Danke für das Einstellen der Bilder.
In Landersdorf wurde in vergangenen zwei Jahren zusätzlich zum bestehenden "Keltenhaus" ein neolithisches Wohnhaus errichtet. Deshalb diese Ausstattungen.
Der Grundriß dazu stammt aus Pestenacker (südlich Augsburg, westlich von München). Er gehört zur "Altheimer Kultur", die um 3.300 v.Chr. datiert. Die Altheimer Kultur ist kupferführend.
Die Ausstattungen:
A) männlich:
Als Kleidungsmaterial wurde ungebleichtes und ungefärbtes Leinen verwendet.
Webutensilien liegen vor, ebenso Stoffreste in natura oder als Abdrücke.
Die Diskussion inwieweit Wolle Verwendung fand, ist eine sehr lange.
Schnitt: Eine einfaches Rechteck mit Arm- und Kopfausschnitt als Tunika.(Danke, Silvia...!)
Beinlinge analog zum Fund vom Hauslabjoch.
Verzierungen: Wolle (es gibt Wollfunde...), Muster nach den in etwa zeitgleichen Stelen aus Petit Chausser, CH. Diese Stelen sind in der Fundlage zwar glockenbecherzeitlich, allerdings sekundär verwendet, was ein Alter noch aus dem 4.Jt. wahrscheinlich macht.
Gürtel:
Gürtelhaken der Altheimer Kultur aus Ergolding, Fischergasse (nähe Landshut).
Muster des Gürtels wieder nach Petit Chausseur.
Kupferdolch und Griff nach Altheimer Funden (Griff wieder nach Stelen)
Rucksack: Fund vom Hauslabjoch, allerdings aus Ziegenfell, nicht aus Gams.
Köcher: Ebenso nach Hauslabjoch, Ziege.
Die Trageweise ist eine Annahme, allerdings habe ich bislang keine andere plausible Möglichkeit erkennen können. Eine Trageweise auf dem Rücken halte ich aufgrund der komplizierten Verschlußkonstruktion und dem Vorhandensein einer Rückentrage für unwahrscheinlich. In der Hand gehalten hat ihn der Mann aber wohl auch nicht, da er sein Beil und seinen Bogen ebenfalls transportieren musste. Die Trageweise an der Seite ist allerdings schon die "Bereitschaftshaltung". Für den reinen Transport ist eine Anbindung zb. an die Trage natürlich denkbar.
Es ist im übrigen keine maßhaltige und exakte Kopie. Erstens Ziege, zweitens längere Pfeile (mein Auszug ist halt länger). Außerdem ist die Verschlußkonstruktion auf der anderen Seite, um ein Tragen auf der Schußhandseite (bei mir rechts) zu ermöglichen.
Bogen: Ohne konkretes neolithisches Vorbild, allerdings Material- und Werkzeuggetreu mit Steinwerkzeug, Eschenholz und Natursehnen hergestellt. Baujahr 1988/89, Eigentum NHG.
Anmerkung: Ich habe noch einen Eibenbogen nach dem Fund aus Bodman-Schachen, der allerdings mit modernen Werkzeug hergestellt wurde. Deshalb der Kompromiss zwischen Werkzeug und materialgerechter Herstellung und dem fehlenden Fundort. Didaktisch und pädagogisch ist dieser Bogen aber für eine Veranstaltung besser geeignet.
Es ist ein recht schwacher Bogen, vielleicht 25 pounds, mehr nicht. Das Problem dabei ist, dass die Bogenarme aufgrund des Alters der Rekonstruktion nicht mehr vollständig in die Ausgangslage zurückschnellen.
Schuhe: Strohgeflecht und Leder. Beide Materialen sind nachgewiesen. Die Schuhformen des N. sind recht vielfältig, keiner der Funde ist wirklich gleich. Die Form folgt wohl doch dem Fund vom Hauslabjoch. Schmuck: Kette aus Kupferblech und Kupferblechröllchen aus Grabfunden Altheimer Männer.
Frisur: äh...es gibt jedenfalls aus Rumänien kleine Tonköpfchen aus dem Ende des 4.Jht. die kurze Frisuren bei Männern zeigen. Eine sieht mit seinem Mittelscheidel wie ein Buchhalter des 19.Jh. aus....
Darsteller: Thomas Trauner
B) weiblich.
Kleid:
aus gefärbtem Leinen. Die Diskussion über die Färbemöglichkeiten und deren Haltbarkeiten ist unendlich....
Gürtel:
Wieder Petit Chausseur, allerdings besteht der Verschluß aus einer Kupferscheibe aus einer der Altheimer Kultur zeitgleichen Feuchtbodensiedlung am Bodensee. Zu beachten sind die rechts und links angebrachten "Fransen" die sich auf einer "weiblichen" Stele aus Petit Chausser wiederfinden.
Schmuck:
Aufgenähte Knochen und Horndreiecke aus Ergolding, Fischergasse sowie eine Kette aus Ziegen-Knochenringen, Pferdezähnen, Kalkperlen und einem Knochenanhänger, alles aus Altheimer Siedlungs- und Grabfunden.
Kamm: Holz, nach Funden aus Feuchtbodensiedlungen. Ob Webkamm oder Frisurkamm bleibt dahingestellt.
Sichel: Holzform nach Feuchtbodensiedlung. Allerdings sind die Klingeneinsätze noch LBK-Originale, eine passende Altheimerklinge erhielt ich erst (durch Steve, danke nochmals !!) bei der Veranstaltung.
Gefäß: Altheim.
Schuhe: Äh...Frauen und Schuhe, ein unendliches Thema. Natürlich hatte die Dame Strohschuhe dabei, aber ausgerechnet auf diesem Foto...zumindest sind es Sandalen
Darstellerin: Kordula Eberhardt, MA.
Ihr hat?s unheimlich Spaß gemacht.
So - Fragen, Kritik, Anregungen gerne.
Thomas
Eines noch:
Es waren einige neuzeitliche und eine unbekannte Anzahl vorgeschichtlicher Personen an den Ausstattungen beteiligt.
- S.Jaroschinski, der Kupferdolch
- Silvia, der Stoff und das Nähen der männlichenTunika
- Elisabeth Dänzl, das Muster der Tunika, Unterstützung durch Ingrid Wigner
- eine ungenannte Nürnberger Näherin - das Nähen der Beinlinge
- ein NHG-Mitglied aus den achtzigern- der Bogen
- Bauern aus der LBK - das Steinwerkzeug der Sichel
- eine ebenfalls ungenannte Gredinger Marktfrau - die Schuhe
- unsere freundliche NHG-Kassendame - das gerade Aufnähen der Dreiecke. Versuche des Autoren endeten kläglich.
- der Autor: Entwurf, der Köcher, der Rucksack, der Schmuck, die Keramik, die Gürtel, die Pfeile, die Dolchscheide, der Kamm und sonstiges.