Ernährung im Mesolithikum
Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris, ulfr
Ernährung im Mesolithikum
Ray Mears hat mit der BBC2 eine Serie zur Enährung im Mesolithikum auf den Britischen Inseln gemacht. Ich habe Teile dieser Serie gesehen, als ich in England war und war begeistert. Ich konnte lange Zeit keine Aufnahme dazu finden, aber heute hatte ich Glück.
Da isse:
http://www.raymears.com/Bushcraft_Produ ... d-Food-DVD
Was mich daran besonders begeistert hat, ist daß in den meisten Fällen gezeigt wird, daß das Essen damals durchaus lecker war und daß auch wir heute zumindest einen Teil davon echt lecker finden können. Besonders im Gedächnis geblieben ist mir eine Szene, wo ein langer Fisch (ich weiß nicht mehr was es für einer war, Aaal oder Seehecht?) gehäutet wurde wie eine Wurst, dann erst ausgenommen, mit Kräutern gefüllt, Haut wieder drübergezogen und in der heißen Asche gebacken. Die beiden Experimentatoren beschrieben das so lecker und guckten auch so erwartungsfreudig und futterten dann mit ausgesprochenem Appetit, daß ich mit tropfendem Zahn vor der Glotze saß und dachte "ich will auch was, das ist gemein, daß ich davon nichts abkriege!"
Ganz im Gegensatz zu den meisten deutschen Sendungen, die sich mit Essen in ferner Geschichte befassen - da klingt das meistens nach "Iiiihhhhh, das mußten die damals essen???"
Es gibt ein paar Schnitzer in den Filmen (in der letzten Sendung wird das gebratene Wildschwein mit Brot verzehrt, *ähem*), aber es sind nur wenige und insgesamt finde ich die Serie absolut empfehlenswert. Man erfährt so einiges über Eßbares in der Wildnis, was man noch nicht wußte.
Z.B. über riesige stärkehaltige Knollen im Meeresstrandbereich - ich muß unbedingt wieder rauskriegen, was für ein Pflanzenname da genannt wurde, um mal zu gucken, ob das Zeug bei uns auch wächst.
Da isse:
http://www.raymears.com/Bushcraft_Produ ... d-Food-DVD
Was mich daran besonders begeistert hat, ist daß in den meisten Fällen gezeigt wird, daß das Essen damals durchaus lecker war und daß auch wir heute zumindest einen Teil davon echt lecker finden können. Besonders im Gedächnis geblieben ist mir eine Szene, wo ein langer Fisch (ich weiß nicht mehr was es für einer war, Aaal oder Seehecht?) gehäutet wurde wie eine Wurst, dann erst ausgenommen, mit Kräutern gefüllt, Haut wieder drübergezogen und in der heißen Asche gebacken. Die beiden Experimentatoren beschrieben das so lecker und guckten auch so erwartungsfreudig und futterten dann mit ausgesprochenem Appetit, daß ich mit tropfendem Zahn vor der Glotze saß und dachte "ich will auch was, das ist gemein, daß ich davon nichts abkriege!"
Ganz im Gegensatz zu den meisten deutschen Sendungen, die sich mit Essen in ferner Geschichte befassen - da klingt das meistens nach "Iiiihhhhh, das mußten die damals essen???"
Es gibt ein paar Schnitzer in den Filmen (in der letzten Sendung wird das gebratene Wildschwein mit Brot verzehrt, *ähem*), aber es sind nur wenige und insgesamt finde ich die Serie absolut empfehlenswert. Man erfährt so einiges über Eßbares in der Wildnis, was man noch nicht wußte.
Z.B. über riesige stärkehaltige Knollen im Meeresstrandbereich - ich muß unbedingt wieder rauskriegen, was für ein Pflanzenname da genannt wurde, um mal zu gucken, ob das Zeug bei uns auch wächst.
Ich habe die Sendung nicht gesehen, rate aber beim solchen Rezepten aus Fred Feuersteins Kochstudio zur Vorsicht, denn in der Regel sind - bis auf z.B. Fischsuppenreste in neolithischen Schweizer Keramiktöpfen - nur die Zutaten bekannt, weil über Pollen, Samen oder - ganz selten - Reste nachweisbar, nicht aber deren Zubereitung. Von dem zitierten gefüllten Aal in Eigenhaut *sabber* bleiben im Befund - wenn überhaupt - nur die Gräten übrig, und die auch nur in seltenen Ausnahmefällen.
