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Neue Flintbearbeitungsgeräte
Verfasst: 20.11.2008 07:57
von Trebron
http://www.flintknappingtools.com/kits.html
Moderner gehts nicht, oder doch ???
Trebron
Verfasst: 20.11.2008 09:19
von Blattspitze
Hmm, tatsächlich gibt es aus Ägypten aus dem älteren und mittleren Reich verschiedene Darstellungen von Druck- und Schlagtechniken als Wandmalereien oder -Reliefs in Gräbern.
Die mir bekannteste älteste Darstellung von Schlagtechniken zur Hornsteinbearbeitung stammt aus Beni Hassan in Ägypten. Die gemalten Schlaggeräte zeigen schwarze Schäfte und rote Spitzen, und da Farben in den Gräbern häufig materialspezifische Bedeutungen hatten sind das sehr starke Indizien für die Verwendung von Kupfer bei Geräten zur entsprechenden Bearbeitung von Hornstein.
Habe vor kurzem etwas dazu geschrieben ...
Marquardt
Verfasst: 20.11.2008 10:16
von Blattspitze
Hier Beni Hassan Bilder aus dem Netz, die leider in mäßiger Qualität die entsprechenden Szenen teilweise beinhalten (jew. oben links).
Grab des Baqet III.:
http://bskinner.net/nemes/photos/beni_h ... an%205.jpg
Die Hieroglyphen über den 4 Steinschlägern bedeuten "sekht sefu" ("Feuerstein-, bzw. Messer schlagen")
Grab des Amenemhet:
Marquardt
Editiert. Keine Ahnung, weshalb der Link sich weigert. Dann halt so.
Verfasst: 20.11.2008 10:54
von Trebron
Hi Marquardt,
dann wäre das nicht neu, vom Typ !
Btw, der untere Link funzt nicht !
Gruß
Trebron
Verfasst: 21.11.2008 10:16
von Blattspitze
Vom Grundprinzip eher nicht neu. Obwohl die Geräte selbst sehr, sehr lang dargestellt sind und die Handhaltung auch überwiegend anders ist, als jene, die alle mir bekannten rezenten Steinschläger anwenden.
Danke Steve(?), fürs funzen ????
Marquardt
Verfasst: 21.11.2008 20:52
von Blaubär
Hallo,
gehört eigentlich nicht zum Thema aber kann mir hier jemand was über Entstehung und Vorkommen von Hornstein sagen? Grund meiner Anfrage: Wir haben in der fränkischen Schweiz eine Höhle in der Hornsteinknollen in Massen vorkommen, aber halt nur in dieser Höhle. Wir haben in keiner anderen Höhle in der Umgebung noch weiteren Hornstein gefunden.
Grüße
Blaubär
Verfasst: 22.11.2008 11:49
von Wandalstouring
Hornstein entsteht durch das Auskristallisieren von Kieselsäure. Kieselsäure kommt in geringer Konzentration im Wasser vor, wenn es mit quarzhaltigem Gestein in Kontakt kommt. Das ist ziemlich häufig, da Silizium und Sauerstoff sehr häufig in der Erdkruste vorkommen. Der genaue Mechanismus der Kieselsäurekristallisation zu Hornstein ist umstritten. Es wird vermutet das Siliziumoxid in feinkristalliner Form von fossilen Lebewesen gebildet wurde und lokal konzentriert vorkommt. Das dient dann als zahllose Kristallisationskeime an denen dann größere kristalline Strukturen wachsen die dann den Hornstein bilden. Das Problem ist, dass Hornstein mit dem gängigen Model der Kristallisation nicht ganz zu erklären ist, da er keine Orientierung der kristallinen Struktur aufweist, wie der Quarz. Man kann sich Hornstein als eine Zusammenbacken von vielen kleinstmöglichen Kristallen vorstellen und da scheitert auch die Theorie, dass da Kristalle auf Keimen wachsen, aber ein Katalysator für das Ausfallen aus der wässrigen Lösung muss angenommen werden. Das Ergebnis ist nur erzielbar wenn die gesättigte Kieselsäurelösung plötzlich ausserhalb des Ostwald-Miers Gebietes (siehe
http://download.chemiestudent.de/protok ... lzucht.pdf ) ist. In diesem Fall kann es zu Spontanausfällung vieler kleinster Kristallkeime kommen und genau dieser Effekt führt, wie auch immer er zustande kommt, zur Bildung von Hornstein. Wenn du willst, kann ich noch versuchen rauszufinden welche Lebewesen verdächtigt werden mit ihren Ablagerungen den Katalysator zu stellen, aber das wird dauern, weil ich in eine andere Bibliothek als üblich muss.
Die unterschiedlichen Farben werden durch Verunreinigung des Hornsteins mit anderen Elementen verursacht.
