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Die Dame von Buya

Verfasst: 27.05.2008 21:41
von Fridolin
Der Schädel aus dem Höllenloch der Schöpfung

In der Danakil-Senke in Wüste Äthiopiens herrschen Temperaturen bis zu 60 Grad: Forscher haben dort einen eine Million Jahre alten Frauenschädel entdeckt, der Aufschlüsse über die Ursprünge der Menschheit verspricht. Jetzt werden seine letzten Geheimnisse enträtselt. Die ersten Erkenntnisse sind spektakulär.

http://www.welt.de/wissenschaft/article ... pfung.html

Verfasst: 28.05.2008 07:43
von Thomas Trauner
Ach Gott, die Presse:
"Der Schädel verbindet die typischen Merkmale der frühen Menschenform Homo erectus mit ersten Anzeichen der Entwicklung zum Homo sapiens, dem anatomisch modernen Menschen. Er stellt ein Missing Link dar. "

und:
"Damals haben die Menschen sogar Krokodile gegessen!?

Aber man ist ja froh, dass berichtet wird.
Danke Fridolin.

Thomas

Verfasst: 28.05.2008 08:03
von Turms Kreutzfeldt
Ich habe auch schon Krokodil gegessen. Muß ich mir jetzt Sorgen machen ? :D

Verfasst: 28.05.2008 09:30
von Fridolin
Über das verspeiste Krokodil bin ich auch schon gestolpert, aber was "schluckt" man nicht alles, als Leser. Mich würde aber interessieren, ob das Vieh erjagd wurde oder an Altersschwäche gestorben ist. So eine Krokodiljagd mit - ja mit welchen Werkzeugen / Waffen eigentlich ? - stelle ich mir schon als nette Sache vor.

Schönen Tag noch

Fridolin

Verfasst: 28.05.2008 10:27
von Nils B.
Kommt auf das Alter des Getiers an. Für ein frisch geschlüpftes Kroko brauchts nichts weiter als die eigenen Zähne und etwas guten Willen. Allerdings sollte Mama Croc nicht in der Nähe sein...

Verfasst: 28.05.2008 10:36
von Damion
Mal ganz ernsthaft, für ein mitteres Kroko sollten ein paar Leute mit dicken Knüppeln locker reichen.
Wenn sie dann noch Schlingen benutzen.....
Viel anders machen es die Krokofänger doch heute auch nicht.

Verfasst: 28.05.2008 10:53
von Steve Lenz
Es gibt Krokodiljäger, die benötigen außer Selbstvertrauen, Sachkenntnis, Verhaltenswissen und Schnelligkeit nichts weiter, um ein Krokodil zu fangen.

Ist man schnell genug, evtl. nicht allein, kann man?s packen und auf den Rücken drehen. Dann schläft?s nämlich ein, sobald die Hirnrinde die Innenseite der Kalotte berührt.

Es entzieht sich meinem Verständnis, dass man bei frühen Formen des Homo stets von plumper Jagdmethodik ausgeht.

Verfasst: 28.05.2008 11:56
von Nils B.
Das mit dem Schlafreflex ist recht spezielles Wissen (danke für die Info :D ). Ob der HE diese wahrscheinliche Erkenntnis aus Generationen der Jagd bereits aktiv umsetzte, kann als naheliegend angesehen werden, denke ich.
Allerdings finde ich Schlingen und Knüppel nicht wirklich plump sondern eher effektiv. Damit wird in bestimmten Kulturen heute noch zur Strecke gebracht.
Und das mit dem Zahngebrauch meinte ich durchaus ernst. Es ist einfach naheliegend und sehr 'resourcenschonend', insbesondere, wenn man noch über ein kräftiges Gebiß, eine entsprechende Kiefermuskulatur und keine 'zivilisatorische Scheu' verfügt.
Liegt die Einteilung in plump und raffiniert, je nach Situation, nicht eher im Auge des Betrachters?

Verfasst: 28.05.2008 11:59
von Damion
Hai

Man verzeihe mir bitte meine schnoddrige Ausdrucksweise.
Es geht mir nicht um plumpe oder ausgefeilte Jagdmethodik, sondern darum, daß die Jagd auf eine Krokodil nicht grundsätzlich anders zu bewerten ist als die auf einen Hirschen oder ein Wildschwein.
Wenn das Tier zur natürlichen Umwelt des Jägers gehört hat, dann wusste er damit umzugehen.

Wir neigen stark dazu unsere Ängste und Befindlichkeiten in Andere zu projizieren, dann gerne auch in Menschen anderer Zeiten.