Unbestritten ist, dass mesolithisches Essen lecker war, zumindest das, was auch unserem heutigen Gaumen mundet. Allerdings wurden mit Sicherheit auch Augäpfel, Maden und ähnliche Leckerlis gegessen, aber was dem einen seine Krabbe, ist dem anderen seine Weinbergschnecke, die einen essen Kutteln, die anderen verschimmelten Käse....
Betrachtet man die mesolithischen "Kökkenmöddinger" (dänisch, übersetzt Küchenabfallhaufen) an der Ostsee, die z.T. 60 m lang, 5 m breit und 2 m hoch sind und zum großen Teil aus Fischabfall, in erster Linie Austernschalen bestehen, kann man hochrechnen, dass dort über Jahrhunderte Millionen von Austern verspeist wurden, leider gabs damals dort oben noch keine Zitronen
Man könnte sich ausmalen, wie die Mesos auf der einen Seite der Bucht mit gefülltem Wanst über die neolithischen körneressenden Erdwühler auf der anderen Seite abgelästert haben
ULFR
Unbestritten ist, dass mesolithisches Essen lecker war, zumindest das, was auch unserem heutigen Gaumen mundet. Allerdings wurden mit Sicherheit auch Augäpfel, Maden und ähnliche Leckerlis gegessen, aber was dem einen seine Krabbe, ist dem anderen seine Weinbergschnecke, die einen essen Kutteln, die anderen verschimmelten Käse....
Betrachtet man die mesolithischen "Kökkenmöddinger" (dänisch, übersetzt Küchenabfallhaufen) an der Ostsee, die z.T. 60 m lang, 5 m breit und 2 m hoch sind und zum großen Teil aus Fischabfall, in erster Linie Austernschalen bestehen, kann man hochrechnen, dass dort über Jahrhunderte Millionen von Austern verspeist wurden, leider gabs damals dort oben noch keine Zitronen
Man könnte sich ausmalen, wie die Mesos auf der einen Seite der Bucht mit gefülltem Wanst über die neolithischen körneressenden Erdwühler auf der anderen Seite abgelästert haben
ULFR
...oder wie die Naschsüchtigen unter den Mesos sich mal mit nem süßen Fladen bestechen ließen
Klar sind das alles keine Rezepte. Aber sie betonen auch in der Sendung, daß sie nicht zeigen "so war es und nicht anders", sondern "Was standen nach Aussage der Funde den Menschen im Mesolithikum für Nahrungsressourcen zur Verfügung und gibt es Hinweise auf die Zubereitung bzw. wie hätte man bestimmte Dinge, die im Fund nachgewiesen sind, zubereiten können?"
Wie kocht man z.B. ohne Kochtopf Muscheln? (mal abgesehen von Austern)
Was gab es für stärkehaltige Nahrung, wo Aufwand beim Sammeln und Zubereiten in einem vernünftigen Verhältnis zum Nährwert stand?
Wie röstet man ohne Pfanne Nüsse?
Klar sind das alles keine Rezepte. Aber sie betonen auch in der Sendung, daß sie nicht zeigen "so war es und nicht anders", sondern "Was standen nach Aussage der Funde den Menschen im Mesolithikum für Nahrungsressourcen zur Verfügung und gibt es Hinweise auf die Zubereitung bzw. wie hätte man bestimmte Dinge, die im Fund nachgewiesen sind, zubereiten können?"
Wie kocht man z.B. ohne Kochtopf Muscheln? (mal abgesehen von Austern)
Was gab es für stärkehaltige Nahrung, wo Aufwand beim Sammeln und Zubereiten in einem vernünftigen Verhältnis zum Nährwert stand?
Wie röstet man ohne Pfanne Nüsse?
Muscheln ohne Topf
Ray Mears ist schon einer der besten Survivalspezialisten. Um die Frage nach der Zubereitung von Muscheln ohne Topf zu beantworten .... Mann suche sich einen gut mit Muscheln bewachsenen Felsen, schleppe ein paar Arme voll trockenes Heu von der Ufervegetation zum Strand und breite es über die Muschelfelsen aus. Anzünden und abwarten, den Rest macht der Wind .... Muscheln im eigenen Saft ... Presto Signora et buon appetito
- Steve Lenz
- Beiträge: 3162
- Registriert: 05.12.2005 14:18
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Der 5-Steine Koch .....