Verfasst: 22.11.2008 11:52
von ulfr
Ahoi Blaubär,
das ist eine äußerst komplizierte Geschichte, die Du ansprichst, ich will es mal in ein paar dürren Worten versuchen:
Laut Fürchtbauer & Müller 1977 ist Hornstein ein Oberbegriff für harte, dichte, vorwiegend aus nichtdetritischer Kieselsäure aufgebaute Gesteine. Darunter fallen auch Feuerstein, Achat, Chalcedon etc. .
Im nichtgeologischen Sprachgebrauch ist Hornstein die süddeutsche Bezeichnung für Feuerstein, in erster Linie wird damit der Jura-Hornstein bezeichnet, der eben überall da auftaucht, wo Kalk ansteht, also auf der schwäbischen Alb und im fränkischen Jura. Dieser Hornstein ist etwas älter als der nordische kreidefeuerstein.
Die Entstehung ist immer noch nicht ganz geklärt, das z.Zt. gängige Modell beschreibt es so: Vor ca. 80-60 Mio Jahren lebten in dem Tethys-Meer, das zu der Zeit Europa bedeckte, jede Menge kleine Organismen, ähnlich dem heutigen Plankton. Nach dem Absterben sanken diese Tierlein auf den Meeresboden. Der Kalk in den Schalen bzw. Skeletten bildet heute die Kalk- und Kreideschichten (Alb, Jura, Kreidefelsen von Rügen, Møn etc.). In Hohlräumen dieser Ablagerungen reicherte sich Siliziumdioxid an, das hauptsächlich durch Regenwasser an Land aus Gesteinen gelöst und ins Meer transportiert wurde, z.T. aber auch in den Organismen selbst enthalten war. Dieses SiO2 bildete zunächst ein festes Gel, aus dem durch den Druck der oben weiter angelagerten Gesteinsschichten das Wasser ausgepresst wurde, dadurch entstand Hornstein (bzw. Feuerstein resp. Flint). Darüber streiten sich die Gelehrten aber noch, ich zitiere mal aus einem Aufsatz:
(Herforth & Albers (1980): Geologische Grundlagen des Feuersteinbergbaus in Europa, in: Deutsches Bergbau-Museum (Hrsg.) (1980): 5000 Jahre Feuersteinbergbau.)
"Dagegen ist die Vorstellung einer Ausflockung von Kieselsäure-Gel auf dem Meeresboden in den Hintergrund gerückt. Die Flinte haben sich danach im Sediment über mehrere Entwicklungsphasen gebildet. Nach Voigt (1979) beginnt die Entwicklung mit einzelnen instabilen ultramikroskopischen, krypto-kristallinen Opal-Christoballit-Tridymitplättchen, die am Ende eines kristallinen Umwandlungsprozesses bei gleichzeitiger Verdrängung des Kreidesedimentes in die stabile chalzedonische Quarzphase übergehen."
Alles klar?
Zu Deinem speziellen Fund: Entweder liegt diese Höhle in einem Gebiet, wo punktuell Hornstein gebildet wurde, sowas gibt es immer wieder, oder Ihr habt ein (steinzeitliches) Flintlager entdeckt... Letzteres ist aber eher unwahrscheinlich. Steck(t)en die Hornsteinknollen noch in der Matrix, also im Muttergestein fest, oder liegen sie lose am Boden der Höhle?
Es kann sein, dass diese spezielle Höhle eine Schicht im Jura durchschneidet, die Hornstein führt und in der weiteren Umgebung nicht zutage tritt.
Soviel auf die Schnelle. Es gibt - ich meine in Pottenstein - ein kleines Museum, wo Du mehr über Höhlen und Hornstein des Fr. Jura erfahren kannst.
Und wenn Du ein paar Knollen für den guten Ulfr aufhebst, freut er sich!!
ULFR
Verfasst: 22.11.2008 20:20
von Fridolin
"Hornstein" ist ein Oberbegriff für genetisch recht unterschiedliche Kieselgesteine. Die Herkunft der Kieselsäure ist vielfach ungeklärt (biogen, vulkanogen oder diagenetisch).
Die Jurahornsteine der Frankenalb wurden größtenteils aus dem Schwammnadelopal gebildet, aus dem die Innenskelette von Kieselschwämmen bestehen. Die Schwämme bewohnten v.a. die Hänge von Riffen im Weißjurameer. Daneben mag es Einzeller mit Kieselskeletten gegeben haben (Radiolarien usw.). Es gibt Fundstellen, wo das noch intakte Kieselskelett der Schwämme in-situ im Kalkstein vorliegt, aus dem man es mit Säuren herauslösen kann. Es sind sehr filigrane, z.T. gitterförmige Gebilde. Je nach Art variiert auch die Form und Größe der Nadeln. Wenn die Schwämme absterben kann das Kieselskelett zerfallen und die Opalsubstanz wird aufgelöst. Im Gegensatz zu Quarz enthält Opal etwas gebundenes Wasser und besteht aus amorpher Kieselsubstanz, dadurch ist er verhältnismäßig ?leicht? löslich. Im Sediment kann die mobilisierte Kieselsäure unterschiedlich weit wandern bis sie wieder ausgefällt wird. Manchmal findet man Fossilreste im Inneren von Hornsteinknollen, deshalb nimmt man an, dass die Kieselsäure infolge des Verwesungsprozesses durch geringe Änderungen des pH-Werts (leicht alkalisch durch Ammoniakbildung) ausgefällt wurde. Je nach dem ob die Kieselsäure in massigen bis dickbankigen Kalken oder in dünnplattigen Kalken ausgefällt hat man knollenförmige Hornsteine oder Platten?silex? (z.B. Baiersdorf, Arnhofen).
