Seite 1 von 4
Kleidung für einen Glockenbecher-Mann
Verfasst: 23.11.2008 21:42
von Steve Lenz
Für die kommende Saison will ich frühmetallzeitlich die Darstellung eines Glockenbecher-Mannes in Angriff nehmen.
Ich richte mich nach den (zwar nur sekundär verwendeten) Steinstelen der Gräber von Le petit-chasseur, auf welchen m.E. die Muster der Bekleidung wiedergegeben sind:
(Quelle:anthro.unige.ch)
(Quelle:archaeologie-schweiz.ch)
(Quelle:pixedelic.com)
Da diese Muster nicht auf den Stoffen, welche ich für diese Darstellung bevorzuge, erhältlich sind suche ich auf diesem Wege nach jemandem, der mir sowas aus Leinen weben würde. (PM mit Interessensbekundungen, bitte! Kauf oder Tausch!)
Verfasst: 23.11.2008 22:56
von Blattspitze
Wow, darauf bin ich gespannt!
Die Armschutzplatte schon fertig? Becher mit Bier schon besorgt?
Marquardt
Verfasst: 23.11.2008 23:06
von Steve Lenz
Sagen wir?s so:
Wo ich die Keramik herbekomme weiss ich.
Was ich habe ist der Bogen und zeitlich unempfindliche Pfeilschäfte. Was ich noch benötige sind Querschneider (deren Herstellung werde ich mir von gewissen Leuten auf einem gewissen Treffen kommendes Jahr beibringen lassen). Für den Gürtelhaken (aus Knochen) habe ich eine sehr schöne schlichte Vorlage. Für den Schmuck auch. Armschutzplatte muss ich noch machen. Dolch aus Flint oder Kupfer in Planung.
Das sind mal die Eckdaten.
Verfasst: 24.11.2008 09:36
von Claudia
Was denkt ihr, ist das, was da von der linken Schulter der Männekens zu ihrer rechten Taillenseite runtergeht?
Sieht aus wie ne Art Metallspange oder so...jedenfalls nichts Textiles.
Verfasst: 24.11.2008 11:07
von Steve Lenz
Ein Bogen - und mitunter ist auch ein Pfeil dabei.
Verfasst: 24.11.2008 12:27
von Claudia
Stimmt - jetzt seh ichs
Die Muster auf der Kleidung, insbesondere die auf der 3. Stele sehen nach zusätzlich eingetragenen Extraschüssen aus. Ich kenne vor allem den englischen Begriff dafür, "supplementary weft", weiß allerdings nicht wie der deutsche Fachbegriff lautet.
Verfasst: 24.11.2008 12:30
von Steve Lenz
Ist doch eine der signifikanten Fundgruppen - die Waffenbeigabe: Dolch (Flint oder Kupfer, Pfeile (resp. Spitzen, Querschneider), Bogen (muss postuliert werden, keiner im Befund), Armschutzplatte.
Verfasst: 24.11.2008 13:07
von Blattspitze
Querschneider? Ich dachte die typischen Glockenbecher-Pfeilspitzen sind die mit Stiel und Flügeln?
M.
Verfasst: 24.11.2008 13:11
von marled
Erinnert mich in der Ausführung so ein wenig an die Kelimtechnik in der Stoff- und Teppichweberei, hier ein Beispiel:
http://www.weberei-fliegender-teppich.com/aladin.html
Leider bin ich für den Winter schon zu mit Aufträgen, aber im 'Prinzip interessiert wäre ich schon.
Marled
Verfasst: 24.11.2008 13:56
von Thomas Trauner
Hmmm-ich denke da auch eher an dreieckige Spitzen...was auch noch recht typisch ist, sind diese kegelförmigen Bein"knöpfe" und diese Bogenförmigen Anhänger, ebenfalls aus Bein. Irgendwo, frag mich jetzt nicht, wo, fand ich noch eine Goldspirale am Nacken, was einen Zopf oder einen Pferdeschwanz möglich macht.
Wenn man sich nach petit-chausseur richtet: Auf einigen der "männlichen" Stelen sieht man deutlich ein Kopftuch (so a lá Lawrence von Arabien) im selben Karomuster wie die Tunika....
Blöderweise hab ich bislang noch nichts in Sachen Köcher gefunden. Die Pfeilspitzen liegen im Grab allerdings so, dass ein solcher vermutet werden kann.
