ARTE "Die Germanen"

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Dinah B.

ARTE "Die Germanen"

Beitrag von Dinah B. »

Hatte es im falschen Thread gepostet :oops: Aber vielleicht hat es doch jemand gesehen. Teil 1 +2 "Die Germanen" auf Arte.

Ich fand es ganz gut, man hat sich viel an den Funden orientiert und versucht alles so gut wie möglich zu erzählen. Mir hat nur der Umgang mit dem kultisch/ relegiösen nicht so gefallen. Wieder viele Darstellungen und Vermutungen, die manchmal etwas unglaubwürdig wirkten.

Aber ansonsten, gelungen. Habe es aufgezeichnet. :wink:

Am Wochenende kommen noch Teil 3 und 4 :wink:
Micha

Beitrag von Micha »

Ich fand ganz nett, endlich mal die Fachleute zu sehen, von denen man einige Bücher im Regal stehen hat (von Carnap-Bornheim, Simek, von Schnubein...).

Bei den Spielszenen... äh, na ja, hätte man besser einfach die Augen geschlossen halten sollen!
Ich hätte nie geglaubt, dass es was Schlimmeres gibt als indische Römerausrüstung... jetzt weiß ich es :shock:
Römische Blech-Scuta, Fantasy-Gladiatorenhelme, Schienenpanzer zur Zeit von Caesar usw.
Micha

Beitrag von Micha »

... ups, habe beim Herrn von Schnurbein das "r" vergessen...
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Medusa
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Beitrag von Medusa »

Ich habe bisher nur den 3. Teil gesehen und da hat sich mir bei den Gladiatorenszenen alles umgedreht, so schlecht war das. Wenn dann auch noch der Kommentar dazu falsch ist, z. B. die Begrüßung "Morituri te salutant" (haben nie Gladiatoren sondern zum Tode Verurteilte Verbrecher, und das auch nur einmal belegt gegenüber Kaiser Claudius), dann frag ich mich, inwiefern denn der Rest stimmt. Über Germanen weiß ich nicht soviel wie über Gladiatoren und kann es von daher nicht nachprüfen. Da aber in diesem einen Punkt soviel Mist gemacht wurde, frag ich mich nun, ob in dem ganzen Rest auch Mist erzählt wird.

Deshalb mal die Frage an die Germanen-Experten hier in der Runde, was stimmt an der Sendung und was stimmt nicht.
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Bullenwächter
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Beitrag von Bullenwächter »

Die Darstellung der Alamannen war recht einseitig als ob die Sichtweisen von Gregor von Tours, Ammianus Marcellinus vortgetreu verfilmt wurde. Nach der Doku haben die Alamannen nur geraubt, geplündert und auf ihren Höhenburgen gehockt, gefeiert und arme Franken und Römer versklavt. Es wurde der Eindruck erweckt, daß die Alamannen die Höhenburgen besiedelten, nachdem sie von den Franken unterworfen wurden. Die Klamotten der Darsteller waren teilweise suboptimal (Ledersulpen, Kaufhausborte an den Tuniken, falsche Waffenausstattung). König Chlodowig wirkte doch etwas ärmlich in seiner Ausstattung, dafür hatten aber die Wachen auf der alamannischen Höhenburg Spangenhelme auf Nobel Nobel...

Aber die Gladiatoren haben doch wirklich alles getoppt...
Da wurde schlichtweg an den archäologischen und historischen Erkenntnissen vorbeigearbeitet.

@Svenja: ich hätte Dich gerne beim Sehen der Folge beobachtet :lol:
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Medusa
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Beitrag von Medusa »

Bullenwächter hat geschrieben:Aber die Gladiatoren haben doch wirklich alles getoppt...
Da wurde schlichtweg an den archäologischen und historischen Erkenntnissen vorbeigearbeitet.

@Svenja: ich hätte Dich gerne beim Sehen der Folge beobachtet :lol:
Hatte leider keine Kotztüte aus dem Flugzeug dabei, sonst hätte ich sie benutzt. Hab mich so auf dem Sofa gewunden, weil's einfach so grottig war. Die Kostüme sahen aus wie "Gladiator Hoch 3" obwohl's keine Hollywood-Produktion war.
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Dinah B.

Beitrag von Dinah B. »

Tja, ich habe mich halt weniger für die Römer interessiert als für die Germanen. Römer sind so gar nicht meine Baustelle und werden selten realistisch dargestellt...

