Seite 1 von 1

"Keine Privatführungen!"

Verfasst: 12.08.2009 13:07
von KatrinA
Mir selbst ist es noch nicht pasiert, aber ich habe schon öfter von anderen Leuten folgende Situation berichtet bekommen:
  • Du bekommst liebe Besucher von außerhalb und führst sie in die schönsten Kirchen / Museen der eigenen Stadt, wo du ihnen was vorschwärmst und sie auf die tollsten Details hinweist,
  • du besuchst mit Freunden eine Ausstellung und gerätst bei einem bestimmten Exponat ins Erzählen,
  • neben dir steht jemand an der Vitrine und murmelt halblaut "ja aber hatten die denn damals schon...?" und du weißt die Antwort und gibst sie ihm....
- und das Personal geht dazwischen mit den Worten "Keine Privatführungen!"

Mich würde einfach mal Eure Meinung dazu interessieren bzw. von den Leuten hier, die selbst bei Museen mitarbeiten, die Information, wie der Hintergrund dazu aussieht. Schlechte Erfahrungen mit "wilden" Reisegruppen?
Bitte die Diskussion über Höflichkeit des Personals in dem dafür vorgesehenen Thread führen... ich gehe davon aus, dass die hier angesprochene Regelung nicht von den Bewachern, sondern von den Museumsleitungen ausgeht. Auch geht es mir nicht um das Argument der Ruhestörung für andere (Einzel)Besucher - die werden ja auch gestört, wenn eine reguläre Führung vorbei kommt....

Verfasst: 12.08.2009 19:10
von Mela
Das finde ich ja ziemlich frech!

Und ist mir - trotz einiger Uni-Exkursionen mit unangemeldeten "Sponti-Vorträgen" in diversen europäischen Museen - noch nie passiert.

Liebe Grüsse

Mela

Verfasst: 12.08.2009 19:30
von Manu
Also, das passiert schon mal, dass jemand seiner Reisegruppe/Schüler o.ä. etwas übers Museum erzählt. Wenn es einigermaßen stimmt freue ich mich und bin froh es nicht selbst erzählen zu müssen. liegt es daneben, dann entweder schmunzle ich vor mich hin (es gibt tatsächlich lustige Dinge, die die Leute erzählen) oder wenn ich den Nerv hab frag ich nochmal nach : Meinen Sie evtl. ...
Wenn jemand bei meiner Führung glaubt es besser zu wissen dann:

Gehe ich davon aus, dass ich noch was lernen kann (z.B. Förster kennt sich mit Bäumen usw gut aus)

Oder ich frage ihn (wenn er offensichtlich nur Verwirrung stiften will, was oft bei Schülern vorkommt), ob er/sie vielleicht die Führung übernehmen will :wink:

Das ist meine Art damit umzugehen.

Manu

Verfasst: 12.08.2009 22:15
von Damion
Also ich frage mich, mit welcher Berechtigung mir irgendjemand verbieten will, meinen Freunden / Bekannten etwas zu erzählen.
Dreiste Sache sowas, die ich in der Form noch nie erlebt habe.
Vorgekommen ist es höchstens, daß ich bei einer Nachfrage zu einem Objekt auf die Führung verwiesen wurde.
Ist auch nicht unbedingt prickelnd....

Verfasst: 13.08.2009 10:21
von ulfr
Hab ich bisher noch nie erlebt, würde ich mich auch ziemlich drüber ärgern, wenn mir jemand verbieten wollte, privat Leute ducrh ein Museum zu führen. Aus der Sicht einer Museumsleitung wäre es aber durchaus verständlich, denn Führungen bringen Geld und sorgen für die Beschäftigung der eigenen Museumsführer. Aber ich würde mich da nur aufregen, wenn eine fremde Person das ständig macht und obendrein noch Unsinn verzapft, und auch dann würde ich nur mal nachfragen ...
Wie Manu hab ich es allerdings schon oft genossen, privaten Führungen zu lauschen, unglaublich, was man da manchmal alles an Neuigkeiten über die Urgeschichte und das eigene Museum erfährt :D :D

Verfasst: 13.08.2009 10:58
von Turms Kreutzfeldt
Moin !
Ist mir auch noch nicht untergekommen. Mit Freunden durch das Museum zu gehen und Funde zu diskutieren oder zu erklären kann auch nicht verboten werden, sofern es keine Riesengruppe ist und nicht zu laut. Bei Schulklassen kann ich mir vorstellen, dass man es anmelden sollte, aber auch mit kleinen Schülergruppen im Museum hat mich noch keiner "angemacht". Würde ich auch sehr schlecht goutieren ...

Euer Turms

Verfasst: 13.08.2009 19:20
von hunasiensis
Habe für meine Gruppe schon mal einen Privatführer mitgebracht für die gut besuchte Skythen-Ausstellung. Nachdem wir uns bei den Ausstellungsveranstaltern im Voraus freundlich erkundigt hatten, gaben sie uns ein Zeitfenster für die Führung, so dass wir nicht mit den anderen Führungen kollidierten.

Beim Ad-Hoc-Führen im Museum hatte ich noch keine Probleme.

