Graphit
Verfasst: 01.11.2009 19:49
Andreas,
von mir aus kannst Du gerne weitere Literatur über graphithaltige Keramik hier vorstellen, selbst wenn die darin behandelte Keramik „zu jung“ fürs Forum sein sollte (andernfalls per PN). Schließlich kann man immer dazulernen. Ich interessiere mich speziell für die Untersuchungsmethoden und die Verwendung der Graphittonkeramik im handwerklichen Bereich.
Was die abblätternden Graphitschichten auf der metallzeitlichen Grabkeramik angeht: Kaltbemalung möchte ich nicht grundsätzlich ausschließen, auch wenn mir bei UFG-Keramik bislang kein Nachweis bekannt geworden ist (Nachweis des Bindemittels!). Aber auch die vor dem Brand aufgebrachten Graphitschichten halten nicht ewig, mögliche Ursachen für das Abblättern sind:
1) Graphit wurde nicht intensiv genug in die Gefäßoberfläche eingearbeitet (zu geringe Verzahnung).
2) Verwitterung der ungesinterten keramischen Oberfläche: V.a. an der Keramikoberfläche werden die Tonminerale wieder quellfähig und lösen sich zusammen mit der Graphitschicht ab. Der Grad der Verwitterung hängt vom jeweiligen Bodenmilieu ab und wird durch oxidierende Brennphasen (Kontrastwirkung: schwarzer Graphit auf rotem Grund!) sogar noch begünstigt.
3) Fehlbehandlung vor/bei der Restaurierung: Vor dem Waschen konnte die schwach gebrannte bzw. stark verwitterte Keramik vollständig austrocknen. Aber anstatt die empfindliche Keramik vorsichtig im Wasserdampf zu befeuchten wird sie einfach nur ins Wasser gekippt... Mindestens ebenso schlimm sind die Auswirkungen, wenn die Keramik aus tonreichen Böden kommt: Das anhaftende tonige Sediment trocknet zusammen mit dem Scherben aus und reißt Teile der keramischen Oberfläche mit (hohe Trockenschwindung des anhaftenden Tons).
Möglichen Betrug mit oberflächlich graphitierter Keramik gab’s auch schon in der Latenezeit. Gefäße aus graphitfreiem Ton wurden mit Engoben aus Graphitton versehen. Der Käufer eines solchen Gefäßes merkte den kleinen aber entscheidenden Unterschied zur wertvollen Graphittonkeramik erst später, z.B. wenn er den Pott bei hohen Temperaturen (ca. 900°C) nutzen wollte. Zu geringe Wärmeleitfähigkeit bzw. Temperaturwechselbeständigkeit: peng! Ich hab’s irgendwo publiziert, gut versteckt ...
Viele Grüße
Fridolin
von mir aus kannst Du gerne weitere Literatur über graphithaltige Keramik hier vorstellen, selbst wenn die darin behandelte Keramik „zu jung“ fürs Forum sein sollte (andernfalls per PN). Schließlich kann man immer dazulernen. Ich interessiere mich speziell für die Untersuchungsmethoden und die Verwendung der Graphittonkeramik im handwerklichen Bereich.
Was die abblätternden Graphitschichten auf der metallzeitlichen Grabkeramik angeht: Kaltbemalung möchte ich nicht grundsätzlich ausschließen, auch wenn mir bei UFG-Keramik bislang kein Nachweis bekannt geworden ist (Nachweis des Bindemittels!). Aber auch die vor dem Brand aufgebrachten Graphitschichten halten nicht ewig, mögliche Ursachen für das Abblättern sind:
1) Graphit wurde nicht intensiv genug in die Gefäßoberfläche eingearbeitet (zu geringe Verzahnung).
2) Verwitterung der ungesinterten keramischen Oberfläche: V.a. an der Keramikoberfläche werden die Tonminerale wieder quellfähig und lösen sich zusammen mit der Graphitschicht ab. Der Grad der Verwitterung hängt vom jeweiligen Bodenmilieu ab und wird durch oxidierende Brennphasen (Kontrastwirkung: schwarzer Graphit auf rotem Grund!) sogar noch begünstigt.
3) Fehlbehandlung vor/bei der Restaurierung: Vor dem Waschen konnte die schwach gebrannte bzw. stark verwitterte Keramik vollständig austrocknen. Aber anstatt die empfindliche Keramik vorsichtig im Wasserdampf zu befeuchten wird sie einfach nur ins Wasser gekippt... Mindestens ebenso schlimm sind die Auswirkungen, wenn die Keramik aus tonreichen Böden kommt: Das anhaftende tonige Sediment trocknet zusammen mit dem Scherben aus und reißt Teile der keramischen Oberfläche mit (hohe Trockenschwindung des anhaftenden Tons).
Möglichen Betrug mit oberflächlich graphitierter Keramik gab’s auch schon in der Latenezeit. Gefäße aus graphitfreiem Ton wurden mit Engoben aus Graphitton versehen. Der Käufer eines solchen Gefäßes merkte den kleinen aber entscheidenden Unterschied zur wertvollen Graphittonkeramik erst später, z.B. wenn er den Pott bei hohen Temperaturen (ca. 900°C) nutzen wollte. Zu geringe Wärmeleitfähigkeit bzw. Temperaturwechselbeständigkeit: peng! Ich hab’s irgendwo publiziert, gut versteckt ...
Viele Grüße
Fridolin