" habe ich eher als Hinweis oder Erklärung für die Gestaltung der Funde und ihre Präsentation, denn als Abwertung, verstanden.
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