Aber es gibt weitere pH-unabhängige Mechanismen zur Ausfällung von Kieselsäure. Die sind verantwortlich für die selektive Verkieselung von ursprünglich nicht-kieseligen Fossilresten, z.B. die Schalen von Muscheln und Bracchiopoden oder Korallenstöcke. In diesem Fall ist die Kristallstruktur und die Zusammensetzung des biogenen Karbonats (Calcit / Aragonit, evtl. Mg-Gehalte usw.) maßgeblich. Aber auch Evaporite können selektiv verkieseln, z.B. Anhydrit/Gipsknollen in Riffrändern der südlichen Frankenalb: ?cauliflower chert?.
Im Frankenjura entstanden die Weißjurahornsteine hauptsächlich im Übergangsbereich von der Riff- zur geschichteten Fazies. Durch Verwitterung (Auflösung des Kalks) wurden Hornsteine auf der Alb angereichert und u.U. umgelagert. Ich kann mir vorstellen, dass die ?Höhlenhornsteine? solche umgelagerten Hornsteine sind, die durch Schachthöhlen oder Spalten an den Fundort gelangen konnten.
Gehen wir mal davon aus, dass es sich bei den ?Höhlenhornsteinen? um Hornsteine aus dem Weißjura handelt und lassen es dabei (In der Fränkischen Schweiz und auf der Altmühlalb gibt es außerdem Hornsteine aus der Kreide und dem Tertiär mit z.T. völlig anderen Bildungsbedingungen. Außerdem floss der Urmain über die Frankenalb zur Donau und brachte Lyditgerölle aus dem Frankenwald mit .....).
Na ja, einfache Frage, knappe Antwort.
Schönes Wochenende!
Fridolin
Schwarzes Gestein
Verfasst: 12.12.2008 11:12
von Trebron
Hallo "Steinspezialisten"
Von meinem Besuch auf Helgoland, habe ich einen Brocken rabenschwarzes Gestein mitgebracht.
Schon beim Aufheben dachte ich wow ist der schwer für die Größe.
Das Zeug liegt tonnenweise unter den Anlegestellen der Bördeboote als Küstenschutz.
Bruchfläche glimmerartig glänzend. Ich habe mal mit einer Stahlbürste den anhaftenden Sand abgebürstet, da hat das Funken geschlagen !!!
Es sind auch anhaftende Rostpartikel dran, die mit der Bürste nicht weg gehen.
Ich habe den Brocken mal gewogen 780 Gramm.
Im Vergleich dazu ( in etwa von der Masse her ) wiegt Feuerstein von dort 600 Gramm.
Andere Experimente habe ich noch nicht gemacht.
Was könnte das sein ?
Ich kann auch mal ein Stückchen abschlagen und an den Fachmann verschicken.
Gruß
Trebron
Verfasst: 12.12.2008 11:17
von Mark77
Hi Trebron,
ein paar Bilder wären für den Anfang schonmal nicht schlecht..
Vielleicht spart das die Versandkosten.^^
Grüßle, Markus
Verfasst: 12.12.2008 11:31
von ulfr
Ich denke, es ist irgendeine Basalt-Art, das Zeug wird megatonnenweise zur Küstenbefestigung eingesetzt und stammt irgendwo aus dem Süden. Kannst mal ein Bildchen posten, Trebron? Dann kann ich was dazu sagen
ULFR
Verfasst: 12.12.2008 13:10
von Fridolin
Basalt oder Hochofenschlacke oder irgend etwas anderes. Passt nicht zur Geologie Helgolands (Buntsandstein). Ulfr hat ja schon den Weg vorgegeben: Strandbefestigung oder so. Aus Hochofenschlacke hat man ja auch Pflastersteine gegossen, wer weiß was sonst noch.
Fröhliches Schneeballwerfen
Fridolin
Verfasst: 12.12.2008 13:47
von Trebron
Hochofenschlacke kenne ich. Die Bocken die dort rumliegen sind Kubikmetergroß und Schlacke bricht muschelich, wie Glas und das ist nicht, vor allem schlägt die keine Funken!!!!
Muß leider jetzt erst mal weg, Besorgungen machen. Wenn ich zurückkomme mache ich mal Bilder.
Ulfr, ich schicke sie Dir dann per Mail, zum Einstellen hier bin ich zu......
Gruß
Trebron
Was altes Neues Industrieslle Fertigung von Flintspitzen
Verfasst: 02.02.2009 12:39
von Trebron