Seite 1 von 1

Oberflächen tauschierter Gürtelbeschläge

Verfasst: 23.01.2006 21:34
von Bullenwächter
Hallo Leute!

An vielen tauschierten, eisernen Gürtelgarnituren (aus der Merowingerzeit) kann man in den Museen eine sehr wellige und unebene Oberfläche beobachten.
Kommen diese Unebenheiten/Wellen von der Korrosion und Lagerung im Boden oder sind wiesen diese Beschläge diese schon während ihrer Gebrauchszeit auf?
Wenn es von der Korrosion herrühren sollte, dann müßten ja die Bronze- oder Edelmetalleinlagen deutlicher hervorstehen aber das tun sie in vielen fällen nicht, sondern sie folgen den Unebenheiten.

Ich gehe eigentlich davon aus, daß die Metallhandwerker damals so weit waren und diese Beschläge plan und eben herstellten.

Außerdem kann man bei vielen Beschlägen auch eine deutliche asymetrie feststellen, also recheckige Beschläge die eher einem leichten Trapez gleichen oder sogar wie verflossen aussehen. Hier könnte ich mir aber auch vorstellen, daß sich diese Beschläge beim Tauschieren leicht verzogen haben.

Andi

Verfasst: 23.01.2006 23:34
von Fridolin
Hallo,

durch die Bodenkorrosion des Eisens legt sich eine aus Rost, Bodenpartikeln usw. bestehende Agglomeratkruste über die originale Oberfläche des Fundes. Die übliche Vorgehensweise bei der Restaurierung ist wie folgt:

1) Röntgenaufnahme (wenn so ein Gerät vorhanden ist...)
2) Festigung des Fundes mit Kunstharz
3) Abschleifen der Agglomeratkruste mit rotierenden Schleifkörpern (Freilegung der "originalen" Oberfläche)
4) Konservierung (z.B. mit Wachs)

Das Abschleifen ist das Hauptproblem. Es erfordert eine ruhige Hand, ein Binokular, einige Übung und eine gute Portion an Erfahrung. In der Regel wird stellenweise zu tief geschliffen, so dass die unruhige Oberfläche zustande kommt.

Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten: Manchmal bilden sich mehrere mm-große Rostblasen, die die Tauschierung entsprechend anheben. Oder durch falsche Lagerung kommt es zu Ausplatzungen, na ja, den Rest kannst Du Dir selbst vorstellen. Da werden abgefallene Teilchen wieder angeklebt und Fehlstellen zugeschmiert.

Das Abschleifen der Funde ist sehr umstritten. Es gibt bessere Methoden, die aber mehr Zeit benötigen.

Ach ja: viele Funde werden von preisgünstigen Praktikanten restauriert...

Viele Grüße

Fridolin