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Levallois-Spitzen

Verfasst: 27.05.2009 15:12
von Blattspitze
Mit unretuschierten Kanten so ziemlich die schärfste Spitze, seit es geschlagenen Stein gibt.

Original Spitzen:

Bild
Quelle:http://www.sunysb.edu/anthro/Shea/Shea%20pers%20webpage_files/image008.jpg

Ein Original Spitzen-Kern:

Bild
Quelle:http://www.whitman.edu/anthropology/images/rollefson/J140-946-a.jpg

Ein als Levallois-Spitzenfragment interpretiertes Bruchstück wurde in einem Wirbelkörper eines Wildesels im Nahen Osten gefunden und wäre einer der frühesten Nachweise für Steingeschoßspitzen.

Und so einfach stellt man eine mittelpaläolithische Levallois Spitze her:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... mation.gif
(Ich liebe Idealvorstellungen.)

Und so sieht es bei Bernard Ginelli aus:
http://www.ginellames.fr/fr/images_vide ... heme=silex
Punch-Technik und direkt weiche Schlagtechnik wie bei einigen von Bernard`s Videos zu sehen, sind wohl kaum im Mittelpaläolithikum genutzt worden.

Leider (glücklicherweise?) sind wir beim Pöker - Treffen nicht dazu gekommen ...

Marquardt

Re: Levallois-Spitzen

Verfasst: 27.05.2009 20:49
von jsachers
Blattspitze hat geschrieben:Und so sieht es bei Bernard Ginelli aus:
http://www.ginellames.fr/fr/images_vide ... heme=silex
Punch-Technik und direkt weiche Schlagtechnik wie bei einigen von Bernard`s Videos zu sehen, sind wohl kaum im Mittelpaläolithikum genutzt worden.


Sehe ich das richtig: er kloppt diesen ganzen, schönen, großen Stein in kleine Stücke, um EINE Pfeilspitze zu produzieren???

Ich gebe zu, ich habe keine Ahnung, aber das erscheint mir ein wenig ? hm, unökonomisch ? Aber vielleicht bin ich ja auf dem Holzweg?

:Dachsfrage:

Verfasst: 27.05.2009 21:48
von Mark77
Tja, jsachers, so war das halt damals im Mittelpaläolithikum..
Die Levalloistechnik gilt als eine der ersten wirklich defizilen Schlagtechniken bei der mit vielen Präparationsabschlägen aus einer großen Knolle ein oder zwei Zielabschläge gewonnen wurde. So eine Planungsstruktur erfordert auch ein geistiges Vermögen, was man dem Neandertaler ja lange nicht zugesprochen hat. :wink:
Aber unökonomisch war es halt eben schon.. da hast du recht! :)

Grüßle, Mark77

Verfasst: 28.05.2009 06:05
von Trebron
Als ich mir die Videos angeschaut habe, habe ich das Gleiche gedacht. Mit seinen größeren "Abfallstücken" könnte ich noch viiiiiiele kleine schöne Sachen machen.

Zur Zeit auf steinigen Wegen

Trebron

Verfasst: 28.05.2009 10:27
von ulfr
Dass die Präparation des Kerns durch zwei parallele Abschläge erfolgt, ist mir neu. Ich habe im Kopf, dass ein diskoider schildkrötenförmiger Kern hergestellt wird, auf dessen Oberseite die Enden aller Oberflächenretuschen mittig wie ein Grat zusammenlaufen. Dieser Grat wird dann als Massezentrum für den Zielabschlag genutzt:

Bild

???

Verfasst: 28.05.2009 12:28
von Blattspitze
Ulfr, das von Dir dargestellte Konzept gibt es ebenfalls und ist sogar wesentlich häufiger:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... mation.gif
Tatsächlich sind die zahlreichen anfallenden anderen größeren Abschläge auch sehr gut nutzbar, und es mag sein, dass im Zuge des Kernabbaus opportunistisch immer wieder die heute so herausgestellten Zielabschläge bewußt "eingestreut" wurden. Unbezweifelbar sind die Levallois-Spitzen und -Abschläge jedoch gezielt und geplant hergestellt worden. Im übrigen empfehle ich Ginelli`s Videos zur direkt weichen Klingentechnik "en eperon", dort läßt sich ebenfalls erkennen, das sehr viel "Abfall" für wenige, allerdings ausgezeichnete Klingen anfällt.
Pfeilspitzen waren die Levallois-Spitzen meiner Ansicht nach auf keinen Fall, eher Speer- oder Lanzenspitzen, wenn es sich nicht nahezu ausschließlich um Messerklingen handelt?
Marquardt

Verfasst: 26.05.2010 09:51
von Blattspitze
Hier als Update ein interessanter Artikel über refittings ganzer Abbausequenzen. Schöne Bilderserien zur Herstellung von Levalloisspitzen auf S. 178-9.
http://www.eva.mpg.de/evolution/staff/m ... -al-07.pdf
Das Ausgangsstück scheint deutlich kleiner zu sein als z.B. in B. Ginelli`s Videos.
Gruß Marquardt