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Ausstellung mit gefälschten Terracotta-Kriegern in Hamburg?

Verfasst: 11.12.2007 09:08
von Bullenwächter
Im Museum für Völkerkunde läuft noch bis 30. September 2008 die Sonderausstellung

Macht im Tod ? Die Terrakotta-Armee des Ersten Kaisers von China

mit Terracotta-Kriegern aus der chinesischen Provinz Shannxi.

Vor wenigen Tagen wurden jedoch Zweifel an der Echtheit der Statuen laut. Chinesische Behörden teilten mit, daß keine Exportgenehmigung für die Hamburger Ausstellung erteilt wurde. In den kommenden Tagen sollen Experten, unter anderen auch aus China prüfen, ob die Statuen echt oder Nachbildungen sind.

Weitere Infos auf der Homepage des Museums:
http://www.voelkerkundemuseum.com/

Das renomierte Hamburger Abendblatt berichtet von einem der größten Museumsskandale der deutschen Geschichte und einer Blamage für Hamburg:
http://www.abendblatt.de/daten/2007/12/11/826185.html

Verfasst: 11.12.2007 10:20
von Hans T.
Ja, ja. Private Venture Partnership ist schon eine tolle Sache. Kulturgut als Geschäftsmodell ...irgendwie schliesst sich der Kreis zu den Raubgräbern.

Verfasst: 11.12.2007 18:24
von menhir
Komisch... als die Ausstellung in Wien war, meine ich gehört zu haben, dass das ganz offiziell (fast?) ausschließlich Nachbildungen sind :roll:

Da hab ich doch einen TV-Beitrag gesehn, wo sie zeigten, wie die Figuren auf der Ausstellung hergestellt wurden...

Verfasst: 11.12.2007 19:05
von Steve Lenz
Vielleicht ist es eher als eine manifestierte Metapher auf das chinesische Plagiieren von Markenprodukten zu verstehen? Aktionskunst? :wink:

Sorry, gerade fatalistisch drauf.

Verfasst: 11.12.2007 21:46
von Bullenwächter
So, neueste Nachrichten aus dem Radio NDR Info:

Nach Aussage von Prof. Dr. Köpke hat die Center of Chinese Arts and Culture GmbH, Markkleeberg bei Leipzig dem Museum: "Authentische Nachbildungen aus originalem Material" für die Ausstellung ausgeliehen.
Das sei dem Museum bekannt und nur die Presse würde daraus einen Skandal machen.

Nur das auf der Homepage auf der Sonderausstellungsseite nichts davon steht.
http://www.voelkerkundemuseum.com/index ... &tx_ttnews[tt_news]=356&tx_ttnews[backPid]=54&cHash=e2b1e80508
Dort steht: Darunter befinden sich acht restaurierte Terrakotta-Figuren,...

Laut dem Radiobericht haben aber weder die Regierung in Peking noch die Provinzregierung Shaanxi eine Genehmigung für die Entleihung von originalen Figuren nach Hamburg erteilt...

Es wird aber auch vermutet daß das alles von einem von der CCAC GmbH gefeuertem Mitarbeiter aufgebauscht wurde... oder daß sich die chinesische Regierung mal wider wegen Merkels Dalai Lama Empfang rächt (letzteres wohl eher als satirische Glosse gemeint).

Zu den Restaurationen führte Prof. Köpke an, daß es bei chinesischen Exponaten schwer sei festzustellen ob sie alt oder neu sind, da die chinesen mehr auf Optik restaurieren und die Ergänzungen nicht hervorheben.

Für einen Eintritt von EUR 10,00 sollte man aber eine Klare und definitive Ausgangslage vom Museum erwarten dürfen. Jedenfalls bietet das Museum den mehr als 10.000 Besuchern an, einen Teil des Eintrittsgeldes zurückzuerstatten.

Verfasst: 11.12.2007 22:50
von Hans T.
Nachbildungen aus authentischem Material ( = Lehm, gebrannt). Booaa....

Restauriert ist was anderes. Das ist schon eine blöde Sache.

H

Verfasst: 12.12.2007 01:05
von menhir
Das is wirklich genau die selbe Ausstellung, die auch in Wien war... aber hier war das eigentlich ganz selbstverständlich, dass die "nur" Rekos sind :|

Verfasst: 12.12.2007 18:45
von Fridolin
FALSCHE TONSOLDATEN
Terrakotta-Krieger-Ausstellung wird geschlossen
Vorläufiges Ende einer Posse: Die Hamburger Ausstellung mit gefälschten Terrakotta-Kriegern wird geschlossen. Damit reagiert das Museum auf zunehmenden Druck von Politik und Medien. Jetzt droht eine juristische Auseinandersetzung.


http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 23,00.html

Verfasst: 12.12.2007 19:38
von menhir
Es steht sogar auf Wikipedia...

Seit 2002 gibt es eine Wanderausstellung, die durch Deutschland und Österreich zieht. Hierfür wurden 180 Figuren nach altem Rezept und der alten Herstellungsweise in China nachgebaut. Nach der Premiere im Frankfurter Palmengarten machte die Ausstellung in bisher 11 Städten, nämlich München, Mannheim, Bonn, Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Nürnberg, Stuttgart und Bad Kissingen sowie Wien bereits Halt. Alleine in Deutschland hatte die aufwändige Ausstellung über 1 Million Besucher.

