Bergkristall als Feuerschlagstein?
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Bergkristall als Feuerschlagstein?
Im weitesten Sinne bin ich hier wohl richtig mit meiner Frage...
Ich war die letzten Wochen mit unserer Uni im Gotthardgebiet tätig - und wie erwartet sind wir ziemlich eingedeckt worden mit Kristallfunden.
Jetzt "streiten" wir uns gerade über die Interpretation eines Stückes - ich behaupte, es ist ein grosser Kratzer, mein Kollege meint, er könnte auch als Feuerschlagstein genutzt worden sein.
Hat das jemand von Euch schon mal probiert? Eignet sich Kristall überhaupt dazu???
Ich hätte jetzt eher nicht mit dieser Verwendung gerechnet...
Liebe Grüsse
Mela
Ich war die letzten Wochen mit unserer Uni im Gotthardgebiet tätig - und wie erwartet sind wir ziemlich eingedeckt worden mit Kristallfunden.
Jetzt "streiten" wir uns gerade über die Interpretation eines Stückes - ich behaupte, es ist ein grosser Kratzer, mein Kollege meint, er könnte auch als Feuerschlagstein genutzt worden sein.
Hat das jemand von Euch schon mal probiert? Eignet sich Kristall überhaupt dazu???
Ich hätte jetzt eher nicht mit dieser Verwendung gerechnet...
Liebe Grüsse
Mela
Quarzaggregate
also, ich habe als Schlagstein einen Karneol. das ist zwar ein faseriges
Quarzaggregat, aber eben auch ein Quarz. komt halt auch darauf an, womit du ihn zusammenschlägst, mit einem stahl müsste es schon gehen.
sebastian
Quarzaggregat, aber eben auch ein Quarz. komt halt auch darauf an, womit du ihn zusammenschlägst, mit einem stahl müsste es schon gehen.
sebastian
Mhmhm... Dann müssen wir das Ding wirklich unter dem Binokular etwas genauer ansehen... Theoretisch sind die Schlagspuren ja deutlich anders (war ich bis anhin zumindest überzeugt ) - Ich WILL nämlich lieber die Kratzerhypothese!
Liebe Grüsse
Mela (etwas neidisch, weil sie nicht mal mit gutem Silex Funken hinkriegt...)
Liebe Grüsse
Mela (etwas neidisch, weil sie nicht mal mit gutem Silex Funken hinkriegt...)
- Steve Lenz
- Beiträge: 3162
- Registriert: 05.12.2005 14:18
- Kontaktdaten:
Hoi Mela,
ich hab es noch nicht probiert, denke aber, dass es ohne Weiteres gehen sollte. Die Funktion des Materials, mit dem Funken aus einem eisenhaltigen Mineral herausgeschlagen werden, ist ja nur die, dass es
a) hart genug sein muss, um ein FeX-Partikel abzureißen und durch die Reibungshitze des Druckschlags zur Reation mit dem Luftsauerstoff zu zwingen
b) eine scharfe Kante aufweisen muss, damit eben dies passiert
Beide Voraussetzungen erfüllt Bergkristall als eine Quarz-Erscheinungsform
Wie ist die Datierung der Funde? Wurde stein/bronzezeitlich mit Pyrit/Markasit geschlagen oder HA/FMA-mäßig mit einem Feuerstahl? Bei Pyrit müsstest Du (bei guten Erhaltungsbedingungen) unter dem Mikroskop Restpartikel davon in der Schlagkante des Kristalls erkennen können, beim Feuerstahl Eisen- bzw. Eisenoxidreste.
Wenn Du willst, kann ich hier mal eine Versuchsreihe starten und Dir die Belegstücke als Vergleichsmaterial schicken. Schick mir auch mal ein Bild von dem "Kratzer" bitte, vielleicht kann ich dann schon mehr sagen.
Gruezi
ULFR
ich hab es noch nicht probiert, denke aber, dass es ohne Weiteres gehen sollte. Die Funktion des Materials, mit dem Funken aus einem eisenhaltigen Mineral herausgeschlagen werden, ist ja nur die, dass es
a) hart genug sein muss, um ein FeX-Partikel abzureißen und durch die Reibungshitze des Druckschlags zur Reation mit dem Luftsauerstoff zu zwingen
b) eine scharfe Kante aufweisen muss, damit eben dies passiert
Beide Voraussetzungen erfüllt Bergkristall als eine Quarz-Erscheinungsform
Wie ist die Datierung der Funde? Wurde stein/bronzezeitlich mit Pyrit/Markasit geschlagen oder HA/FMA-mäßig mit einem Feuerstahl? Bei Pyrit müsstest Du (bei guten Erhaltungsbedingungen) unter dem Mikroskop Restpartikel davon in der Schlagkante des Kristalls erkennen können, beim Feuerstahl Eisen- bzw. Eisenoxidreste.
Wenn Du willst, kann ich hier mal eine Versuchsreihe starten und Dir die Belegstücke als Vergleichsmaterial schicken. Schick mir auch mal ein Bild von dem "Kratzer" bitte, vielleicht kann ich dann schon mehr sagen.