Siehe die selbsternannte "Erfolgsserie" auf RTL II "Rom"... ich habs aufgegeben. :roll:
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Medusa
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Beitrag von Medusa »

Hallo Dinah,

aber Du interessierst Dich für die Germanen. Meine Frage war ja, wie kamen die in dieser Doku rüber und wo waren da evtl. die Fehler etc.
Medusa alias Svenja G.
Dinah B.

Beitrag von Dinah B. »

Nunja, ich habe mich, wie gesagt, an den relegiösen Darstellungen gestört, Huldigungen und Opferungen für irgendwelche Götter...

Interessant fand ich die Sache mit den Moorleichen, die gefunden wurden und sehr gut erhalten waren. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Auch die Art "Kalender", gebaut aus Pfählen, um den Sonnenverlauf zu bestimmen. War spannend und hatte mir gezeigt, dass die Germanen ein intelligentes Volk waren und keine Babaren. Weiterhin wurden Stoffreste analysiert, die Muster aufweisten (Raute? Hahnentritt?), was zumindest modischen Charakter hatte. Was dann die Darstellung angeing, bin ich mir nicht sicher, dass da alles so den Funden entsprach, war aber ansehnlich. Keine pepelzten Babaren. Details konnte ich natürlich nicht auseinenderhalten wie jemand, der sich schon Jahre damit beschäftigt... :wink:
Indy

Beitrag von Indy »

Enttäuschter Kommentar einer Regisseurin vom dt. Fernsehen, als wir Statisten für eine "Doku mit Germanenbezug" waren: "Ihr seid ja gar nicht dreckig" - und so ging dann auch der ganze Dreh...

Ich fürchte, daß Hollywood noch einiges von diversen Geschichtsredakteuren der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten in Europa lernen könnte - mir fallen auf Anhieb mehrere Dokus der letzten Jahrzehnte ein.
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Bullenwächter
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Beitrag von Bullenwächter »

Bei der zweiten Durchsicht der Filme auf Video, zusammen mit Chris, fielen uns dann noch weitere Ungereimtheiten, geschichtlich falsche Zusammenhänge, falsche Ausstattungen, Widersprüche in den Aussagen der Wissenschaftler etc. auf.

- Ein Thüringer begibt sich in Fränkische Dienste, zu einer Zeit, wo die Thüringer grade mit den Franken im Krieg waren
- Römische Legionäre trinken in einer Taverne in Colonia aus gläsernen Parfümölfläschchen Wein :lol: :lol:
- Die Keramikkanne mit Christogramm auf der Beuteverteilung Franken sah aus wie quietschgrün glasiert mit Zinnauflage und passte Formensprachlich überhaupt nicht in die Zeit

Wenn ich noch weiter nachdenken würde fiele mir sicherlich noch mehr ein ... aber das will ich garnicht :x

Aber eine andere Frage wäre halt: Wie authentisch sollte eine Sendung für den interessierten Laien sein?
So daß der Laie es nicht merkt, oder so daß sie von Wissenschaftlern akzeptiert wird, oder so daß sie von Leuten wie uns keinen Anlass zur Kritik gibt. Leider legen viele Wissenschaftler auch nicht so viel Wert auf authentische Ausstattungen etc.. wie man es auf vielen Museumsveranstaltungen leider immer wieder erfährt.
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Damion

Beitrag von Damion »

Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber ich denke, daß sich solche Formate zwischen Kommerz und dem ehrlichen Bestreben Interesse an dem Objekt ihrer Darstellung zu wecken, bewegen.
Soll heißen:

Alles, was im Fernsehen gezeigt, bzw. für das Fernsehen produziert wird, muss sich "verkaufen". Auch bei öffentlich-rechtlichen Sendern ist die Quote das Maß der Dinge.
Im besten Fall haben sich die Macher bemüht, ihr Thema für den Laien interessant zu gestalten. Dabei ist es sicher wichtiger ein bestimmtes Feeling im Betrachter wach zu rufen, als das jede Borte oder jeder Teller absolut historisch korrekt ist.
Fernsehen ist eben für das Publikum zum weit überwiegenden Teil Unterhaltung und nicht Information.
Aus diesem Unterhaltungswert kann vielleicht dann ein "ernsthaftes" Interesse an einem Thema erwachsen. Wenn ein Regisseur / Produzent diese Intention hat, sein Publikum zu ernsthafter Beschäftigung mit dem Thema zu verleiten, dann wird er auf grobe Klischees und Schnitzer verzichten. Er wird aber nie 100%ig authentisch sein können. Dann hätte er nicht mehr genügend Publikum.
Dinah B.

