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Baktrische Kamele bei den Skythen und andere Tierimporte
Verfasst: 22.05.2008 22:16
von Dago
Hi
Ich habe hier 2 Befunde vorliege die über Funde von Trampeltierknochen in der Schwarzmeerregion berichen.
In Elisavetovkoje Fund eines Knochens
In Kameskoje Fund eines Knochen
Meine Frage ist gibt es Belege für Kamelhaltung bei den Asiatischen Skythen und wie kann man die Knochen deuten ?
Außerden liegt mir der Fund eines Löwenknochen (Kralle) vor
Meine frage Import des Fells oder wie ich vor Jahren mal gelesen gab es in der Ukraine noch Löwen wie auf dem Balkan?
Verfasst: 23.05.2008 07:17
von grafschauenburg
Heißt es nicht "
Bakhtrien"
?
Verfasst: 23.05.2008 08:47
von Fridolin
Verfasst: 23.05.2008 09:22
von Vladislawa
Die Diskussion hatten wir doch schonmal...
ich halte nach wie vor Löwen und Trampeltiere fürs Gebiet der Ukraine für aussergewöhnlich. Man müsste die Funde mal paläozoologisch untersuchen um überhaupt auf alte Spezies zu stoßen (komme da ohne meinen Uni-Zugang grad nicht dran).
Verfasst: 23.05.2008 10:41
von Claudia
Gestern abend kam in einer Tierreportage im Fernsehen (sorry, keine Ahnung, welcher Sender) die Aussage, daß der asiatische Löwe, der heute nur noch mit etwa 300 Exemplaren in Indien existiert, im Altertum über ganz Asien bis in die Krimregion verbreitet war. Vielleicht ist der Fund doch nicht gar so ungewöhnlich.
Verfasst: 23.05.2008 14:20
von Nika E.S.
Löwen könnten durchaus sein, Kamele eher weniger, ist nicht das richtige Klima für, auch damals nicht.
Aber ich frag mal bei den Paläozoologen nach.
Kamelnachweise gibt es im Altai definitiv. Bei der Schafewolle war meist Kamel mit bei, es gibt Darstellungen. Die hatten definitiv welche... in der Ukraine halte ich es für unwahrscheinlich. - Höchstens einzelne Importe. Mal ein Stück Stoff, ein Fell, eine Knochenschnitzerei?
Aus welchem Kontext stammen die Knochenfunde?
Verfasst: 23.05.2008 14:38
von Dago
Über den Fundzusammenhang steht da leider nichts drin, in dem Kapitel geht es um die nachgewiesen Tierknochen aus Schlachtabfällen in Elisavetoskoje. Es wird aber auch in der Abhandlung angenommen das es sich dabei um einen Import aus dem Wolgagebiet
handel.
Aus der Sarmatischen Zeit sind mir aber Gürtelschliessen mit Kamelabildungen aus der Gegend bekannt z. B. aus Donskoj und aus dem Kugan Veselyi bei Rostow
Verfasst: 23.05.2008 16:15
von Nils B.
Die Gürtelschließen dürtften keinen Beweis für die Anwesenheit ihrer Vorbilder darstellen. Wenn mich nicht alles täuscht (muß mich für genauere Daten durch meine Bücher fräsen) gibt es sogar aus dem spätantik alamannischen Bereich eine Fibel in Kamelform, höchstwahrscheinlich Importware, deren Trägerin vermutlich niemals lebende Trampeltiere zu Gesicht bekommen haben dürfte.
Verfasst: 24.05.2008 14:33
von Nika E.S.
Ich stimme Bathanatos zu. Bildmotive gehören zu den beliebtesten Im- und Exportgütern.
und zwei Trampeltierknochen machen noch kein Kamel...
Steht dabei eigentlich wer die Tierknochenuntersucheungen vorgenommen hat, bzw. wie gearbeitet wurde?
Verfasst: 26.05.2008 15:08
von Fredewulf
So wie ich das sehe, ist die Sache mit dem Löwen, seine existierenden und ausgestrobenen Unterarten mehr als kryptisch. Ich habe selbst mal versucht mich schlau zu machen. Im Grunde ist alles zweifelhaft.
Bei den Kamelen: Ich habe ja auch die ein oder andere Folge "Länder, Menschen, Abenteuer" zum Thema zeitgenössische Nomaden Zentralsiens konsumiert. Auf jeden Fall interessant ist, dass die Zahl der Nutztiere sehr groß ist. In der Mongolei gibt sogar einen kuriosen Stamm von Rentiernomaden. Warum dieser keine Yaks hält und jener keine Rentiere, eben gerade jene Kamele reitet und der andere Pferde, dieser Schafe jener Kaschmirziege züchtet. Und überhaupt, warum werden Pferde in Deutschland so selten gemolken?
