Jadebeile Serpentinitbeile

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Trebron
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Jadebeile Serpentinitbeile

Beitrag von Trebron »

Auf dieser Seite sind auch Sepentinitbeile abgebildet, Nr .6
http://www.jungsteinsite.uni-kiel.de/20 ... #Tafel%205
Bild

es gibt ja aber auch noch andere, größere.

Google gibt nicht her was ich suche :evil:
http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:N ... eschichte)


Wie könnten die Schäftungen dieser Beil ausgesehen haben ?
Ulfr, ich bekomme nun doch Jadebrocken aus aus der Schweiz ( Ursprungsland:Kanada).
Gruß

Trebron :D
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Die Schäftungen waren sicherlich ganz normale Steckschäftungen, keins der Beile sieht nach Dechsel aus.
Ich bin gespannt auf die Jadebrocken. Mir hat mal ein Bekannter aus einem Brocken "Tauerngrün" (Serpentinit) eine Beilklinge gemacht. Sah wunderschön aus, nur zerfiel sie nach dem dritten - gar nicht mal kräftigen - Schlag wie Kandiszucker. Total klüftiges Zeug, konte man von außen nicht sehen.
Aber ich will Dir den Spaß nicht verderben...
Bin mal gespannt
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Trebron
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Beitrag von Trebron »

Die Dinger sollen auch nur zu "Dekozwecken" herhalten, nicht zur Arbeit.
Der Schweizer hat anscheinend ein paar "Abnehmer".
Gibt es eigentlich noch Belege für die Verwendung von Jade und Serpentinit für andere Gegenstände als Prunk-/Kult-Beile z. B. Dolche ?

Trebron
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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Trebron,
es gibt zumindest noch ringförmige Schmuckscheiben aus Jadeit. Ihr Verbreitungsgebiet ist bei Petrequin et al. abgebildet:

Pétrequin P., Cassen S., Croutsch C. & Weller O., 1997. Haches alpines et haches carnacéennes dans l'Europe du Ve millénaire. Notae Praehistoricae, 17/1997 : 135-150.

Den Aufsatz kannst Du runterladen, wenn Du
http://www.naturalsciences.be/mars/grou ... historicae
anklickst und den Jahrgang
Nr. 17 / 1997 auswählst.

Bei mir klappt es im Moment nicht. Wenn alle Stricke reißen schickte ich Dir den Aufsatz per email.

Aus Serpentinit sind mir keine Ringe bekannt, aber das will nichts heißen...

Schönen Tag noch

Fridolin
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Trebron
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Beitrag von Trebron »

Hi Fridolin,

hab sie gefunden, danke vielmals !

Habe mir mal ein paar Aufsätze aus den anderen Ausgaben der Reihe angesehen, interessant. Noch besser wäre das ganze in deutsch, oder habe ich da was übersehen ?

Trebron
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Thomas Trauner

Beitrag von Thomas Trauner »

Trebron, bei der Schäftungsart spielt offenbar noch die genauere Zeitstellung und vermutlich auch der Fundort/das Verbreitungsgebiet eine Rolle.
Bis zu etwa 3.400 B.C. (Altheim etc.) herum wurden diese Nackenbeile einfach ohne Zwischenfutter eingeklebt. Danach wohl mit Zwischenfutter aus Geweih.
Auch die Holmform ist zeitkritisch. Flügelholm früher, danach wohl nur noch normaler Holm, sicher vorne stärker, wegen der Wucht aber eben, aber kein Flügelholm mehr.
Ich würde auch ein Jadebeil "normal" schäften, auch wenn der Verdacht besteht, dass sie auch Würdezeichen o.Ä. gewesen sein können. Die Würdezeichen tendieren ja dazu, zwar prunkvoll, aber trotzdem funktional gewesen zu sein. (Lochbeile, Dolche etc.)
Just my two cents.

Thomas
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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Trebron,

die notae praehistoricae ist eine belgische Fachzeitschrift, und die schreiben halt in niederländisch oder französisch. Oder englisch.

Von Scheibenringen habe ich nur die zwei Abbildungen finden können:

http://www.culture.gouv.fr/public/mistr ... SPECIFIC=1

http://www.culture.gouv.fr/fr/arcnat/me ... loclud.htm

In Deutschland die Scheibenringe sehr, sehr selten. Aber aus der Mainzer Region scheint ja einer zu kommen (Petrequin et al.)...

Und vor ein paar Wochen erst hat mir ein Archäologe erzählt, dass er einen aus einem Grab aus der Neckarregion von der Jadeit-Arbeitsgruppe hat untersuchen lassen: Er besteht aus Jadeit! Publiziert ist natürlich noch nichts.

Viele Grüße

Fridolin
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Trebron
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Beitrag von Trebron »

Hier habe ich mal eine schöne informative Seite:
http://www.lda-lsa.de/landesmuseum_fuer ... 08/januar/
Auch hier der Hinweis auf Pétrequin . Sinn und Zweck der Ringe wäre mal interessant. Kult wahrscheinlich, aber welcher ?
Es gibt ja heute noch die sogenannten Donuts als Schmuck !?

Danke für die Beiträge.

Trebron


Habe gerade gesehen, dass Turms diesen Link schonmal gesetzt hatte.
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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Discovery of an underwater deposit of Neolithic polished axeheads and a submerged stone alignment at Petit Rohu near Saint-Pierre-Quiberon (Morbihan, France)

Antiquity Vol 82 Issue 316 June 2008
http://antiquity.ac.uk/projgall/cassen/index.html

Sorry, Trebron, wieder nicht auf Deutsch.



