Truhe/Kiste für spätkeltische Darstellung

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Christoph R.

Truhe/Kiste für spätkeltische Darstellung

Beitrag von Christoph R. »

Servus,

in dem Buch "Manching - Die Keltenstadt" (Theiss Verlag) schreibt Susanne Sievers: "Kleidung hat man wohl in verschließbaren Truhen untergebracht, von denen hier und da Beschläge erhalten sind ..." (S. 47).

Nun hätte ich in der Zeit meines Betriebspraktikums in einer Schreinerei die Möglichkeit eine Eigenarbeit anzufertigen. Das soll eben eine Truhe werden, nur sind in dem o.g. Buch keine weiteren Hinweise angegeben (außer, dass als Eckverbindung entweder das Verzapfen oder eher ungewöhnlicher, auch das Vernageln möglich wäre). Ich bin mir also nicht ganz im Klaren, wie die Truhe evtl. aussehen könnte und wie Beschläge, bzw. Schaniere ausgesehen haben könnten.

Kann mir einer von euch Tipps, besser noch Literaturhinweise geben, wo Rekonstruktionsvorschläge einer solchen Kiste und Abbildungen der gefundenen Metallteile aus Manching gezeigt sind?

Danke :)
und Servus, C.
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Steve Lenz
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Beitrag von Steve Lenz »

Schätze mal, dass die Beschläge geschmiedet waren!? Willst Du denn auch eine Truhe/ Kiste mit Beschlägen rekonstruieren?

Ich habe jetzt mal keine Ahnung von Lt-D-Innenausstattung, aber ich stelle (!) mir eine Holztruhe dieser Zeit vor als Kasten mit Deckel, verbunden durch Scharniere (aus Holz, Eisen) oder mit Lederbändern. (Im Fall einer nicht verschließbaren Kiste: Was spricht gegen einen simplen abnehmbaren Deckel?)

Überlegung:

Ich will was drin aufbewahren, das sollte zumindest mal so trocken wie möglich bleiben!

Ergo:

Vom Boden abgehoben - will sagen: mit Füßen oder Bodenhöhe mehrere cm über der Unterkante der Wandung - konzipieren. Wobei ich persönlich die erste Variante bevorzugen würde.

Rein technisch nach archäologisch erfasster Lt-D-Holzbaumethode.
Damion

Beitrag von Damion »

Hai

Manching ist zwar meines Wissens nicht explizit erwähnt, aber es gibt ein ganz nettes Buch aus der Reihe Europäische Hochschulschriften.

"Hölzernes Mobiliar im vor- und frühgeschichtlichen Mittel- und Nordeuropa" von Barbara Grodde, erschienen bei Peter Lang.

Wenn es bis über's WE Zeit hat, kann ich ja mal reinschauen und dir die Seiten, die sich mit Kisten und Truhen befassen, kopieren,
Vielleicht hilft es ja weiter.
Sag einfach Bescheid.

Michael
Christoph R.

Beitrag von Christoph R. »

Danke für die Antworten :wink:

Damion, wenn du mir das kopieren und evtl. zuschicken könntest würde mir das echt weiterhelfen. Und Zeit hat es ja, also keine Hektik :D Vielen Dank

Gruß, C.
Damion

Beitrag von Damion »

Wird erledigt.
Ich meld mich nochmal, wenn ich soweit bin.

Michael
Dain II.

Beitrag von Dain II. »

Ich würd die Kanten mitteinander offen verzinken und einen gefälzten Boden in eine Nutvertiefung am Boden in Höhe von ca 5cm anbringen. Anschließend könnte man die Häupter unterhalb des Bodens so Beschneiden das die verzapften Ecken Füße bilden. Den Deckel würde ich als Platte mit zwei aufgenuteten, maserungssperrende Gratleisten gestalten die den Deckel in geschlossenem Zustand gegen Wackeln schützen; mit zwei breiten aufgeleimten eventuell genagelten Lederbändern oder einem Holzstabscharnier das mit den in Manching gefunden Geweihröhren verkleidet worden sein könnte als Schließmechanismus. Was auch als Korpuskonstruktion denkbar wäre, sind vier Eckpfosten die auch als Füsse fungieren die jeweils mit zwei Zargen mit Federzapfen verzapft sind und eine eingeleimte, eingefälzte Füllung besitzen. Das ganze beschnitzen und bemalen und innen mit Rohhaut, Leder oder Leinen ausleimen.

Is jetzt aber nur eine Vermutung meinerseits wies ausgesehen haben könnte, habe keine Ahnung wie die damals gebaut waren da sich das meiner Meinung nach aus den wenigen Abbildungen nicht ersehen lässt. Und Holztruhenfunde sind mir auch keine bekannt.
Christoph R.

