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indische hochzeit
Verfasst: 04.08.2009 12:56
von sebastian
ich muß mal kurz abschweifen:
neulich haben wir bekannte meiner eltern besucht, deren sohn eine inderin geheiratet hat. im zuge dieser hochzeit wurden alle weiblichen familienmitglieder mit einem sari ausgestattet.
und jetzt zum punkt:
die dame erzählte mir, daß der sari nur mit drei sicherheitsnadeln geschlossen wurde.
dämmerts ? eine lange stoffahn und drei sicherheitsnadeln. soweit ich weiß
sind in der hallstatt- und latenezeit drei fibeln die häufigste damenausstattung. wäre da ein sari als kleidungsstück denkbar ?
alltagstauglich ist er wohl, millionen von inderinnen können nicht irren, oder ?
Verfasst: 04.08.2009 13:14
von Beate
Ein Sari hat tradionell doch überhaupt keinen Verschluss.
Ich vermute mal, die Sicherheitsnadeln sind ein Hilfsmittel für ungeübte moderne Gelegenheits-Sariträgerinnen.
Verfasst: 04.08.2009 14:38
von Bullenwächter
Aber in Teilen Nordafrikas werden heute noch Peplosähnliche Kleidunsstücke getragen. Der Sari ist ein reines Wickelkleid, das über einer Bluse getragen wird.
Verfasst: 04.08.2009 18:09
von Chris
siehe hier:
http://www.geo-reisecommunity.de/bild/r ... rberin.jpg
das ist übrigens ein großes rechteckiges Tuch, keine Stoffröhre - aber mit Schulterfibeln (hier ziemlich abgestürzt) und dazwischen hängender Schmuckkette
auch sehr schön: mit zusätzlichem Tuch um die Hüften
http://lh5.ggpht.com/_ZYbyF8kBP4c/SUFbG ... gla_20.jpg
Verfasst: 05.08.2009 07:37
von KatrinA
ich kann jetzt auch nur für Tunesien, nicht für Indien sprechen: dort gibt es auch ein Wickelgewand namens Safsari, das dem indischen Sari sehr ähnich sieht:
http://kobietywtunezji.republika.pl/1/welon.jpg
Diese Konstruktion wird aber meines Wissens nicht festgenadelt, sondern nur festgewickelt und -gesteckt. Moderne Sicherheitsnadeln sind da ein hilfreicher Komfort, aber ich glaube nicht, dass sie Nachfolger einer historischen Fibeltracht sind. Nicht bei diesem "Modell". Für Vergleiche mit historischen Gewändern, bei denen es Fibelfunde gibt, würde ich eher aktuelle Trachten mit gut sichtbaren Fibeln, wie in Chris' und Andis Beispiel heranziehen.
Meines Erachtens lehren uns solche Trachten eher etwas anderes: dass man bei Trachtrekonstruktionen sehr vorsichtig sein muss mit Argumentationen aus der Reihe "diese Lösung ist abzulehnen, da sie nicht gut hält und man damit keine Hausarbeit machen kann...." Es gibt bei heutigen Völkern - und grad bei solchen, die sehr viel Wert auf die sittsame Bedeckung von Frauen legen - Klamottenkonstruktionen, die bei mir nach 10 Minuten runterrutschen oder in den Suppentopf hängen würden, trotzdem schaffen es die Frauen dort mit lebenslanger Übung, immer gut angezogen zu bleiben.
Liebe Grüße, Katrin (die am nächsten WE mal wieder Antikekleidwickeln darf...
)
Verfasst: 05.08.2009 07:54
von Steve Lenz
Ich bin auch der Ansicht, dass man in der Darstellung der VFG - sagen wir mal bis zu HaD - gerne zu schnell zu Rekonstruktionen unter "europäischen" Gesichtspunkten tendiert.
Etwas exotischere Schnitte dürfen schon sein und zeigen sich ja auch beispielsweise in den nordischen und sardinischen Befunden als Beispiele.