Verfasst: 14.08.2009 11:54
von Nika E.S.
Wir wurden auch bei der Skythenausstellung nur ermahnt leise zu sein, aber gegen Erklärungen auch an wildfremde Leute hatten die Aufpasser nichts.

Verfasst: 19.10.2009 10:47
von Trebron
Was ist eigentlich eine "MUPÄD-Show" ? :D :D :D

Verfasst: 19.10.2009 11:36
von TZH
In der Slowakei (Bratislawa) wurde vor zwei-drei jahren ein Lehrer (hun) sogar in gewarsam genommen, wiel er seine Klasse(hun) dem Stadt zeigte.
Na Bumm. Leider.

Zoltán

Verfasst: 19.10.2009 11:42
von Thomas Trauner
Na ja, auch wenn wir hier nicht "Höflichkeit" diskutieren sollen, ein wenig mit "Der Besucher - der Feind und seine Bekämpfung" hat das schon zu tun.
Dahinter stecken kann verschiedenes.
Ich gebe zu, dass es mich ob der Erklärungen, die manche Besucher in "unserem" Museum (NHG) parat haben, schon hin und wieder gruselt. Und ärgert, weil "man sich ja soviel Mühe gibt, und dann das..." Aber das ist wirklich eigensinnig. Wenn sich die passende Gelegenheit ergibt, kann man/frau ein wenig unterstützen.

Aber echten Privatführungen gegenüber würden wir uns wirklich nur bei regelhaftem, immer wieder durch diesselbe Person unsachgerecht durchgeführt, nicht mehr neutral verhalten. Da besteht einfach grundsätzlich die Gefahr, dass die Arbeit und der Anspruch drunter leidet.

Das hat nicht mal nur was mit "mangelnden Kenntnissen" zu tun. Wir haben einfach auch Dinge mit Lokalbezug (und schriftlicher Erklärung), zu denen etwas mehr Kennntnisse im Detail gehören um diese differenziert zu erläutern.
Ein Fall sind z.b. UK-zeitliche Skelettreste eines Mannes aus einer Schachthöhle, die sich gut eignen würden, um Gespenstergeschichten zu erzählen.
Aber - zugegeben. Eine gute Erläuterung gehört sowieso dazu. Wenn das Museum wg. Detailwissen nur auf mündliche Führungen verweist, ist das nicht das Gelbe vom Ei.

Man sollte solche Einzelfälle auch nicht überbewerten. Wahrscheinlich haben die mal schlechte Erfahrungen gemacht. So nach der Devise: "Was wollen Sie denn ? Das ist doch alles öffentlich hier, meine Steuergelder" oder sowas in der Art.
Oder sehr, na ja, individuelle Kommentare zum Ausstellungsgut und dessen Interpretation.

Differenzierte Besucher-Behandlung ist halt nicht jedermanns Sache.

Thomas

Re: "Keine Privatführungen!"

Verfasst: 20.10.2009 23:35
von ringot
KatrinA hat geschrieben:Mir selbst ist es noch nicht pasiert, aber ich habe schon öfter von anderen Leuten folgende Situation berichtet bekommen:
  • Du bekommst liebe Besucher von außerhalb und führst sie in die schönsten Kirchen / Museen der eigenen Stadt, wo du ihnen was vorschwärmst und sie auf die tollsten Details hinweist,
  • du besuchst mit Freunden eine Ausstellung und gerätst bei einem bestimmten Exponat ins Erzählen,
  • neben dir steht jemand an der Vitrine und murmelt halblaut "ja aber hatten die denn damals schon...?" und du weißt die Antwort und gibst sie ihm....
- und das Personal geht dazwischen mit den Worten "Keine Privatführungen!"

Mich würde einfach mal Eure Meinung dazu interessieren bzw. von den Leuten hier, die selbst bei Museen mitarbeiten, die Information, wie der Hintergrund dazu aussieht. Schlechte Erfahrungen mit "wilden" Reisegruppen?
Bitte die Diskussion über Höflichkeit des Personals in dem dafür vorgesehenen Thread führen... ich gehe davon aus, dass die hier angesprochene Regelung nicht von den Bewachern, sondern von den Museumsleitungen ausgeht. Auch geht es mir nicht um das Argument der Ruhestörung für andere (Einzel)Besucher - die werden ja auch gestört, wenn eine reguläre Führung vorbei kommt....
Es gab vor zwei Jahren so eine Frage beim Forum De-Museum oder so etwas.
Da fragte eine Frau: "Seit einige Zeit sehen wir zunehmend Leute, die im Museum selbst führen und so die Geschäftslage des Museums bedrohen" oder so etwas.
Dazu habe ich beantwortet:"Seit einige Zeit sehen wir zunehmend Hausfrauen, die zu Hause selbst kochen und so die Geschäftslage der dortigen Restaurant bedrohen".
Dies ist mit unterschiedliche Sinn für Humor angenommen worden.
Natürlich darf man die Allgemeinheit stören, aber ich lasse mich nicht verbieten mit Freunden oder eine Schülergruppe über Exponate zu sprechen.