Das Buch verkauft sich wie warme Semmeln, ebenso wie das Nachfolge-Projekt in Sachen Keltische Kochbarkeiten.
Das Konzept ist, daß mit den (nach Möglichkeit) verfügbaren Rohstoffen LECKER gekocht wird. Das ist im Prinzip schon, aber als Ansatz etwas kniffelig.
Essen darf schmecken und soll auch nett aussehen, ein Projekt soll sich gut verkaufen. Aber wirklich zufrieden macht mich Historische Küche so nicht.
Das Buch verkauft sich wie warme Semmeln, ebenso wie das Nachfolge-Projekt in Sachen Keltische Kochbarkeiten.
Das Konzept ist, daß mit den (nach Möglichkeit) verfügbaren Rohstoffen LECKER gekocht wird. Das ist im Prinzip schon, aber als Ansatz etwas kniffelig.
Essen darf schmecken und soll auch nett aussehen, ein Projekt soll sich gut verkaufen. Aber wirklich zufrieden macht mich Historische Küche so nicht.
Oh noch nicht gesehen....gleich mal bestellt. Danke für den Hinweis.S. Crumbach hat geschrieben:Das Buch verkauft sich wie warme Semmeln, ebenso wie das Nachfolge-Projekt in Sachen Keltische Kochbarkeiten.
Warum wird denn von feststehenden Gerichten bzw Zutatenkombinationen ausgegangen ? Kochen wird doch gerade da interessant, wo man variiert und neu kombiniert.S. Crumbach hat geschrieben:Das Konzept ist, daß mit den (nach Möglichkeit) verfügbaren Rohstoffen LECKER gekocht wird. Das ist im Prinzip schon, aber als Ansatz etwas kniffelig.
Und bei jahreszeitlich unterschiedlichem Angebot und fehlenden bzw. eingeschränkten Konservierungsmöglichkeiten müsste man doch davon ausgehen, das auf den Tisch kam, was gerade greifbar war.
Apropo greifbar, hier fehlt mir natürlich der Anteil an Insekten und anderem Kleingetier bei den modern nachgekochten Gerichten. Sie stellen sicher auch ein Optimum der Zutatenzusammenstellung dar, aber sie ermöglichen einen weiteren Eindruck vom damiligen Leben mit einem anderen Sinn, dem Geschmackssinn, das finde ich persönlich sehr reizvoll.
Irgendwie hab ich aber die Vorstellung das Eintopfgerichte das damalige Repertoire dominierten.
Sobald wirtschaftliche/finanzielle Aspekte Einfluß nehmen, wirds irgendwie immer schwierig, damit bin ich auch nicht so recht glücklich, vor allem wenn hier die Prioritäten liegen. Aber wenn es um die Grundsicherung des eigenen Lebensunterhaltes geht ist man wahrscheinlich kompromissbereiter, nicht jeder kann sich mit diesem Thema aus reiner Liebhaberei beschäftigen.S. Crumbach hat geschrieben: Essen darf schmecken und soll auch nett aussehen, ein Projekt soll sich gut verkaufen. Aber wirklich zufrieden macht mich Historische Küche so nicht.
Insekten ... guter Tip .....
Wir haben bei der (vorletzten?) EXAR Tagung im Acheon eine kleines "Essen in der Vorgeschichte" Seminar mitgemacht. Es hat mir sehr gut gefallen. Zum Mesolithikum gab es Heimchen und Mehlwürmer (aus dem Zoo-Laden, wegen der Hygiene). Also ..... ein anderes Forumsmitglied hatte das Heimchen und war der Meinung Heimchen sind blöd, weil die aussehen als würden die nach Krabben schmecken - tatsächlich schmecken die nach garnichts. Die Mehlwürmer schmecken nur nach garnichts (Filmzitat: "Fehlt Knoblauch!").
