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genähter Bogen!
Verfasst: 17.12.2008 11:37
von ulfr
Hej zusammen,
etwas off Forum, aber nicht weniger interessant:
Ich hatte gerade Besuch von einer Freundin, die in Schleswig-Holstein auf einem Flohmarkt einen Bogen gekauft hat. Dieser Bogen ist höchst seltsam konstruiert:
Länge ca. 1,20 m, Durchmesser Mitte ca. 3 cm. Die Sehne ist aus einem Bambusband hergestellt:
Die Sehne ist mittels Lederstreifen an den Bogen angebunden.
Der Bogenkörper ist vollständig in stabiles braunes LEDER eingenäht!
An beiden Enden sind weiße und hellgrüne Lederstreifen in diese Lederhülle eingeflochten worden. An dem Ende, wo der Bogen wahrscheinlich abgespannt wird, ist ein zusätzliches weißes Band eingeflochten.
Wenn man an dem Bogen entlangschaut, sieht es so aus, als ob das Innere dieses Lederkörpers aus Faserbündeln besteht:
Als ich dieses Ding gesehen habe, war ich total platt. Weder habe ich bisher einen auf diese Art konstruierten Bogen gesehen, noch irgendwo im Netz oder in einschlägigen Büchern Literatur dazu gefunden. Leider konnte die Verkäuferin (eine Dänin) keine Angaben machen, woher der Bogen kommt, anhand der Bambus-Sehne gehört er aber imho nach Asien, nur wo dort .....
Hat jemand schon mal solch einen Bogen gesehen???
ULFR (staunt immer noch)
Verfasst: 17.12.2008 11:44
von jsachers
WOW! *staun*
Das ist wirklich ein irres Ding. So was habe ich auch noch nie gesehen oder davon gehört.
Würde spontan auf irgendwelche ostasiatischen Inselbewohner tippen, aber ich werde mal alle Hebel in Bewegung setzen, um mehr herauszufinden!
Vom FLOHMARKT??? Unglaublich ?
Verfasst: 17.12.2008 11:45
von Steve Lenz
Ich meine, diese Bogenform schon mal bei den Dayak gesehen zu haben, ulfr.
Verfasst: 17.12.2008 12:42
von Bullenwächter
Ich kenne so ähnliche Bögen aus Nigeria (Westafrika). Die traditionellen Bögen dort waren etwa um die 60 - 80 cm lang, in rot- und braun gefärbtes Ziegenleder eingenäht. Über die Holzart kann ich keine Angaben mehr machen. Die Sehne bestand aus einem Tierdarm. An die Anbringung der Sehne kann ich mich nicht mehr erinnern.
Die von den Buschleuten zur Jagd verwendeten Pfeile waren zum Teil mit vergifteten Spitzen (einer bräunlichen klebrigen harzigen Masse) präpariert. Die Pfeilspitzen waren mit scharfen Widerhaken versehen. An die Befiederung kann ich mich nicht mehr erinnern.
Wir hatten vor mehr als 30 Jahren einen Bogen und einige Pfeile davon zurück nach Deutschland gebracht. Leider ist mir dieser Bogen beim Spielen zerbrochen und nicht mehr existent.
Vielleicht verstecken sich die Pfeile noch irgendwo bei meinen Eltern im Keller.
Verfasst: 17.12.2008 12:55
von Blattspitze
Ich kann fast genau die gleiche Geschichte wie Bullenwächter erzählen. Ein seefahrender Verwandter hatte so einen Bogen aus Westafrika mitgebracht. Meine Eltern haben die Pfeile auch verschwinden lassen!
Ich habe den (nicht spannbaren sondern ultrasteifen) Bogen dann "ausgepackt" und es war ein extrem grob geschnitzter Knüppel. Vermutlich Touristenware.
Marquardt
Verfasst: 17.12.2008 15:42
von Blaubär
Erinnert mich irgendwie an die Lederkanonen des 30-jährigen Krieges. Ich blätter mal in meinen Bogenbüchern, da wird sich schon was finden lassen.
Grüße
Blaubär
Verfasst: 17.12.2008 15:51
von Bullenwächter
Vielleicht hilft das weiter:
Herndrik Wiethase:
Ata épe : die Bogen und Pfeile Afrikas
Wiethase, Untergriesbach 2007
192 S. zahlreiche Abb.
ISBN 978-3-937632-41-4
Grad mal so im Bestand der Deutschen Nationalbibliothek gefunden.
