Kelten: Grausige Barbaren, edle Weltmänner

Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris, ulfr

Antworten
Benutzeravatar
Steve Lenz
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18
Kontaktdaten:

Kelten: Grausige Barbaren, edle Weltmänner

Beitrag von Steve Lenz »

Kelten: Grausige Barbaren, edle Weltmänner

Museum Quintana bereitet internationale Sonderschau vor - Exponate zum Teil erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt

von Alexandra Kolbeck.
Künzing. Vorsichtig hebt Dr. Eva Bayer-Niemeier ein Sektkübel-großes Gefäß vom Tisch; ihre Hände stecken in weißen Samthandschuhen, um nur ja keine Fingerabdrücke oder Kratzer zu hinterlassen. »Derart winzige figürliche Darstellungen mit so viel Liebe zum Detail kennt man von den Kelten eigentlich nicht«, merkt die Museumsleiterin an und deutet auf filigran in Kupfer geschlagene und getriebene Szenen, die das Weinmischgefäß in ihren Händen, eine so genannte »situla«, ringförmig umgeben.
»Leider steht das Original in Wien«, bedauert Bayer-Niemeier und stellt die kupferne Nachbildung behutsam wieder zurück an ihren Platz. Der Stierkopfkessel nebenan dagegen ist echt: »Darin haben die Druiden wohl ihren Zaubertrank gebraut«, erklärt die Archäologin augenzwinkernd und rückt das Kultgefäß aus dem 6. Jahrhundert vor Christus auf seiner seidig-blauen Unterlage zurecht.
Einen Lastwagen voller keltischer Exponate hat die Museumsleiterin Ende vergangener Woche von Hebertingen in Oberschwaben nach Künzing geholt. Im dortigen Heuneburgmuseum ging die Ausstellung »Donau, Fürsten und Druiden - Kelten entlang der Donau« soeben zu Ende, ab 12. Oktober wird die international bemerkenswerte Sonderschau im Museum Quintana präsentiert. In den kommenden Tagen wird Eva Bayer-Niemeier alle Schachteln ausgepackt haben und die wertvollen Exponate im Sonderschauraum arrangieren. Fleißig zur Hand bei den umfangreichen Vorbereitungen gehen der Museumsleiterin derzeit ihre Assistentin Anneliese Stopfinger sowie die Handwerker des Bauhofs: Sie bringen Bilderleisten an, schrauben schwere Vitrinen zusammen oder bessern mit dem Malerpinsel die Wandfarbe aus.
Die Ausstellung, die als Gemeinschaftswerk zwischen dem Museum Quintana in Künzing, dem baden-württembergischen Heuneburgmuseum und dem Museum für Urgeschichte in Asparn an der Zaya/NÖ entstanden ist und maßgeblich von Leader+ gefördert wurde, gewährt Einblicke ins Leben der Kelten in Süddeutschland und Österreich. »Exponate beider Länder zeugen von mächtigen keltischen Fürsten und reichen Siedlungen, vom Warenverkehr im mediterranen Raum und blutigen Ritualen«, liefert Dr. Bayer-Niemeier bereits einen Vorgeschmack auf die Sonderschau, die bis Juli kommenden Jahres zu sehen ist: »Sie erzählt von jenen Völkern, die im letzten Jahrtausend vor Christus Wirtschaft, Politik und Kultur in unseren Breiten bestimmt haben und noch heute eine besondere Faszination auf die Menschen ausüben. «
Die Donau als eine der bedeutendsten Handels- und Kommunikationsstraßen der Völker der Eisenzeit hat die Ausstellung zu jenem blauen Band gewählt, das die unterschiedlichen Lebensformen und Rituale der keltischen Stämme entlang ihres Laufs miteinander verknüpft. So beleuchtet die Exposition die internationalen Beziehungen der Kelten samt Warenverkehr und schildert ihre Wertschätzung der mediterranen Lebensweise und Kulturtechniken.
Erstmals präsentiert die Schau das erst kürzlich entdeckte keltische Heiligtum aus Roselsdorf/NÖ. »Die dort gefundenen Schenkel- und Armknochen liefern den Beweis für die Menschenopfer der Kelten im Weinviertel«, erklärt Eva Bayer-Niemeier. Weniger blutrünstig zwar, aber keineswegs unbedeutender sind die Exponate des Fürstensitzes Heuneburg; sie zeigen die Kelten von ihrer weltmännischen Seite: Eine Festungsmauer nach Vorbildern aus dem Mittelmeerraum und kostbare bemalte griechische Trinkgefäße lassen auf regen Kontakt zum mediterranen Raum schließen.

--------------
INFO: »Donau, Fürsten und Druiden - Kelten entlang der Donau« vom 12. Oktober bis 28. Juli 2008 im Museum Quintana; Tel. 0 85 49/97 31 12.

Lokalteil Osterhofen: http://www. pnp. de/osterhofen
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Antworten