Seite 1 von 1
Umgang mit sterblichen Überresten
Verfasst: 23.10.2008 14:59
von Bullenwächter
Wie soll man mit den sterblichen Überresten umgehen?
Darf man sie einfach in Vitrinen zur Schau stellen?
Dient es der Befriedigung der Sensationsgier wenn Mumien und Moorleichen ausgestellt werden?
Ist es inhuman, wenn Bestattungen nur noch auf die Beigaben reduziert werden oder Skelette in Kartons dahin vegitieren?
Wie kann man den Jenseitsvorstellungen und den religiösen Vorstellungen der verstorbenen Gerecht werden?
Vielleicht git es hier die eine oder andere Antwort:
http://www.museum.manchester.ac.uk/abou ... e/respect/
In vielen Museen, beispielsweise dem Alamannenmuseum Weingarten und Schloß Gottorf laufen Besucherbefragungen zu diesem Thema, bei denen die Antworten sehr weit auseinanderlaufen.
Verfasst: 23.10.2008 16:37
von Thomas Trauner
Andreas - die Tagung in Manchester war in 2006...
Es ist ein immer wiederkehrendes Thema.
Arg war die Diskussion anlässlich der Mumien Austellung Stuttgart. Einige sprachen sogar von "Mumien-Pornographie"
Es ist ein unendliches Thema ohne echten Schluß.
Es gibt einfach beide Meinungen, ja oder nein, eine dritte dazwischen kann es gar nicht geben. Selbst noch so viele Bemühungen in Sachen "pietätvolle" Darstellung wird immer auch auf Ablehnung stoßen.
Selbst Mehrheitsentscheidungen sind hier nicht richtig, weil jede Minderheitsmeinung auch ihr Recht auf Beachtung hat.
Wir haben im NHG Museum in Nürnberg ein Originalskelett, einen ca 30 jährigen Bauern der LBK, eine von sehr vielen Bestattungen aus enem Gräberfeld aus dem Regensburger Raum. Wir haben in der Praxis kein Problem. Im Gegenteil, die Besucher werden von dem sehr gut erhaltenen Skelett angezogen. Bestimmt nicht alle. Aber das ist die Beobachtung als verantwortlicher Museumsmacher:
Es stört sehr viele nicht, das Skelett wird (im Gespräch) als Mensch wahrgenommen, man/frau fragt nach dem womöglichen Schicksal.
Fragen können wir die Bestatteten nicht mehr. Und Glaubensdinge, Ethik, etc, nun ja..wie gesagt, ein Thema ohne Ende.
Thomas
Verfasst: 23.10.2008 17:41
von Blattspitze
Bullenwächter schrieb:
?Wie kann man den Jenseitsvorstellungen und den religiösen Vorstellungen der verstorbenen Gerecht werden??
Ich glaube, das können wir im Falle ?archäologischer? Verstorbener aufgrund des Informationsverlustes durch den großen zeitlichen Abstand niemals! Jeder Versuch dazu erscheint mir auch zum Scheitern verurteilt zu sein.
Bezüglich des Ausstellens hat Thomas recht, ein Thema ohne Ende, aber durchaus diskutabel.
Wir können die Ausstellungsgebaren nur mit unseren heutigen ethischen Normen und der entsprechenden maximalen Auslegungsvariationsbreite betrachten (Der ?Ötzi? genannte Leichnam hat sicherlich nicht die von G. von Hagens Juristen entworfene Einverständniserklärung unterschrieben)
Marquardt
Verfasst: 23.10.2008 17:48
von Hans T.
Viele der damals Verstorbenen wollten unsterblich sein. Das sind sie jetzt.
H
Verfasst: 23.10.2008 21:27
von Wandalstouring
Also mich darf man in 1000 Jahren ausstellen. So lange der Respekt vor dem Toten gewahrt wird finde ich die Sache in Ordnung. Es ist auf Basis eines gesellschaftlichen Konsensus wie wir mit unseren Toten umgehen. Dieser Konsensus sollte in einer funktionierenden Demokratie mit Hilfe des Gesetzgebers gewahrt werden(Opposition gibt es immer). Natürlich heißt das auch andere Länder, andere Sitten.
Verfasst: 23.10.2008 21:50
von Fredewulf
Es wird zumindest teilweise von Archäologen so praktiziert, dass die sterblichen Überreste einem Beinhaus übergeben werden.
Die Knochen liegen dann zwar in Kartons geordnet wie im Museumskeller, aber auf geweihtem Boden.
Verfasst: 26.10.2008 21:00
von Daniel
Mein Grabungsleiter bei einer Ausgrabung, die ich mitgemacht hat: Weißt du, wir sind alle nur legale Grabschänder.....
Der Satz beschäftigt mich immer wieder.
Auf der einen Seite finde ich es nicht gut, denn z.B. Pharaonen wurden ja nicht ohne Grund auf genau diese Art und Weise bestattet, denn durch diese spezielle Bestattung sollte ja die Unsterblichkeit erreicht werden.
Auf der anderen Seite wüssten wir sonst kaum etwas...