Bemerkenswert finde ich, dass die römischen Rindviecher und Pferde deutlich größer waren. Die römische Rinder erreichen ja durchaus Ausmaße heutiger Rinder.
Ich kann nur zu dem Schluss kommen, dass die Römer in der Viehzucht einfach deutlich mehr draufhatten als Kelten und Germanen. Wahrscheinlich bedarf es schon eines römischen Landgutes mit entsprechender Stückzahl um ordentliche Linienzucht zu betreiben.
Die Sache mit dem Vorzug der Milchwirtschaft spielt sicherlich auch eine Rolle und das Argument des Futtermangels im Winter habe ich auch schon öfters gelesen. Das Problem ist, dass im Winter kein Gras wächst. Rotwild verbeißt bekanntlich die Bäume oder, wenn es nicht vom Jäger "gehegt" wird. Wie Auerochsen über den Winter kamen, ist ja leider nicht mehr feststellbar. Der gemeine Bauer jedoch legt im Sommer große Vorräte von Heu an und sein Vieh durch den Winter zu kriegen und schlacht zu Beginn des Winters traditionell einen großen Teil des Bestandes.
Interessant sind hier noch Daten über den Anteil von Rinderknochen in eisenzeitlichen Schlachtabfällen nach Driesch 1993:
Heuneburg, Baustadien 11-4: Rind 52%, Schwein 33%, Schaf 8%, Wild 5%, Pferd 2%
Manching: Rind 42%, Schwein 20%, Schaf 20%, Pferd 5%, Hund 1%
Die deutliche Dominanz des Rindes und den geschlachtenden Tieren dürfte ja offensichtlich sein.
Die ist um erstaunlicher, betracht man einige Besonderheiten des Rindes.
Rinder haben im Gegensatz zu Schafen oder Schweinen eine lange Generationszeit. Sie werden erst im alter von zwei Jahren geschlechtsreif.
Beim Schwein sindd bekanntlich Mehrlingsgeburten die Regel und auch mehrere Würfe im Jahr. Bei Schafen und Ziegen sind zumindest Zwillingsgeburten häufiger und unproblematischer als bei Rindern.
Wie üblich ist ungefähr die Hälfte der Nachkommenschaft männlich und gibt folglich keine Milch.
Interessant ist natürlich noch, dass Kühe nur Milch geben, wenn sie gekalbt haben. Also: Man muss Rinder züchten, wenn sie melken will!
Nach fast 3 Jahren guter Pflege ist ein Kalb also zur Milchkuh gereift, wenn es nicht gerade einen Bullenkalb war.