Trebron, bei den Farberden und Farbsteinen gibt es sehr große Materialunterschiede, schließlich handelt es sich um Naturprodukte, die bei sehr unterschiedlichen Bedingungen entstanden sind.
Ich habe die Strichfarbe von einem (gekauften) getrommelten Hämatit mit der von einheimischem Hämatit (Roteisenstein) und Limonit (Goethit, Brauneisenstein) verglichen. Der Abrieb des gekauften Hämatits war auffallend dunkel auberginefarben, was darauf hindeutet, dass dieser zusätzlich etwas schwarzen Magnetit enthält, was sich mit einem starken Magneten bestätigt wurde (Itabirit aus Brasilien?). Die Strichfarben des fränkischen Hämatits und Limonits waren ?vorschriftsmäßig? bräunlich-rot bzw. braun.
Probier?s mal mit oxidischen Eisenerzen und eisenhaltigen Gesteinen aus Deiner Region. Die Intensität der Farbe hängt auch von der Partikelgröße des geschliffenen bzw. gemahlenen Farbpulvers und der Größe und Form der feinen Eisenoxidkriställchen, aber auch von evtl. Beimengungen (Quarz, Kalk, Ton, Manganverbindungen etc.). Daraus resultieren zahlreiche Farbnuancen. Für einen ersten Vergleich der verschiedenen Farbsteine bietet sich der Abrieb auf irgendeinem rauhen hellen Untergrund an (unglasierte Keramik, Schleifpapier, Sandstein o.ä.). Das Verreiben der Farbpulver zwischen den Fingern bringt die Farbwirkung der Feinstanteile besser zur Geltung.
Der Begriff ?Rötel? ist nicht definiert, i.d.R. werden darunter alle mögliche weiche und intensiv rot abfärbende eisenhaltige Rohstoffe verstanden. Aber auch der rel. harte Roteisenstein bzw. Hämatit wird oft als Rötel bezeichnet, wenn er als Farbstein genutzt wurde, u.a.
www.ufg.uni-freiburg.de/d/publ/gg/szb/haematit.html. Höchstwahrscheinlich trifft dies auch den rot gebrannten Brauneisenstein zu. Außerdem werden rot gebrannte Ocker (
http://de.wikipedia.org/wiki/Ocker) ebenfalls Rötel (oder roter Ocker) genannt. Denn die im Brauneisenstein und Toneisenstein bzw. Ocker enthaltenen braunen Eisenverbindungen wandeln sich bei mind. 350 Grad in rotes Fe2O3 (Hämatit bzw. Maghemit) um.
Sehr typisch ist die Form des linken Farbsteins hier:
www.blumammu.de/infos/images/bandkeramik/farbe.jpg Er besitzt die charakteristischen Fazetten, die beweisen, dass der Brocken angeschliffen wurde. In Franken sehen die neolithischen Farbsteine genauso aus. Hier wurden sowohl einheimische Roteisensteine aus dem Keuper als auch Roteisensteine (Hämatit) aus hydrothermalen Vorkommen aus dem Grundgebirge verwendet, die wenigstens über 100 km herangeschafft wurden.
Vgl.
http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/ ... ierung.htm ?Farb- und Schminksteinen aus Rötel? (Bild 10). Das zweifarbige rot und ockerfarbene Exemplar (ein Toneisenstein?) wurde möglicherweise ungleichmäßig gebrannt.
Vermutlich wurden weiche abfärbende Gesteine ebenfalls verwendet, aber der direkte Nachweis ist sehr viel schwieriger zu führen. Zum einen kommen ockerfarbene Materialien gar nicht so selten direkt im Siedlungsbereich natürlich vor, wo sie sich - beabsichtigt oder unbeabsichtigt - im Feuer rot verfärben konnten. Zum anderen hat man praktisch nie eindeutige Gebrauchspuren (Schliffflächen).
Viele Grüße
Fridolin