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Feldbrand
Verfasst: 09.09.2008 12:07
von Thomas Trauner
Hallo alle,
in meinem kurzen Augusturlaub hatte ich endlich die Gelegenheit den schon oft erwähnten und schon fast mystischen "Feldbrand" von Keramik selbst durchzuführen.
Leider hatte ich nur die Zeit, insgesamt fünf Gefäße herzustellen. Sie stammen alle aus dem Endneolithikum, konkret von der "Mondseekultur" im Norden Salzburgs. Diese Keramikformen sind typisch für diese Zeitschiene im süddeutschen Sprachraum.
Die Gefässe (ein Topf, eine kleine Schale und drei "Henkeltöpfchen") wurden drei Wochen getrocknet.
Das Brennen erfolgte in einer Grube von rund 60 cm Durchmesser, die Feuerung erfolgte langsam und ringförmig von außen her. Dauer ca. 2,5 Stunden.
Ergebnis: Die kleine Schale und ein Henkeltöpfchen fehlerlos, zwei Henkeltöpchen mit Abplatzungen, der Topf wurde vollständig zerstört.
Ich gehe davon aus, dass Erhitzung der Gefässe doch noch zu schnell war oder der Topf aufgrund des Temperaturverhältnis innen/aussen platzte.
Das nächste Mal werde ich sicher:
- die Befeuerung noch langsamer vornehmen,
- mehr Brenngut einbringen.
Fotos:
Leider habe ich keine elektrischen Fotos der überlebenden Gefässe. Die stelle ich bei Gelegenheit ein.
Thomas
Verfasst: 09.09.2008 13:30
von ulfr
Sieht doch klasse aus
Ich kenn mich mit Feldbrand auch nicht wirklich richtig aus, aber die Male, wo ich einem Versuch zuschauen durfte, war das Brenngut vollständig von Holz bzw. Stroh etc. bedeckt, die Gefäße waren auch innen mit brennbarem Zeugs ausgefüllt. Vielleicht ist deswegen der Pott geknallt, weil er Zug bekommen hat bzw. unregelmäßig aufgeheizt wurde?
ULFR
P.S. Morgen kommt eine PM mit Zwischenstadiumsbildern vom woaßt scho...
Verfasst: 10.09.2008 04:56
von Nordwolf
Die Grube ist etwas zu flach, sie müsste etwas tiefer sein damit kein Wind durch die zu brennenden Töpferwaren gehen kann, denn sollte man den Untergrund mit Reisig und Ästen befüllen, dann das Brenngut einstellen und solange Stroh oder Reisig darauf verbrennen bis alles gleichmäßig mit Asche bedeckt ist und denn darauf das Feuer machen, im Feldbrand und oder Reduzierbrand kann es auch zu Problemen kommen wenn der Boden zu feucht ist. Aber auch bei anderen Versuchen gehen oft die größeren Töpfe kaputt, ich denke es hängt halt von verschiedenen Faktoren ab, wie Wind, Temperatur und auch halt Feuchtigkeit im Boden.
Verfasst: 10.09.2008 09:38
von Nils B.
Moin Nordwolf. Klingst erfahren. Da möchte man doch glatt wissen, mit wem man es zu tun hat
Hier geht's zum
Vorstellungsthread .
Verfasst: 10.09.2008 12:40
von Bullenwächter
Jaja: Die Erde hats gegeben und die Erde hats wieder genommen
Aber Spaß beiseite. Die Scherben geben doch ein prima Spielzeug für die MusPäd ab oder eignen sich als Probiermaterial für das zusammenkleben von Keramikgefäßen
Verfasst: 10.09.2008 17:15
von Claudia
Erinnert mich an meine bisherigen Brennversuche...
Aber selbst wenn nur ein Teil was wird, isses immer ne spannende Sache
In Mittelamerika gibt es Dörfer, wo die Leute heute noch Keramik selbst herstellen und auf offener Fläche brennen (nein, keine Grube, ich hab Fotos gesehen). Dort wird oft ein zerbrochenes Grossgefäss in die Mitte gelegt und die anderen Pötte drangelehnt.
In Christelried wurde im Frühjahr auch ein Grubenbrand gemacht. Die Grube war auch nur sehr flach. Der Unterschied war aber, dass sie wie oben schon beschrieben wurde, die Fläche "vorgeheizt" haben und dann erst die Keramik draufgestellt. Sie haben die zu brennenden Gefässe auch in einer anderen Feuerstelle mit einem sich ganz langsam nähernden Ringfeuer vorgeheizt und dann vorsichtig auf die vorgeheizte Fläche der endgültigen Brenngrube rübertransportiert. Es ist fast nichts kaputtgegangen, obwohl alle Gefässe am selben WE hergestellt worden waren.
Ich war allerdings nicht während des gesamten Brandes dabei, so dass ich keine weiteren Einzelheiten weiss. Nächstes Frühjahr werde ich auch einige vorbereitete Töppe nach Christelried mitnehmen und dort "mitkokeln". Freu mich schon drauf
Verfasst: 11.09.2008 08:24
von Thomas Trauner
Vielen Dank für die vielen, tollen Tipps.
Es ist halt multifaktorell. Auch meine liebe töpfernde Freundin Bettina aus Frankfurt hat mich darin bestätigt, dass es einfach einige Einflußfaktoren gibt.
Das nächste Mal kümmere ich mich sicher besser um das Vorheizen.