(http://de.wikipedia.org/wiki/Mausoleum_Qin_Shihuangdis)


Ich hab auch mal probehalber die Version vom 12. Jul. 2007 angeschaut... da steht dieser Absatz auch schon drin.

Das war echt kein großes Geheimnis. Nur komisch, dass das Museum das offensichtlich nirgends erwähnt hat :shock:

Verfasst: 12.12.2007 21:02
von marled
Dürfen wir uns jetzt auch nicht mehr öffentlich darstellen, weil unsere Ausrüstungsgegenstände ja "gefälscht" sind?
Marled

Verfasst: 12.12.2007 21:38
von Fridolin
Hi hi, wer den Schaden hat, braucht für Spott nicht zu sorgen....


Trotzdem wundert mich die Diskussion schon ein wenig: In vielen deutschen Museen werden Repliken ausgestellt, ohne dass diese als Replik ("Fälschung") kenntlich gemacht wurden. Kleine Dorfmuseen haben vielleicht noch die meisten Originale...

Verfasst: 12.12.2007 22:17
von Hans T.
Naja. Aber man sollte die Kopien auch als solche kennzeichnen. Oder im Text erwähnen. Wobei ich auch überrascht war, als ich ein und den selben Theilenhofener Helm an einem Samstag im Germanischen Nationalmuseum und am Sonntag dann in der Prähistorischen sah. Oder als ich herausfand wo (damals!! Jetzt nicht mehr!!) der Goldkegel von Ezelsdorf tatsächlich stand...im Tresor nämlich.

Es gibt gute Gründe, Kopien zu fertigen. Wir machen das auch. Der normale Landwirt, der auf seinem Feld was findet, rückt nix raus, läßt aber kopieren. Oder der Wert ist zu hoch im Verhältnis was man sich an bestimmten Vitrinen leisten kann etc etc.

Aber man muss gradlinig bleiben. Und diese Chinesentruppe hat da hat eindeutig verschleiert und nicht Klartext geredet. Und die Museumsmenschen haben wg. verschleiertem Euro-Zeichen-im-Auge-Blick nicht genau hingesehen.

H

Verfasst: 12.12.2007 23:07
von menhir
Ich glaub nicht, dass da die Chinesen irgendetwas verschleiern wollten. Wenn sich da jemand was zu schulden kommen hat lassen ist das wohl wirklich die Museumsleitung. Denn die haben garantiert gewusst, dass es sich um Rekonstruktionen handelt... Is halt blöd, wenn das nicht mit einem Wort erwähnt wird.

Aber jeder, der auch nur eine halbe Stunde an Recherche investiert hätte, hätte herausgefunden dass es sich um Rekos handelt. Das war im Österreichischen TV, das stand seit Monaten auf Wikipedia, das steht auf unzähligen Homepages... man muss nur googeln.

Ein paar Beispiele:
http://www.travelwriter.at/007/005/wien ... rmee.shtml ("Es handelt sich bei den ausgestellten Statuen übrigens nicht um Originale.")

http://wien.orf.at/stories/188718/ ("Eine nachgebildete Terrakotta-Armee...")

http://www.events.at/id.7468039/detail.html ("So stand auch auf den großen Plakaten zur Terrakottaarmee irgendwo kleingedruckt, dass es sich um Nachbildungen handelt")

http://www.tripple.net/contator/style/n ... &nnr=25868 ("Die Exponate wurden in uralten Öfen nach alten 'Rezepten' den Originalen nachgebaut.")

http://www.aktuelle-veranstaltungen.at/ ... -Armee.php ("Die wetlberühmten Terrakottenkrieger, bzw. die Nachbildungen...")

Und das sind nur Auszüge aus der ERSTEN Ergebnisseite, die Google ausgespuckt hat! Mir kann niemand einreden, dass dies nicht aufgefallen wäre, wenn man sich danach erkundigt hätte...
Von einer "Vertuschungsaktion" der Chinesen kann da in meinen Augen keinesfalls die Rede sein...

Verfasst: 13.12.2007 10:31
von Hans T.
Nicht die Chinesen, die haben nix damit zu tun. Gar nix. Es geht um den Veranstalter, CCAC.

Und bei der Massenaufstellung war das ja auch klar. Da stimmt ja auch der Maßstab nicht. Es geht um die Einzelstücke, die in Einzelvitrinen stehen. Und diese Einzelstücke waren so auch nicht auf der Wandershow vorher. Dass die Massenfiguren keine Originale waren, war auch den Hamburgern klar. Wie gesagt, es geht um die einzeln präsentierten Stücke. Und die wurden wirklich verschleiernd beschrieben. 'Authentisch'...etc. Man spricht in der normalen 'Museumssprache' ganz klar von 'Kopie' in so einem Fall. Und das haben sie nicht. Natürlich hat das Museum da geschlampt und ggf. Effekte billigend in Kauf genommen.

H

Verfasst: 13.12.2007 11:53
von abundantes
caveat emptor, und: qui tacet consentire videtur
*shrug*
Klare Sache