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Arche Nebra

Verfasst: 26.02.2008 09:41
von Turms Kreutzfeldt
Ich war jetzt am Wochenende in der Arche Nebra (Besucherzentrum Mittelberg)
http://www.himmelsscheibe-erleben.de/
Himmelsscheibe erleben ohne Himmelsscheibe gibt schon einmal einen Minuspunkt und die Diskussion darüber war auch sehr bezeichnend. Minuspunkt. Das Gebäude: Über Architektur läßt sich streiten, besonders über moderne Entwürfe. Mir gefällt es im Gegensatz zu vielen anderen neuen Sachen sogar! Die Dauerausstellung ist klein, aber anschaulich und fein. Das schwuchtelige Museumsgespenst ist eine tolle Animation und beweist wieder einmal den Dauerhumor in unserem Amt. Dennoch fand ich den Eintrittspreis (für Ostverhältnisse) sehr teuer, mit der Filmvorführung im "Planetarium", aber letztendlich o.k.. Der Film auf einer Planetariumsleinwand ist klasse und bringt alles sehr verständlich auf den Punkt. Plus.Plus.Plus.
Von der Arche läßt sich trefflich auf den Mittelberg steigen (Aussichtsturm) und zur Fundstelle gelangen.
Dennoch wäre das Besucherzentrum für überregionales Besucher etwas schmal, wenn es nicht in ein ganzes Besucherprogramm "Himmelswege" eingebunden wäre.
http://www.himmelswege.de/
Forumsfreunde können selbstverständlich in "Crossfield Hall" auf der Nachtigalleninsel übernachten.

Verfasst: 20.01.2009 11:14
von Claudia
Hab diesen Thread nicht gleich gefunden, deshalb verschieb ich mal meinen Eintrag:

Ich war am Sonnabend letztes WE auch in Nebra und habe mir die "Arche" angesehen. Ich hätte wohl auf Thomas' Post hören und nicht hinfahren sollen. Ich bin nämlich auch ärgerlich:
Das Museum ist ein Gebäude mit einer imposanten Anzahl Kubikmeter umbauten Raumes. Der Architekt hat allerdings das Kunststück geschafft, pro umbautem Kubikmeter erstaunlich wenig Ausstellungsfläche zu schaffen. Es gibt nach dem, was man so sehen kann keinen Raum, der sich auch mal für Sonderausstellungen eignen würde, deren Objekte eine Klimatisierung verlangen. Alles ist komplett offen und offensichtlich nicht darauf ausgelegt, jemals wirklich historische Objekte zu beherbergen.
Dazu kommt noch, daß dem Ausstellungsgestalter erlaubt wurde, seine moderne Kunstkonzeption wichtiger zu nehmen als das eigentliche Objekt und die zu vermittelnden Aussagen der Ausstellung. Es entsteht jedenfalls der Eindruck, es ginge gar nicht um einen Gegenstand der Bronzezeit oder historische Astronomie, sondern um moderne Kunst. Daß die anderen Beispiele für historische astronomische Anlagen nur als sehr schematische Bilder auf den Wänden der Verbindungsgänge abgebildet sind und weiter nichts dazu gesagt wird, verstärkt den Eindruck noch.
Das komische "Fernrohr" in dem man angeblich die Himmelsscheibe als Spiegelung betrachten kann, funktioniert so schlecht, daß man aus keinem Blickwinkel die ganze Scheibe sehen kann. Und auch das, was man sieht ist unscharf. Ein Haufen Platz für ein völlig nutzloses Ding verschwendet.
Die gute alte Tricktechnik der Spiegelung zu benutzen, um einen "Erklärer" in die Vitrinen einzublenden, halte ich grundsätzlich für eine gute und witzige Idee. Allein die Umsetzung in der Arche ist einfach gräßlich. Was nur hat die Ausstellungsmacher geritten, diese fürchterlich alberne Figur mit dem Puschelbesen zu erfinden und ihr derart infantile Texte in den Mund zu legen, daß sie sogar Kinder nerven müssen??? Zu allem Überfluß erscheint das Männeken nicht nur auf Knopfdruck, sondern läuft in Endlosschleife immer rundum und man hört das Gequatsche sogar von anderen Stellen des Ausstellungsraumes aus.
In der einen Vitrine waren "Repliken" des gesamten Fundhorts. Sie waren allerdings stark vergößert und im Falle der Schwerter sogar meiner Meinung nach völlig disproportional. Ich habe den Eindruck, daß die Länge nicht genauso mitgewachsen ist wie die Breite. In der Vitrine sahen sie jedenfalls eher wie überdimensionale Tortenheber aus als wie Schwerter. Hat jemand ne Ahnung, wozu das gut sein sollte?
Die Bilder zur Herstellungstechnik der Scheibe waren zwar da, aber doch etwas magerer als erhofft. Zu den Schwertern, die mit im Fund waren, gab es zwar einen Film mit einer Nahfahrt (wie im Mini-Hubschrauber) über das Original und die Aussage, es wären Meisterstücke ihrer Zeit gewesen, aber durch die größenmäßig vermanschten Repliken und fehlende Bilder zu dabei verwendeten Techniken etc. bekommt man keinen wirklich faßbaren Eindruck davon.
Zum kulturellen Umfeld, in dem die Scheibe entstanden ist/benutzt wurde, erfährt man nichts. Ich hatte wenigstens mit einer Überblicksausstellung a la "Die Himmelsscheibe und ihre Zeit" gerechnet. Welcher Otto-Normalverbraucher weiß schon genug über die Bronzezeit um eine kulturelle Einordnung machen zu können?