Aus Niederbayern gibt?s (Be)funde, bei denen der Kupferdolch am linken Unterarm, Spitze Richtung Schulter enganliegend gefunden wurde. Auch charmant, die Idee des Dolches am Unterarm...sehr martialisch...
Manchmal haben sie auch Kupfer"nadeln", die möglicherweise für Tatoos....
Sieht dann aus wie Queequeg auf der Pequot.....
Nee - ernsthaft, eine tolles Projekt. Mich wundert, dass sonst noch niemand drauf kam, bei diesen tollen Grabbeigaben.
Halt uns auf dem laufenden !
Thomas
Verfasst: 24.11.2008 14:30
von Steve Lenz
Marled, stimmt! Ich war blind! Kelim Muster, wohin man sieht.
Betreffend Pfeilspitzen: Da habe ich mich ja auch nicht festgelegt und diese schönen langgezogegen mit Stiel (und Stil) gefallen mir auch sehr. Und es gibt diese ja auch aus Knochen und sogar Blatt-förmige aus Kupfer...
Thomas, wie Du weisst liebäugele ich schon lange mit etwas aus dieser Zeitstellung. Und nun habe ich mich halt entschieden.
Der Dolch am Unterarm macht Sinn. Insbesondere am Bogenarm. Wenn mir nämlich die Pfeile ausgehen oder ich nicht mehr zum Nachlegen komme, laß?ich den Bogen fallen und geh in den Nahkampf. Und da bin ich nun mal sehr schnell am Unterarm.
Das "Kopftuch" könnte m.E. auch eine Kapuze sein.
Verfasst: 24.11.2008 15:35
von ulfr
Blattspitze hat geschrieben:Querschneider? Ich dachte die typischen Glockenbecher-Pfeilspitzen sind die mit Stiel und Flügeln?
M.
So kenn ich die, ohne Stiel und die Flügel unten abgeflacht, die Flügel sind teilweise noch länger und die Basis ganz gerade, hab momentan keine solche hier...
Aber das Herstellen werden Dir die gewissen Herren beim gewissen Treffen gewiß auch beibrigen können (und wollen)
Blöderweise hab ich bislang noch nichts in Sachen Köcher gefunden.
Es gibt Steinstelen, auf denen ist auf dem Rücken ein Köcher abgebildet ähnlich dem des Ötzi, also mit (Hasel)Stange, ich finde nur gerade die Abb. nicht, muss nochmal graben.
Bin auch gespannt, Steve...
Verfasst: 24.11.2008 15:37
von Claudia
Nicht unbedingt, Steve. Mit "supplementary weft" geht das auch. Und z.B. das gemusterte Fragment von Spitzes Hoch war mit dieser Technik hergestellt, wenn ich mich nicht irre.
Kelim könnte ziemlich steif werden für Kleidungszwecke - das ist ja alles sehr fest angeschlagene Ripsbindung, damit man die Kette nicht sieht.
Verfasst: 24.11.2008 15:51
von Thomas Trauner
Steve, dass dir das mit dem Dolch zusagt, dachte ich mir. Allerdings sitzt er halt auch genau an dieser Stelle die steinere Armschutzplatte.....man müßte nochmals drüber nachdenken...es ist auch schwierig mit dem Griff so nach unten.....
Danke ulfr, für den Tipp mit dem Köcher, ich muß nur genau nachsehen, vermutlich habe ich die Abbildung sogar.
Thomas
Verfasst: 24.11.2008 16:20
von Steve Lenz
Thomas, die Armschutzplatte soll ja die Unterarminnenseite vor der Sehne schützen, da wäre auch kein Platz mehr für den Dolch - auf der Unterarmaussenseite hingegen schon!
Und genau da ist er als Seitenwaffe goldrichtig. Wenn ich mir so die mesolithischen Felsbilder ansehe und ethnologische Vergleiche mit dem Kriegsgebahren beispielsweise der Papua, wo die Fronten nur wenige Meter Abstand zueinander haben, ziehe, dann habe ich nach einem mißlungenen Schuß nicht viel Zeit, an meine Hüft- oder Halsscheide zu packen und den Dolch zu zücken. Dann lasse ich den Bogen fallen oder verwende ihn als Parierelement in der Verteidigung und gehe hand-to-hand.