Ich traute mich allerdings nicht, vorher mit Stroh/Reißig vorzuheizen, weil hier eigentlich sehr schnell hohe Temperaturen erreicht werden. Eine tiefere Grube und vorheizen ohne Brenngut werde ich wohl ausprobieren.
Allerdings wohl nicht vor Frühjahr. Ich komme im Museum nicht immer zum töpfern.....
Thomas
Verfasst: 11.09.2008 08:42
von Fridolin
Hmm,
Landersdorf anno dunnemals, das Keltenhaus war geade fertig geworden (wann war das noch???). Und Peter Honig von der NHG brannte seine BZ-Töpfe in einer Grube. Mit sehr schönem Erfolg übrigens. Was mich stark beeindruckt hat waren die beim Schwarzbrand gebildeten tollen Glanzkohlenstoffschichten.
Viele Grüße
Fridolin
Verfasst: 11.09.2008 15:13
von Thomas Trauner
Stimmt, Fridolin. Peter (Jetzt Dr. Peter Honig !) hatte damals sehr aufwändig BZ-Zeitliche Töpfe gebrannt.
Mein Experiment richtet sich nach den genau erforschten und publizierten Ergebnissen zur Keramik der Mondseekultur. Sowohl die Bestandteile der Tonmischung als auch die Brenntemperatur, und damit auch die Brennmethode wurde bereits in den 60ern veröffentlicht. Leider nur in einem Heft, das auch noch nur dort im Museum zu haben ist....
Da offenbar die Brenntemperaturen (nicht durchgängig gebrannte Scherben etc..) recht niedrig waren, schlägt der Autor eben einen offenen Feldbrand vor.
Peter arbeitete damals mit Abdeckung und sehr langen Brenn/Abkühlzeiten, er hat sozusagen optimal gearbeitet.
Mein Ziel ist, sich dieser jungneolithischen Methode anzunähern. Also keine Abdeckung, sondern einfach nur "Lagerfeuer".
In der Beschreibung in der Publikation wurde tatsächlich auch nur so gearbeitet, wie ich es tat. Er hat auch nur ein Henkeltöpchen gebrannt und es wurde 1a.
Ich bleib jedenfalls weiter dran an der neol.Keramik dieser Zeitstellung.
Sehen wir uns am 21. in Landersdorf ?
Thomas
Verfasst: 16.09.2008 13:39
von Fridolin
Aha, der Nebel lichtet sich! Aber bei diesem Satz wird er wieder dichter:
Thomas Trauner hat geschrieben:
Da offenbar die Brenntemperaturen (nicht durchgängig gebrannte Scherben etc..) recht niedrig waren,
Wie kann man sich die Pötte vorstellen? Fallen die Scherben in der Mitte auseinander oder haben sie rote bis braune Oberflächen und einen dunklen Kern?
Thomas Trauner hat geschrieben:
Sehen wir uns am 21. in Landersdorf ?
Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt werde ich nach Landersdorf kommen, wird mal wieder Zeit..., dann können wir ja weiter quatschen.
Viele Grüße
Fridolin
Verfasst: 16.09.2008 16:12
von Thomas Trauner
Wie kann man sich die Pötte vorstellen?
So wie du schreibst. Aussen hui, innen pfui. Zum Teil läßt sich der Ton abkratzen (innen, an einer Bruchstelle).
Das Wetter wird.
Thomas
Verfasst: 16.09.2008 16:41
von Claudia
Thomas, ich hab auch mal Töpfe gebrannt, die innen "nicht ganz durch" waren. Die sahen solange toll aus, wie man keine Flüssigkeit reingegeben hat. Die Außenseite war sogar hervorragend hart und beim Ranklopfen klang es sogar. Aber einmal Brei drin und danach zum Abwaschen eingeweicht und schon bröckelte der Rand... *seufz*
Also auch "schlecht gebrannte" Gefäße müssen besser gebrannt sein als die, wenn man was drin kochen will.
Verfasst: 16.09.2008 18:31
von Fridolin
Ahhh, so langsam dämmert?s. Bei vorgeschichtlicher Keramik ist die Abschätzung der Brenntemperatur und die Beurteilung der Brenntechnik nämlich so eine Art heiteres Beruferaten, da gibt es vieles zu berücksichtigen: der keramische Brand als solcher (Temperatur, Dauer, etc.), evtl. Gebrauch im Feuer, evtl. sekundärer Brand und - ganz wichtig - die Verwitterungseinflüsse im Boden. Gerade die Keramik aus Feuchtbodensiedlungen ist ein Quell großer Überraschungen. Wer rechnet schon damit, dass neolithische Keramik rosten kann? Ehrlich, man muss alles, aber auch wirklich alles hinterfragen. O.K., mehr in Landersdorf.
Bis denne
Tschüs
Fridolin
Verfasst: 16.09.2008 20:48
von ulfr
Eine sehr gute Adresse zur Beurteilung von Keramikversuchen ist Erika Berdelis aus der Schweiz, sie hat lange Erfahrung mit neolithischen Pötten vom Bodenseeraum
ULFR
Verfasst: 18.09.2008 21:14
von Fridolin
Thomas, handelt es sich bei dem von Dir angesprochenen Heftchen um "Keramik der Pfahlbauern" von Walter Kunze mit Beiträgen von A. Vogelsberger und H. Svejda. Linz, 1981? Das hab ich nämlich soeben in meinem Büchelregal gefunden. Darin wird u.a. der Brand eines Henkeltöpfchens beschrieben...
Viele Grüße
Fridolin