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Färben von Leder

Verfasst: 25.01.2008 23:24
von Martin
Hallo,

hat jemand hier schon mal mit dem Faerben von Leder experimentiert oder kennt irgendwelche Literatur die im Zusammenhang mit antiken Funden auf die verwendeten Methoden (Faerben waehrend und/oder nach der Gerbung) eingeht?

Gute Erfahrungen habe ich selbst mit dem Faerben von alaungegerbtem Hirsch-und Ziegenleder mit Krapp und Birkenblaettern gemacht, daneben mit dem Schwarzfaerben mittels Eisen-Essig-Mischung (von der ich immer noch nicht weiss, wann sie erstmalig erwaehnt oder nachgewiesen ist)

Beispiele fuer Krappfaerbung:

Schuhe nach einem Oberlederfund aus Vindolanda, ca. 90 AD. (Lit.:Driel-Murray, C. van, John Peter Wild et al.: Vindolanda. Research Reports, New Series. Vol. III The Early Wooden Forts. 1993)

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Tasche in Originalfarbgebung nach einem Fund aus der Cave of Letters, Israel, ca 130 AD. (Lit.: Yadin, Yigael. The Finds from the Bar Kokhba Period in the Cave of Letters. Jerusalem, Israel Exploration Society, 1963)
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Verfasst: 04.02.2008 08:47
von Lucius
Salva Martin,

ha jetzt schon so einiges über Leder und Schuhe gelesen, aber leider auch nochnichts darüber womit gefärbt wurde. In der Göpfrich steht etwas über die verwendeten Farben, aber leider nicht womit.

Hast Du eigentlich mal rausgefunden ob diese Eisenrost - Essig färbung Wasserfest ist?

VALE
LVCIVS

Verfasst: 04.02.2008 17:37
von Ragnar
Eisenschwärze ist wasserfest. Färbt allerdings nur Leder das pflanzlich gegerbt wurde.

Beizen oder nicht

Verfasst: 28.03.2008 14:26
von Klaus Haller
Hallo,

wird das Leder so wie Wollstoff vor dem Färben mit Alaun gebeizt oder entfällt das?

liebe Grüße: Klaus Haller

Verfasst: 28.03.2008 14:43
von Ragnar
Das beizen entfällt, da sich in dem Leder noch genug Gerbstoffe befinden.
Bei Wolle sieht das anders aus.
Alaungegerbtes Leder wird mit Eisenschwärze nicht schwarz.
Da würde ich eher mit einer Mischung aus Russ und Öl oder Fett arbeiten.

Verfasst: 28.03.2008 15:06
von Chris
Gerbstoffe? Du meinst das Alaun, oder?

die Krappfärbung funktioniert auf alaungegerbtem Leder so gut, weil sich da die selben Verbindungen zwischen dem organischen Material und dem Farbstoff bilden können wie bei Wolle...

und die Eisenschwärze funktioniert, weil dort die Gerbsäure mit der Essig-Eisen-Mischung reagiert

Verfasst: 28.03.2008 20:50
von Ragnar
Nee, Chris :roll:
Bei Leder geht das nur bei pflanzlicher Gerbung.
Wolle hab ich noch nicht ausprobiert. Aber da Alaun ein Gerbstoff ist, kann ich mir das durchaus vorstellen. Ich weis das, dass bei Holz funktionieren soll. Weissgares, also alaungegerbtes Leder nimmt im Allgemeinen nicht sogerne Farbe an.
Eisenschwärze wird wie folgt hergestellt:
Ein weithalsiges Glas (Marmelade, Gurken, etc.) wird mit Eisenteilen wie Nägeln (oder so) bestückt, dann mit Essig aufgefüllt (Sorte egal, Hauptsache billig). Das Glas wird dann mit einem Tuch abgedeckt und solange stehen gelassen, bis sich eine schwarze Schicht auf der Oberfläche gebildet hat.
Das Ganze dann am besten durch ein Tuch oder ein feines Sieb filtern.
Fertig!
Mit rostigem Eisen geht das aber nicht. Jedenfalls kann man mit der braunen Suppe kein Leder schwarz färben. Hab?ausprobiert.
Die Essigsäure löst den Kohlenstoff aus dem Eisen. Das macht das
Leder schwarz. Seht Euch hinterher mal das Eisen an. Die Oberfläche
ist grau und rau.