Beitrag von Dinah B. »

Genauso sehe ich das auch. Immerhin habe ich durch diese Sendung noch mehr Interesse z.B. bzgl. der Moorleichen. Ich kann mir dann immernoch alles möglich selbst zusammensuchen, über was ich mich informieren möchte. Eine einzelne Fernsehsendung reicht dann eh nicht aus. Und die Details lernt erliest man sich im Nachhineinen.

Zumindest bin ich immer froh, wenn einzelne Sendungen laufen, auch wenn ne Borte falsch sitzt. Besser als jeder andere Sch... im Fernsehen. Und bisher hatte Arte von den ganzen Reportagen noch die Besten, womit man hier und da noch was anfangen konnte. Und mal ehrlich, seit wann sind sich Wissenschaftler einig... Es gibt eigentlich oft widersprüchliches.

Egal, ich fand es ganz gut, informativ für den Laien, kann einem "Profi" natürlich nicht gerecht werden aber jeder muss selbst wissen, wass man nach einer solchen Sendung daraus macht. :wink:
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Medusa
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Beitrag von Medusa »

Ich habe ja von lieben Freunden :) zum Geburtstag das Buch "Hollywoods Traum von Rom" von Marcus Junkelmann bekommen, welches ich schon angefangen habe zu lesen. Es geht darin natürlich um Spielfilme. Junkelmann hatte mal u.a. unter Studenten und Lehrern Umfragen bzgl. Sandalenfilme gestartet und ist zu dem Schluß gekommen, daß das Publikum durchaus authentische Kostüme sehen will und das es nur eine Ausrede der Produzenten ist, daß das zu teuer wäre, während in Kameratechnik etc. kein Aufwand zu groß ist und die Tricks nur eingefleischten Cineasten auffalllen würden.

Klar hat ein Dokumentationsfilm nicht das Budget wie ein Hollywoodfilm, aber wenn die Filmer auf authentisch ausgestattete Reenactors zurückgreifen würden, die bei weitem ja auch nicht so eine Gage verlangen wie ein Hollywood-Star. Ich finde, gerade in einem Doku-Film sollte erst recht auf authentische Ausstattung geachtet werden, denn immerhin ist es ja Doku mit dem Anspruch, was wahres zu erzählen. Es haben sich ja durch Hollywood Vorurteile gerade im Bereich des Alten Roms eingeschlichen, die man so schnell nicht wegbekommt, z. B. die Galeerensklaven :twisted:

Wenn in Dokus auch Müll erzählt wird, dann entsteht so etwas wie ich neulich mit einer Freundin erlebte, die doch tatsächlich behauptete, das MA ginge bis ins 18. Jh., nur weil das mal ein "Wissenschaftler" in einer Doku gesagt hätte. Die Leute nehmen halt alles aus den Dokus für bare Münze. Ich finde gerade die Öffentlich Rechtlichen Sender mit ihrem Bildungsauftrag sollten da mehr qualitätsvollere Sendungen machen in Zukunft. Recht sehenswert sind nach meiner bisherigen Erfahrung die vom Bayerischen Rundfunk.
Medusa alias Svenja G.
Dinah B.

Beitrag von Dinah B. »

Ja, Bayeren Alpha, zum Bleistift. Aber leider ist der Sender bei uns oft weg, auch Bayern 3. Liegt wahrscheinlich an Kabel Dtl., die ständig die Senderplätze ändern. Aber da kommen wirklich gute Dokus...

Es ist eben immer eine Sache, was man mit dem Erfahrenen macht. Die einen nehmen es hin, verwechseln vielleicht noch etwas oder verstehen etwas falsch. Die anderen suchen sich ein paar Bücher, gehen in die Uni oder Bibo und informieren sich weiter. Oder fragen einfach in einem netten Forum, ob es stimmt, dass das MA neuerdings bis ins 18 Jhd. ging. Es gibt einige "Wissenschaftler", die haarsträubende Theorien auf allen Gebieten entwickeln, um einmal Mittelpunkt in den Medien zu sein.

Aber die Menschen sollten mehr hinterfragen und lesen und nicht alles glauben. Aber das kann denen keiner abnehmen. Und das Hollywood etwas authentisch darstellen lässt, oder überhaupt Fernsehsendungen, darauf verlasse ich mich nicht. :wink: Also sehe ich mir die Dokus an und schlurfe dann in eine Bibo oder Uni und suche mir mein Material dazu... :wink:
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