Gruezi
ULFR
Hi Mela,
Bergkristall, also kristalliner Quarz wurde tatsächlich zu Werkzeugen verarbeitet. Hier im fränkischen Jungneolithikum kennen wir Kratzer und nicht weiter ansprechbare Werkzeuge, Bergkristall ist ortsfremd. Ansonsten kenne ich Pfeilspitzen aus Bergkristall aus der Schweiz (dem Tessin, glaube ich) und ganz besonders schöne aus Portugal (Umgebung von Evora).
Viele Grüße
Fridolin
Bergkristall, also kristalliner Quarz wurde tatsächlich zu Werkzeugen verarbeitet. Hier im fränkischen Jungneolithikum kennen wir Kratzer und nicht weiter ansprechbare Werkzeuge, Bergkristall ist ortsfremd. Ansonsten kenne ich Pfeilspitzen aus Bergkristall aus der Schweiz (dem Tessin, glaube ich) und ganz besonders schöne aus Portugal (Umgebung von Evora).
Viele Grüße
Fridolin
Bisher habe ich ja immer auf die Frage der Kinder "Was war das schönste, das sie je gefunden haben?" mit Bergkristallpfeilspitze geantwortet - jetzt kann ich mit Bergkristallkratzer angeben!
Ich bin auch ganz fasziniert von dem Material (das neben Holzkohle eigentlich unser einziges Fundmaterial der Kampagne war).
Liebe Grüsse
Mela
Ich bin auch ganz fasziniert von dem Material (das neben Holzkohle eigentlich unser einziges Fundmaterial der Kampagne war).
Liebe Grüsse
Mela
Leider nein, und da man in Bozen nicht knipsen darf bzw. ich alles vom Ötzi, aber den Rest nicht fotografiert habe, als ich mal durfte, weiß ich nix mehr. Ich hab aber mal in
Lunz, R. (1986) Vor- und Frühgeschichte Südtirols. Band 1 Steinzeit
geblättert und mehrere Kratzer aus Bergkristall entdeckt, die aber allesamt mesolithisch und damit sehr klein sind, in der Regel Daumennagel groß. Einer ist dabei, der misst 4x2,5 cm (also deutlich kleiner als Dein Handteller, wenn ich mich recht erinnere) und stammt von der Fundstelle Cisles, Gem. St. Cristina, Prov. Bozen. Andere Fundorte mit viel Bergkristall liegen in den Zillertaler Alpen (Gsieser Törl) und wiederum im Bozener Raum (Stufels), dort ein Meso-Fundplatz auf einer Flussterasse mitten im Bereich einer eisenzeitlichen bzw. römischen Siedlung.
ULFR
Lunz, R. (1986) Vor- und Frühgeschichte Südtirols. Band 1 Steinzeit
geblättert und mehrere Kratzer aus Bergkristall entdeckt, die aber allesamt mesolithisch und damit sehr klein sind, in der Regel Daumennagel groß. Einer ist dabei, der misst 4x2,5 cm (also deutlich kleiner als Dein Handteller, wenn ich mich recht erinnere) und stammt von der Fundstelle Cisles, Gem. St. Cristina, Prov. Bozen. Andere Fundorte mit viel Bergkristall liegen in den Zillertaler Alpen (Gsieser Törl) und wiederum im Bozener Raum (Stufels), dort ein Meso-Fundplatz auf einer Flussterasse mitten im Bereich einer eisenzeitlichen bzw. römischen Siedlung.
ULFR
Super, danke, da kann ich schon mal auf die Suche gehen... Problematisch finde ich momentan, das offenbar gerade beim mesolithischen gerne nur die "typischen" Geräte abgebildet und ausgestellt werden - und so alles an "Grossgerät", was nicht dem Mikrolithschema entspricht, unter den Tisch fällt... Ich denke, da wäre deutlich mehr zu finden...
Wir vermuten allerdings eher Kupferzeit/frühe Bronzezeit...
(Der Fundplatz liegt jedoch unter einer wahrscheinlich neuzeitlichen Wüstung - ungeklärter Funktion).
Liebe Grüsse
Mela
Wir vermuten allerdings eher Kupferzeit/frühe Bronzezeit...
(Der Fundplatz liegt jedoch unter einer wahrscheinlich neuzeitlichen Wüstung - ungeklärter Funktion).
Liebe Grüsse
Mela
Hi Mela,
den Namen und Adresse von eurem helvetischen Spezialisten für Feuersteine aller Art habe ich vergessen, kann mich aber erinnern, dass Er im Huber Verlag (?) ein Buch veröffentlicht hat, welches vielerlei Feuermach - Methoden aufzeigt. Er war letztes Jahr unter andrem in Unteruhldingen aktiv...
PM folgt...
Gruß Peter
den Namen und Adresse von eurem helvetischen Spezialisten für Feuersteine aller Art habe ich vergessen, kann mich aber erinnern, dass Er im Huber Verlag (?) ein Buch veröffentlicht hat, welches vielerlei Feuermach - Methoden aufzeigt. Er war letztes Jahr unter andrem in Unteruhldingen aktiv...
PM folgt...
Gruß Peter
Zuletzt geändert von Peter N. am 30.06.2008 15:10, insgesamt 1-mal geändert.