Fridolin
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Trebron
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Beitrag von Trebron »

Interessantes Bild, in dem Blatt Nr 2 ist ein Löchlein, zum Festbinden?
Hab ich sonst noch nirgends gesehen !
Bild
aus: http://antiquity.ac.uk/projgall/cassen/index.html

Trebron
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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Trebron,
das ist wohl eine Besonderheit von Jadeitbeilen aus der Bretagne. Funktion? Keine Ahnung..

Viele Grüße

Fridolin

PS: Verbreitung siehe Abb. 2 Types carnacéens, 5 - haches surpolies et perforées (Carnac-Typ, 5 polierte und perforierte Äxte)
in Petrequin et al 1997
http://www.naturalsciences.be/mars/grou ... historicae
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Kurt A.
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Beitrag von Kurt A. »

Fridolin, Beile vom "bretonischen Typ" mit Nackenlochung sind nicht nur auf die Bretagne beschränkt. Es gibt sie auch in Deutschland und der Schweiz. Der oftmals verwendete Jadeit soll nach Pétrequin - wie Du richtig zitiert hast - aus Norditalien stammen. Einige Geologen zweifeln allerdings die angewandte, sehr punktuelle Analysemethode an, weswegen die Zuordnung der Beile zur vorgeschlagenen Lagerstätte noch nicht allgemein anerkannt ist.
Es ist denkbar, dass die Nackenlochung dazu gedient hat, Beilklinge und Holzschäftung über einen Fixationsstift zu verbinden, ähnlich wie bei den Sprossenhauen (zur Konstruktion der Sprossenhauen gibt es ja schon einen ausführlichen Thread, worin Ulfr auch eine Sprossenhaue mit gleichartiger Fixation vorgestellt hat). Inwiefern dies bei den vorliegenden Jadeitbeilen aber technisch sinnvoll und notwendig ist, müsste man allenfalls über Experimente klären...
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Trebron
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Beitrag von Trebron »

Mein Schweizer Lieferant hat das Jadeitmaterial für diese Woche zugesagt, ich freue mich schon darauf. Ich denke schon, dass ich auch eine gelochte Variante nachbauen werde. Als ich das Loch in der Klinge entdeckte, habe ich auch gleich an die Sprossenhaue gedacht.
Ich frage mich ohnehin, wie diese Dinger geschäftet sind mit dem lang-oval-dünnen Querschnitt. Ein aus dem Vollen Holm gearbeitetes Langloch ist mir zu kompliziert.
Diese Art könnte ich mir gut vorstellen:
Bild
Aus:http://www.primitiveways.com/pt-photo_gallery15.html

Oder gespaltener Ast und oberhalb und unterhalb der eigeklemmten Klinge gebunden.

Auf Seite 144 der pdf - Datei sind Zeichnungen, wo man Schäftungsabdrücke vermuten könnte !? Die sind recht breit.
An der Nr. 4 auf dem Bild oben, könnte man einen Schäftungs-Abdruck vermuten.
Wenn ich meine Klingen fertig habe, werde ich mal ein paar Schäftungsvorschläge machen und einstellen.
Sollte jemand Belege über die Art der Schäftung haben, wäre ich sehr dankbar.

Trebron
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Meines Wissens - ich lass mich gern korrigieren - gibt es in der gesamten Vorgeschichte des europäischen Raumes keine einzige Schäftung dieser Art. Die spitznackigen Flintbeile Nordeuropas wurden auch in Steckschäftungen eingesetzt, wobei das Ende oft hinten aus dem Holm herausschaute, das kleine Loch könnte also durchaus Sinn als Aufnahme eines Fixierstiftes machen.
Versuche - mehr spaß- als ernsthaft - meinerseits, ein Steinbeil in eine Astgabel zu schäften, wie es ja oft in Populär- und Kinderbüchern abgebildet wurde (wird), verliefen äußerst unbefriedigend, nach wenigen Schlägen lockerte sich die Wicklung, egal ob aus Leder, Rohhaut oder Bast, und die beilklinge übte sich im freien Fall. Ich kann an eine solche Schäftung nicht glauben!

Ein schmales Langloch zu stemmen ist doch eine ehrenvolle Aufgabe, Trebron, zumal mit Knochenmeißeln :twisted: Klar ist das kompliziert, aber so war es nun einmal...

ULFR
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Blattspitze
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Beitrag von Blattspitze »

Ich sehe es wie Ulfr. Es gibt ja außerdem bildliche Darstellungen aus Nord-Frankreich, die eine Steckschäftung nahelegen. Dabei ist offensichtlich der Holmkopf Flügelkopfholmartig zurückgebogen.
Bei Betrachtung der vier oben abgebildeten Beilklingen fällt auf, dass ausschließlich das einzige in beiden Längsachsen vollständig seitenparallele Exemplar eine Durchlochung zeigt?

Hier auf dem Titelbild ist ein ähnlich geschäftetes Exemplar (alter englischer Moorfund) abgebildet, allerdings ein Flintbeil mit ovalem Querschnitt.
http://ads.ahds.ac.uk/catalogue/adsdata ... 3tl001.pdf
Der Schaft soll aus Wurzelholz sein. Es lässt sich übrigens die gesamte Publikation (CBA Research Report) über die links auf den letzten Seiten herunterladen.


Marquardt
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