Verfasst: 29.03.2008 07:40
von Martin
Ragnar hat geschrieben:Nee, Chris :roll:
Bei Leder geht das nur bei pflanzlicher Gerbung.
Weissgares, also alaungegerbtes Leder nimmt im Allgemeinen nicht sogerne Farbe an.
Moment, mir scheint, da ist jetzt was durcheinandergekommen - oder ich habs nur falsch verstanden: Rotfaerbung mit Krapp mit Wasser in Raumtemperatur funktioniert mit alaungegerbtem Leder (also nicht mit pflanzlicher Gerbung). Das Leder auf den Fotos oben habe ich auf genau diese Weise gefaerbt.

Eisenschwaerze dagegen funktioniert, wie du oben ja auch schon gesagt hast, mit alaungegerbtem Leder nicht, dafuer braucht man vegetabil gegerbtes Leder.

Verfasst: 29.03.2008 22:11
von Ragnar
:D Sorry, da hast du natürlich Recht!
Pflanzenfarben hab ich noch nicht probiert.
Die Sachen sehen gut aus. Da ich mich in der nächster Zeit mit
Alaunegerbten beschäftige, werde ich auch ein paar Versuche mit Pflanzenfarben machen.

Verfasst: 30.03.2008 10:08
von Chris
Danke, Martin!
Nichts anderes wollte ich sagen :roll:

@Ragnar:
mit rostigem Eisen gehts hervorragend - auf Holz und Leder
Eisenwolle rosten lassen, in Essig tauchen, damit das Leder (natürlich vegetabil gegerbtes...) einstreichen

Krapp auf alaungarem Leder gibt Farbtöne von rosa über rot bis lila-purpur, je nach Leder

Verfasst: 30.03.2008 16:05
von Ragnar
Ok,zweiter Versuch.

Verfasst: 31.03.2008 09:47
von David
Vorsicht bei der Essig-Eisen-Mischung sie zerstört mit der Zeit das Leder!
Habe beide Leder der Spathascheiden mit Essig-Eisen-Mischung eingefärbt und irgendwann muss ich sie wieder ersetzen.

Es gibt auch Kleiderfragmente in der Abegg-Stiftung die sind mit Eisenoxid
gefärbt und die Leute der Konservierungs-Restaurierung versuchen den Zerfall wenigstens zu verlangsamen.

Verfasst: 31.03.2008 10:18
von Claudia
Für einen Restaurator ist das sicher ein Problem, aber wenn ich Schuhe oder eine Tasche schwarzfärbe, die eh in endlicher Zeit durchgelaufen/abgewetzt sind, und ersetzt werden müssen, bin ich da wohl schneller mit dem Ersetzen als die Zerstörung durch die Eisenoxidfärbung (es sei denn, die Einwirkung war wirklich sehr massiv). Insofern halte ich es für die reale Verwendung in der Geschichte nicht für relevant.

Verfasst: 31.03.2008 13:51
von Ragnar
Eine Zersetzung hab ich auch schon festgestellt. Es ist natürlich
für die Archeologen ärgerlich, aber auf Die nehme ich jetzt keine Rücksicht. :twisted:

Verfasst: 31.03.2008 19:38
von ulfr
Obacht, Ragnar! Ich bekam mal meine Rentierstiefel von einer Ausleihe an TV-Leute wieder, noch feucht und darob verschimmelt. Hab ich genommen Essigessenzzz und ordentlich geschrubbt. Ein halbes Jahr später war das Sohlenleder (Hirschnacken) so brüchig, dass die Stiefel nur noch einen weiteren Dreh getanzt haben.
Aber da war ich schonnemal hochkonzentriert am Werk gewesen, ein bisschen Essig sollte vielleicht nicht diese Wirkung haben?

ULFR