Im Grunde habe da kein System erkannt. Es hängt nur bedingt mit dem Klima zusammen und scheint eher eine Frage des Geschmacks zu sein. Die Italiener haben ja z.B. auch erst in jüngster Vergangenheit gezeigt, dass man auch in Europa Wasserbüffel erfolgreich nutzen kann. Warum dies aber erst jetzt geschieht? Interessant ist auch jeden Fall, dass bestimmte Völker Kamele aller Art hielten, andere bei gleichen Bedingungen nicht. Es gibt z.B. auch dem spanischen Festland heute keine Dromedare in Nordafrika und selbst in der Türkei so einige, wenn nicht viele. Es bestimmt kein Zufall, dass die Verbreitungsgebiete der Kamele mit den bestimmter Kulturen und Nationen übereinstimmen.
Verfasst: 26.05.2008 16:30
von Nika E.S.
Also: Warum Tampeltiere um das Schwarze Meer rum nicht natürlich vorkommen hängt sehr wohl mit dem Klima zusammen: Sie sind Schwielensohler und wenn sie in zu feuchten Gegenden rumlaufen löst sich die Sohle ab, das ist nicht gerade angenehm für das Tier. Also so ganz beliebig und Zufällig ist es nicht, wohl auch nicht im Rest der Fälle, aber das ist im einzelnen sicher recht komplizier die jeweiligen Ursachen und Gründe aufzuschlüsseln.
Trotzdem muß ich einen Teil meiner Aussage zurücknehmen: Es gab sie tatsächlich als eingeführte Haustiere. Zwar eben nicht wild, aber dafür seit etwa dem 3. Jt. laut Joris Peters, der auch darüber publiziert hat, aber ich kann es gerade nicht finden, evtl. "Geschichte der Tiermedizin".
Verfasst: 26.05.2008 20:23
von ulfr
Good old Benecke schreibt, Ort und Zeitpunkt der Domestikation seinen aufgrund der ungüstigen Quellenlage weitgehend unbekannt, weil sich Wildkamel und Hauskamel osteologisch nicht sicher trennen lassen. Außerdem hinterlasen Nomadenkulturen nur wenige archäologisch fassbare Spuren. Die bisher ältesten Hinweise stammen aus Sistan-Baluchestan (Iran), von den Randlagen des Kopetdag-Gebirges (Grenzgebiet zwischen Iran und Turkmenien) sowie aus Oman. Knochenfunde, bildliche Darstellungen und Terrakottafiguren in verschiedenen Fundzusammenhängen belegen eine enger werdende Nutzungsbeziehung zum Kamel ab der zweiten Hälfte des 4. Jt. v. Chr.
Weitere Funde:
Sialk (Kashan, Mitteliran), ebenfalls 2. Hälfte 4.Jt
Khurab (Makran, Südiran) 2600-2400
Turkmenien, Anau und Ulug Depe 3. Jt.
VAE, Umm an-Nar 2700
Industal, Mohendscho-Daro, Harappa, Kalibangan, Ende 3. Jt.
Im Laufe des 2. Jt. Verbreitung in Mittelasien von der unteren Wolga im Westen bis zum Jenisej im Osten
Ende 2. Jt. Ausbreitung der Kamelhaltung über die mongolische Steppe nach China
Mesopotamien Mitte des 2. Jt.
Osteuropa erstmals in der 2. Hälfte des 1. Jt. v.Chr., in den griechischen Kolonien an der Nordküste des Schwarzen Meeres sowie an der mittleren Wolga (Kamenskije Kuntchugury, 5.-3. Jh. v.Chr.) Im mittleren Wolgagebiet auch in frühgeschichtlicher Zeit (Imen?kovskij-Kultur, 5.-7. Jh. n.Chr.) und bei den Wolgabulgaren und in slawischen bzw. mittelalterlichen Siedlungen in der Ukraine (9.-14.Jh.)
Mitteleuropa vor allem in der
Röm. Kaiserzeit (Breisach-Münsterberg, Epfach, Isny-Vemania, Wien und Vindonissa) gelegentliches Vorkommen, in Vindonissa in der Arena (Medusa gegen Trampeltier
, passt aber nicht in die Tiefgarage)
Kurzfassung aus:
Benecke, N. (1994): Der Mensch und seine Haustiere. Theiss, Stuttgart. ISBN 3-8062-1105-1
ULFR
Verfasst: 28.05.2008 11:03
von Dago
Naja, bei den Knochen aus Skythischer/ Sarmatischer Zeit denke ich das es sich um die Überreste von Lasttieren handelt, die ihren Zweck nicht mehr erfüllten.
Die Funde wurden überwiegend in alten Handelsplätzen/ Städten gemacht, die als Start / Endpunkt von Handelsstraßen in die östlich gelegen Regionen anzusehenen sind.
Es sieht so aus als ob hier ev. nicht mehr taugliche Lasttiere einem anderen Zweck zu geführt wurden. Nämlich der Gewinnung von Nahrung.
Verfasst: 28.05.2008 11:30
von Steve Lenz
Gibt?s diesbezüglich Hinweise an den Knochen? Entfleischungsmarken?
Verfasst: 28.05.2008 19:02
von Nika E.S.
...oder ein Alter des Tieres?
- zu alte Kamele wird man kaum essen.
(Entfleischungsmarken machen nur unerfahrene Schlachter. *G*)