Wir haben bei der (vorletzten?) EXAR Tagung im Acheon eine kleines "Essen in der Vorgeschichte" Seminar mitgemacht. Es hat mir sehr gut gefallen. Zum Mesolithikum gab es Heimchen und Mehlwürmer (aus dem Zoo-Laden, wegen der Hygiene). Also ..... ein anderes Forumsmitglied hatte das Heimchen und war der Meinung Heimchen sind blöd, weil die aussehen als würden die nach Krabben schmecken - tatsächlich schmecken die nach garnichts. Die Mehlwürmer schmecken nur nach garnichts (Filmzitat: "Fehlt Knoblauch!").
Ich erinnere an meinen Post oben: Die Bücher von Achim Werner und anderen Autoren "100.000 Jahre Esskultur", "Kulinarische Reise in die Vergangenheit" usw. sind nett, bestimmt schmeckt das Gekochte auch lecker, aber mit der - in diesem Fall steinzeitlichen bzw. urgeschichtlichen, ab Römers siehts ja schriftlich schon besser aus - Realität dürften die Rezepte nicht allzuviel zu tun haben. Bestenfalls können wir einige der Zutaten benennen, und die auch meist nur über Pollen, die Zubereitung entzieht sich weitestgehend unserer Kenntnis. Als Anregung ok, aber keinerlei Beweiskraft ...
*Heuschrecken in Honig - mmmmmmmhhhhhh*
*Heuschrecken in Honig - mmmmmmmhhhhhh*
Die Gliederfüßer (Arthropoden, Arthropoda, Euarthropoda) sind ein Stamm des Tierreichs. Zu ihnen gehören so unterschiedliche Tiere wie Insekten, Tausendfüßer, Krebse, Entenmuscheln, Spinnen, Skorpione, Milben und die ausgestorbenen Trilobiten.(Wikipedia)
Krabben und Heimchen sind also verwandschaftlich auch gar nicht so weit von einander entfernt.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Als Lebendfutter in Zoohandlungen erhält man:
Grillen Gryllus bimaculatus
Heuschrecken Schistocerca gregaria / Locusta migratoria
Mehlwürmer Tenebrio molitor
Zophobas Zophobas morio (in etwa große Mehlwürmer)
gebratene Mehlwürmer schmecken wie gegrillte Hühnchenhaut (Röstaromen --> Maillard-Reaktion ), Heuschrecken sind leicht nussig, Grillen erinnern an etwas langweilige Rosienen (von der Konsistenz her, geschmacklich eher neutral wie das Heimchen). Bei Grillen und Heuschrecken die hakenbesetzten Unterschenkel und Flügel vor der Zubereitung entfernen.
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@ ulfr: Soll ich vielleicht besser vor meinem post mal bei dir anfragen wo der hin muss ? - Hab das Gefühl du musst schon den ganzen Tag hinter mir her räumen
Krabben und Heimchen sind also verwandschaftlich auch gar nicht so weit von einander entfernt.
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Als Lebendfutter in Zoohandlungen erhält man:
Grillen Gryllus bimaculatus
Heuschrecken Schistocerca gregaria / Locusta migratoria
Mehlwürmer Tenebrio molitor
Zophobas Zophobas morio (in etwa große Mehlwürmer)
gebratene Mehlwürmer schmecken wie gegrillte Hühnchenhaut (Röstaromen --> Maillard-Reaktion ), Heuschrecken sind leicht nussig, Grillen erinnern an etwas langweilige Rosienen (von der Konsistenz her, geschmacklich eher neutral wie das Heimchen). Bei Grillen und Heuschrecken die hakenbesetzten Unterschenkel und Flügel vor der Zubereitung entfernen.
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@ ulfr: Soll ich vielleicht besser vor meinem post mal bei dir anfragen wo der hin muss ? - Hab das Gefühl du musst schon den ganzen Tag hinter mir her räumen
Da bin ich selbst nicht besser, zum Glück gibts admins, die dann hinter MIR herräumenSteinlaus hat geschrieben:@ ulfr: Soll ich vielleicht besser vor meinem post mal bei dir anfragen wo der hin muss ? - Hab das Gefühl du musst schon den ganzen Tag hinter mir her räumen
Oder, wie der "Chefe" immer sagt: Wozu gibts eine Suchfunktion? Und ein bisschen über den Tellerrand geblickt fallen einem auch das eine oder andere andere Schlüsselwort ein
Knitterfreies Wochenende für alle
ULFR