Verfasst: 17.12.2008 16:51
von Nika E.S.
Eingenäht kenn ich nur die zeitgenössischen Fieberglasbögen, Grozer etc.
Der Subeixi-Bogen ist auch umwickelt, evtl. auch genäht. sonst fällt mir auch wenig zu ein.
Verfasst: 17.12.2008 18:40
von Hans T.
Ich frag mal bei uns in der Völkerkunde nach. Gesehen hab ich im Bestand noch nix vergleichbares, aber vielleicht weiss einer was.
H
Verfasst: 17.12.2008 21:30
von jsachers
Bullenwächter hat geschrieben:Vielleicht hilft das weiter:
Herndrik Wiethase:
Ata épe : die Bogen und Pfeile Afrikas
Wiethase, Untergriesbach 2007
192 S. zahlreiche Abb.
ISBN 978-3-937632-41-4
Grad mal so im Bestand der Deutschen Nationalbibliothek gefunden.
Ich habe darin bislang nichts auch nur ansatzweise vergleichbares gefunden, werde aber den Verfasser mal direkt ansprechen. Er hat selber eine ansehnliche Bogensammlung und reichlich Ahnung von asiatischen Traditionen.
Und wo wir grad dabei sind: natürlich nichts in Gray, Bows of the World, aber leider auch nicht in Grayson: Traditional Archery from six continents. Die "Bibeln" habe ich noch nicht gründlich durchforstet ?
Verfasst: 17.12.2008 22:23
von Hans T.
Hilft nicht wirklich. Zeigt nur, dass das kein Einzelstück ist.
http://www.invaluable.com/auction-lot/a ... pfkq3z9yji
Verfasst: 18.12.2008 02:20
von Ragnar
Hab keine Ahnung wo der Bogen herkommt. Aber Asiatisch wäre denkbar.
Man sollte sich überlegen, warum dieser Bogen so gebaut wurde.
Da Streifen sichtbar sind, könnte man davon ausgehen, dass der Bogen komplett aus diesen besteht. Vielleicht Bambus? So würde ich ihn bauen,
wenn ich nur Bambus zur Verfügung hätte. Also ein Bündel Bambusstreifen in Rohhaut genäht.
Verfasst: 18.12.2008 09:35
von Blaubär
Das einzige was ich gefunden habe ist eine Textstelle bei dem Herrn Lewin über eine Abschußvorrichtung für Giftpfeile mittels eines jungen Bambusstreifens auf den Malayischen Inseln. Aber sonst nix weiter und auch nix vom Bogen etc.
Grüße
Blaubär
Verfasst: 18.12.2008 11:01
von ulfr
Vielen Dank vorerst allen fleißigen "Detektiven", ich hab auch überall und nirgends gesucht und nicht gefunden. In den "Bibeln" steht nichts, Jan...
Mittlerweile bin ich auch nicht mehr so sicher, dass der Bogen zwingend aus Asien sein muss wegen der Bambussehne, denn laut Wiki kommt Bambus auf allen Kontinenten vor bis auf Europa und die Antarktis
Die Hülle ist keine Rohhaut, sondern Leder, Ragnar, ich vermute aber auch, dass das Innere aus Bambusstreifen besteht.
Das Ding sieht auch nicht unbedingt wie ein Touri-Mitbringsel aus, wenn auch eindeutige Benutzungsspuren fehlen, z.B. Läsionen an der Sehne am Nockpunkt oder Spuren am Bogen da, wo der Pfeil immer langscheuert. Leider ist die Freundin schon wieder weg und hat den Bogen mitgenommen (heul)....
Die Suche geht weiter....
ULFR
Verfasst: 18.12.2008 14:10
von Ragnar
Na gut Ulfr. Du hast das Ding in der Hand gehabt. War das Leder lackiert?
Hatte mir vor Jahren mal was ähnliches gebastelt. Allerdings hatte ich da
ein paar alte (Fiberglas)-Reitgerten benutzt. Die Leder, bzw. Rohhautummantelung macht den Bogen wegen der hohen Reibung, träge. Ich würde heute wickeln.