Dennoch sehe ich den Vergleich Indien -> Keltike als etwas zu gewagt. Hier sehe ich viele der qualitätvolleren Arbeiten schon als sehr nahe am Befund und plausibel wirkend.
Wir tragen die Klamotten halt nur zu bestimmten Anlässen und nicht ständig. Letzteres würde Gewohnheiten schaffen. Bestes aktuelle Beispiel:
Die Alpenüberquerer Henning und Ingo. Die haben Wochen in den Klamotten verbracht und sogar eine längere Extremsituation darin durchlebt.
Ihr Zeug wirkt gänzlich anders an ihnen als beispielsweise meine oder Wulf?s Paläo-Kluft an uns.
Verfasst: 05.08.2009 10:13
von Bullenwächter
Zumindest Ingo hat, wie er mir am Wochenende mitteilte, seine Klamotte noch nie gewaschen, alleine das macht schon was aus
Die meisten Klamotten sehen einfach zu neu aus, oft sind sie auch noch gebügelt und mit Knickstellen von der Lagerung im Schrank oder Truhe. Dann kommt dazu dass ein Steinzeitler mit Kellerbräune in Klamotte oder ein Bauerndarsteller mit Bürohändenetwas unüberzeugender aussieht als eben die beiden Alpenüberquerer. Wichtig ist meiner Meinung nach auch, dass man sich in seiner Klamotte wohl fühlt, das wirkt nach Außen und kommt überzeugender rüber.
Ich überlegte gestern grad wieder, ob ich meine 1. Jh. Leinenklamott, die ich jetzt auf einigen Veranstaltungen an hatte, zu waschen. Sie stinkt, ist von ausgewaschenem Leder fleckig und zeigt deutliche Gebrauchsspuren. Soll ich
Soll ich nicht
So ein paar Gebrauchsfelcken schaden nicht, aber eine Leinenklamotte des 1. Jh. wäre dann doch eher etwas für den gehobeneren Haushalt und man könnte sie problemloser gewaschen präsentieren als eine Wollklamotte.
Verfasst: 05.08.2009 10:44
von Beate
Bullenwächter hat geschrieben:
Soll ich
Soll ich nicht
Vorschlag: wasch sie in einem Bach oder Zuber mit kalten Wasser und ohne Waschmittel. Das Ergebnis käme wohl der Realität am nähsten.
Verfasst: 05.08.2009 10:56
von Steve Lenz
Oder laß?sie vor Publikum waschen - während Du im Bache badest!
Verfasst: 05.08.2009 11:52
von Bullenwächter
Verfasst: 05.08.2009 12:10
von Beate
Hätten wir ja letztes Wochenende schon machen können, immerhin hatten wir Wasser genug vor Ort.
Verfasst: 05.08.2009 12:30
von Chris
Steve Lenz hat geschrieben:Oder laß?sie vor Publikum waschen - während Du im Bache badest!
prima Idee
Aktion vor Publikum im Lippischen Landesmuseum Detmold am nächsten Wochenende: "badender Germane, seine Kleidung waschend"
ich geb gern den Handtuchhalter *gg*
Verfasst: 05.08.2009 12:34
von Joze
Hallo!
Ebenso: Sari ist traditionell "ohne" Metallhilfsmittel.
Und genauso: habe schon mal in FG gesagt (vor einem Jahr): glaube, dass können uns traditionelle (natur Völker) Ethno- Trachten bei unserer Kleidungsinterpretationen nützlich sein (Quelle). Finde sehr schade - dass alle Eisenzeitliche Darsteller so "ähnlich" sind. Es dürffen Details an Bekleidungweisen mal anders sein - dass sieht/entdeckt man selber bei "Herstellung". Gibt's sicher noch "andere" Möglichkeiten.
Joze
Verfasst: 05.08.2009 12:35
von Steve Lenz