Michael

Verfasst: 28.05.2008 13:01
von Steve Lenz
"Steine und Knüppel" impliziert nun mal ein plumpes Vorgehen. Insbesondere Krokodile pellen sich auf stumpfe Waffen ein Ei. Wenn da ein Stein oder Knüppel eingesetzt wird ist das Ergebnis entweder Flucht oder Angriff des Tieres - meistens ersteres.

Wenn, dann mit Lanzen, Ziel die Flanken des Tieres, um es zu verletzen, umzudrehen und den weichen Bauch angehen zu können. Wenn man?s drauf hat, ist ein Krokodil für Lanzenjäger im Verbund eine relativ sichere und leichte Beute.

Das gilt jetzt ausschließlich an Land. Ins Wasser wird HE seine anvisierte Beute nicht verfolgt haben. Höchstens einmal...

Verfasst: 28.05.2008 13:37
von Thomas Trauner
Ach ja...
Wir sind hier im 10.000 Jh. v.Chr. Freitag früh, 10.00 Uhr Ortszeit.
Der Homo erectus läuft schon seit 1.000.000. Jahren in Afrika herum,
seit ca. 800.000 Jahre in Europa und Westasien, Er, und wohl auch Sie, spricht, hat gezielt hergestelltes Werkzeug, baut Kompositgeräte, zuckt auch bei "Haste mal Feuer ?" nicht unbedingt ratlos mit den Schultern, gerbt Leder und baut Hütten und Wasserfahrzeuge.

Da ist er mit der Krokodiljagd sicher überfordert. :roll:

Nix für ungut.


Das Schlimme ist für mich halt wieder mal die Sensationsheischigkeit und dieses ewige "missing link". Was soll das eigentlich heutzutage sein ?
50% Affen- 50% Homo (welcher) DNA ?
Oder hier: links erectus, rechts sapiens sapiens ?
Ausserdem liegen für zwischen dieser Signora und dem ersten direkten Verwandten von Signor Berlusconi immer noch rund 850.000 Jahre.

Interessant bleibt der Fundort, da halt aus dieser Gegend vermutlich unser aller Ahnen herkommen. Ideal für eine Art "Gesamtstratigraphie" und für die Beobachtung der Umweltbedingungen in den verschiedenen Zeiten in diesem Areal. Insoweit ein wirklich wichtiger Fund, ich hoffe die Äthiopisch/Italienischen Forscher haben noch genug Zeit und Geld.

Thomas

Verfasst: 28.05.2008 14:04
von Nils B.
Missing Link klingt so spektakulär. Nach halbtierischem Mensch oder halbmenschlichem Tier.
Treten sie näher Herrschaften! Attraktionen, Mutationen, Sensationen.
Das weckt Fantasien, von Grusel bis Erotik (je nach Ausrichtung), läßt in Hollywood die Kassen klingeln und macht wohl auch einen Internet-Artikel 'interessanter' :roll:
Ist eine Art naturwissenschaftlicher Bruder vom heiligen Gral... :razz:

Verfasst: 28.05.2008 14:21
von Steve Lenz
Ach, man muss auch Reportern Atavismen gönnen...manchmal....

Verfasst: 28.05.2008 14:28
von Fridolin
Sicherlich kann man über den Begriff "missing link" streiten, und na ja, wer von uns ist schon studierter Spezialist in Sachen"olle Knochen", ich bin's nicht. Andererseits muss man die italienischen Forscher auch verstehen (wenn die den Begriff missing link bei der Dame von Buya in die Welt gesetzt haben und nicht irgendein ein Schreiberling), schließlich braucht jeder sein Erfolgserlebnis und ein Folgeprojekt, also Geld. Da macht sich "die Sensation" eben besser als ein "schon wieder ein erectus..."
Es ist leider so: die Gutachter für Forschungsprojekte verfügen nicht immer über ausreichende Sachkompetenz, das muss man auch berücksichtigen....


Aber spannend ist es allemal

Beste Grüße

Fridolin


PS: Was wird uns alles aus der Archäologie als Sensation verkauft....

Verfasst: 28.05.2008 15:16
von Mark77
Eigentlich gibt es sowas wie ein Missing-Link nicht. Wir haben ja eine recht lineare Evolution und keine sprunghafte durchgemacht, nich?! ^^

Was das Jahr 10'000 v.Chr. angeht, Thomas, da gab es den H. ergaster in Afrika schon lang nicht mehr. Um die Zeit lebt einzig und allein der H. sapiens noch auf der Welt (jetzt mal das Geplänkel um den Flores-Menschen aussen vor!).