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Bernstein giessen?
Verfasst: 30.08.2008 10:18
von Steve Lenz
Ferro und ich vermuteten es schon seit längerem, Nils hat mir letztens berichtet, dass in nordischen Bronzeschwertern Einlagen aus Bernstein in Form einer "Paste" eingebracht worden seien. Das passt hervorragend zu den Aufnahmen an diversen Bronzemessern südlicherer Provenienz und an einigen Schwerttypen der Auvernier-Gruppe.
Hat hier jemand Erfahrungswerte über die Werkschritte, die Vorrichtung (Wasserbad?) und die notwendige (sichere) Temperatur?
Verfasst: 30.08.2008 10:50
von Fridolin
Gießen? Dürfte Probleme geben.
Zitat aus Wikipedia:
Bernstein hat keinen Schmelzpunkt, nur einen Schmelzbereich. Bei 170?200 °C wird er weich und formbar. Bernstein schmilzt oberhalb von 300 °C und zersetzt sich dabei.
Verfasst: 30.08.2008 10:54
von Steve Lenz
Ok, zeigt mir mal wieder die Qualität der damaligen Handwerker auf.
Danke Dir!
Nimmt der Stoff danach wieder die ursprüngliche Form an oder verändert es auch sein Erscheinungsbild?
Verfasst: 30.08.2008 11:05
von Fridolin
Puhh, keine Ahnung. Probiers mal aus. Die Abkühlgeschwindigkeit könnte eine Rolle spielen. Denn bei Wikipedia "Bernstein" gibts noch folgende Passage:
Im Handel erhältlicher Bernsteinschmuck enthält oft "klargekochten" Bernstein. Es handelt sich dabei um ursprünglich trüben bzw. mit verkohlten pflanzlichen Einschlüssen durchsetzten "unansehnlichen" Naturbernstein, welcher in heißem Öl gekocht wurde. Da heißes Öl einen deutlich höheren Siedepunkt hat als Wasser, werden so Temperaturen erreicht, bei denen das versteinerte Harz des Bernsteins weich wird und anschmilzt. Da hierbei das Material weicher und durchlässiger wird, werden die winzigen Luftbläschen und pflanzlichen Einschlüsse ausgeschwemmt bzw. "ausgekocht".
Das Ergebnis ist ein glasklarer, einheitlich gefärbter "Stein". Das Verfahren hat jedoch einen "Schönheitsfehler": Der derart behandelte Bernstein ist während des Abkühlvorganges sehr empfindlich. Wird das Material nicht Grad für Grad behutsam abgekühlt, entstehen darin sogenannte Flinten, mehr oder weniger halbkreisförmige, goldglänzende Sprünge.
Verfasst: 30.08.2008 11:12
von ulfr
Ein "Schaubild der Bernsteingewinnung und -Verwertung" führt eine >Schmelzfabrik< auf, in der sortierte Schmelzware (Naturstein) und Abfälle der Verarbeitung verwendet wurden, um >geschmolzenen< Bernstein Nr. 1-5 und Bernsteinöl zu gewinnen, die dann zu Bernsteinlack weiterverarbeitet wurden, und Bernsteinsäure C4H6O4.
Quelle: Barfod, J. 2005: Bernstein. Husum
Leider ist dies nur ein kleines Büchlein, das sich über die Details ausschweigt. Auch von einer Paste ist im archäologischen Teil nichts zu lesen. Ich werd dem mal auf den Grund gehen.
ULFR
Verfasst: 30.08.2008 21:25
von Blaubär
Ich würde es einfach mal wie email ausprobieren. Bernsteinpulver in die Vertiefung und sachte erhitzen. Das dürfte eigentlich funktionieren. Bernstein schmilzt ganz gut, man muß nur aufpassen, das er nicht verkokelt.
Hab mal mit Bernstein ein wenig experimentiert, wel ich selber Bernsteinlack machen wollte. Den gibt`s ja leider nix mehr. Der Bernstein hat sich allerdings gut in Terpentin und Leinöl gelöst. Nur wenn man Bernsteinketten auflöst ist das ein teurer Lack.
Aber wie gesagt, probier mal aus das wie email zu machen, nur weiß ich nicht wie klar das Ganze dabei rauskommt.
Grüße
Blaubär
Verfasst: 30.08.2008 21:26
von Blaubär
PS: Zum pulvern: Mit dem Hammer klein machen und durch die Kaffemühle. Nur nicht zu lange, sonst wird es zu heiß und die Mühle verklebt!
Verfasst: 02.09.2008 13:34
von ulfr
Leider nix bzw. nur neue Verweise gefunden: Jørgen Jensen schreibt in >Danmarkshistorien "Bronzealderen" < nur von Schwertgriffen, die so gegossen wurden, dass sie mit Einlagen aus (einer) Harz(masse) ("harpiksmasse") versehen werden konnten.
"Bernstein - Tränen der Götter" schweigt sich zum archäologischen Nachweis in der BZ leider aus, dort steht allerdings, dass sich, wie Blaubär richtig schreibt, Bernstein in kleinen Mengen in Tiegeln unter Zugabe von Leinöl schmelzen und dann mit Terpentinöl zu Bernsteinfirnis verarbeiten lässt. Da sind auch Rezepte zur Herstellung von Bernsteinlack drin, ich muss das Buch aber mal weiter durchforsten, ist eben erst gekommen und ziemlich dick.
Ich hab vom Schweikert übrigens mal ein Messer geschenkt bekommen, dessen Griffende ein Stück Bernstein bildet. Natürlich ist es mir runtergefallen
und der Knauf hat einen Sprung bekommen, aber ich habs dann ganz vorsichtig an einer Lötlampe erwärmt, so lange bis der Riss wieder zugeschmolzen war, da sieht man - fast - nix mehr ...
ULFR