In einem Raum lagen auf einem Sideboard die Produkte, die offenbar Kinder mit Museumspädagogen gemacht hatten. Bezeichnenderweise wurden hier nicht Abbildungen der Scheibe oder Ähnliches hergestellt, sondern Abbildungen der spiralförmigen Gebilde im Museum, die zur Unterbringung der Vitrinenkästchen dienten. Da frage ich mich auch wieder: Was ist hier wichtiger, die moderne Kunstkonzeption oder die Astronomie der Bronzezeit?
Dieser Raum, der ca. 1/3 der vorhandenen Ausstellungsfläche einnimmt, wurde ansonsten nur dazu benutzt, ein Plastik-Geländeprofil auszustellen, das zeigt, daß der Museumsbau wie eine Kompaßnadel auf den Fundort auf dem Mittelberg ausgerichtet ist und eine ständig laufende Diaschau mit Dias vom Bau des Museums zu zeigen. Kann mir jemand den Sinn dieser Präsentationen erklären außer "Selbstbefriedigung für den Architekten"?

Der einzig gute und interessante Teil in dem Museum ist der Film über die Himmelssscheibe, den man im "Planetarium" (ein Saal mit einer zwei-Drittel-Kuppel im vorderen Teil, kein komplettes Planetarium) zu sehen bekommt. Dieser Film ist wirklich schön gemacht, informativ, gut verständlich und meines Erachtens auch für Kinder ab so ca. 9/10 Jahren gut geeignet (am Thema interessiert müssen sie allerdings schon sein - aber sonst geht man mit ihnen ja auch nicht in so ein Museum).

Aber so insgesamt muß man sagen: wenn man einmal dagewesen ist, hat man alles gesehen. Dieses Museum verlockt nicht dazu, zum "Wiederholungstäter" zu werden. Wenn das Museum auf Dauer Gäste anziehen und erfolgreich sein will, müssen sie sich schon etwas mehr einfallen lassen. Und vor allem: ihren Ausstellungsgegenstand einmal wirklich wichtig nehmen! Und zwar jenseits der Stories, wie die Raubgräber nun gefaßt worden sind.

Verfasst: 20.01.2009 11:34
von Turms Kreutzfeldt
Hallo Claudia
Dieses Museum verlockt nicht dazu, zum "Wiederholungstäter" zu werden.
,
der Meinung sind wir eindeutig auch. Und Du hast noch einige Schwachpunkte mehr gesehen, z.B. für viel Geld wenig Ausstellungsfläche und davon das meiste ungeeignet, ist schon eine Kunst .... äh, ist Kunst. Das war ja kein Kleingeld, was da auf die Wiese gestellt worden ist.

Dein Turms

Re: Arche Nebra

Verfasst: 20.01.2009 13:18
von magali
Turms Kreutzfeldt hat geschrieben:... Das schwuchtelige Museumsgespenst ist eine tolle Animation und beweist wieder einmal den Dauerhumor in unserem Amt.
Ohgott Turms, was darf ich mir denn unter einem "schwuchteligen Museumsgespenst" vorstellen???

*rolle immer noch hilflos vor Lachen unterm Schreibtisch*

Verfasst: 20.01.2009 15:01
von Claudia
Das Männeken, das in manche Vitrinen eingeblendet wird, ist ein weiß gekleideter Typ (das Kostüm sieht aus wie ein Häschenkostüm, an dem die Ohren vergessen wurden) mit einem ebenfalls weißen Puschelbesen. Das soll offenbar das "Museumsgespenst" sein. Das, was der erzählt ist aber hochgradig albern und die Stimmlage und die Bewegungen kann man wirklich nur als "schwuchtelig" bezeichnen.
Ich wünschte, mir wäre dieses Wort eingefallen :lol:
Als ich im Museum war, fand ichs allerdings nur extrem nervig. Ein gutes Mittel, damit die Leute nicht sehr lange vor der betreffenden Vitrine stehenbleiben...