Beitrag von Christoph R. »

Entschuldigt wenn es etwas spät kommt, danke für die Antworten :wink:
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Steve Lenz
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Beitrag von Steve Lenz »

Hast schon was zum Zeigen?? :roll:
Christoph R.

Beitrag von Christoph R. »

Sorry, das wird noch lange dauern :roll: (hab auch nur jede 2 Woche in dem besagten Betrieb Praktikum und an der Kiste kann ich dort nur arbeiten, wenn es sonst nichts zu tun gibt :? ) Morgen hohl ich mir in der STABI "Hölzernes Mobiliar im vor- und frühgeschichtlichen Mittel- und Nordeuropa" von Barbara Grodde (wurde oben vorgeschlagen :D ) Aber genauere Skizzen werden in Kürze entstehen :wink: :D Die werde ich hier reinstellen,

viele Grüße, Christoph
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Steve Lenz
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Beitrag von Steve Lenz »

Wohl an denn! :D
Christoph R.

Grobe Skizze einer Truhe

Beitrag von Christoph R. »

Hi,
so jetzt hab ich wenigstens mal eine grobe Skizze angefertigt, wie ich mir das vorstelle (nachdem ich in dem besagten Buch mal etwas recherchiert habe/Das Verschluss- wie das Scharniersystem ist an Funden aus Manching angelehnt).

Truhe

Die darin verwendeten Konstruktionen konnten schon anhand archäologischer Funde in griechischen Kolonien in Ägypten nachgewiesen werden (4. Jhd. v. Chr.). Das Aussehen ist in etwa einer Darstellung in Zusammenhang mit "Barbaren" (Germanen?) auf dem Monument von Adamklissi entliehen (1.-2. Jhd. n. Chr. (?)). Das liegt allerdings ganz weit weg, irgendwo an der Küste des schwarzen Meeres (Rumänien).

Einen weiteren Fund gibt es aus dem römischen Boscoreale nahe Pompeji(?).

Naja, eine Rekonstruktion, vor allem des Aussehens, ist sehr schwierig. Das bewegt sich eigentlich alles auf sehr dünnem Eis. Aber irgendwie muss man sich ja diesem Thema annähern :D

Grüße, C.
R. Schumann
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Beitrag von R. Schumann »

Hast du die Zeichnungen der MAnchinger Fundstücke jetz schon?
Wenn nich wär ein Blick in den entsprechenden Band der "Die Ausgrabungen von Manching" nich schlecht :)
Christoph R.

Beitrag von Christoph R. »

Ich hab nur Abbildungen von verschiedensten Verschlusssystemen und den Scharnieren aus Geweihröhrchen. Zeit mir "Die Ausgrabungen von Manching" diesbezüglich durchzusehen hatte ich leider noch nicht, aber ich hab es vor.

Wird dort auf dieses Thema genauer eingegangen oder werden dort auch nur die "paar Beschläge" abgebildet?
Christoph R.

Beitrag von Christoph R. »

Übrigens das Projekt ist nich tot! :shock:
Mehr noch: Eigentlich sind die Einzelteile bald alle fertig. In den nächsten Tagen werd ich dann mal Fotos reinstellen.

Zur Konstruktion:
Ich habe mich nun für die Pfostenbauweise entschieden. Die Wände (zwei gefälzte Bretter) sind mit Nut und Feder mit den Pfosten verbunden. Der Boden ist ebenfalls wie die Wände gefälzt und in eine Führungsnut (in dem unteren Wandbrett) eingeschoben.
Die Scharniere werde ich allerdings nund doch komplett aus Holz fertigen, da mir das mit den Knochen einfach zu umständlich erscheint. Konstruiert werden sie wie in "Werkzeug und Gerät aus dem Oppidum von Manching".
Ein paar Schnitzerein als verzierende Elemente will ich ebenfalls reinarbeiten.

Viele Grüße,
Christoph
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Steve Lenz
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Beitrag von Steve Lenz »

Das Konzept sieht soweit akzeptabel aus - wenn ich nun aber an die Geweih- oder Knochenhülsen denke, die Du mir bei Deinem Besuch gezeigt hast, sehe ich die Aufnahmen für die Deckelachse aus den beiden hinteren Eckhölzern erwachsen. Am Deckel selbst sehe ich eine längere Aufnahme für die Achse, dazwischen dann besagte Hülsen - welche an dieser Stelle echt Sinn machen. (Ich würd?echt versuchen, Geweih oder Knochen zu nehmen! Ich kann mich mal beim Metzger meines Vertrauens umsehen, oder nach Abwurfstangen. :wink: )

Reden wir halt in Manching nochmal drüber!

Bin auf das schlußendliche Ergebnis gespannt! :D
Aus den Augen - aus dem Sinn.
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