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7200 Jahre altes Bauernhaus bei Düren gefunden

Verfasst: 02.09.2010 14:27
von KatrinA
Seltenes Zeichen von Modernität links des Rheins - oder so ähnlich... Klingt jedenfalls interessant.

http://www.an-online.de/sixcms/detail.p ... achrichten

Verfasst: 02.09.2010 20:53
von Fridolin
Die Befunde lassen gute Ergebnisse erwarten und der Bericht ist auch ganz ordentlich.

Dagegen lässt der folgende Beitrag über eine nahezu abgeschlossene Grabung bei Uffenheim in Mittelfranken den Leser bzw. Betrachter etwas ratlos zurück:
http://www.antenne.de/nachrichten/bayer ... deckt.html

Eine 3 Hektar große Grabung, zerfledderte Zelte, eine einzige Archäologin auf weiter Flur, Unordnung, Chaos allenthalben. Was denkt sich der Leser/Betrachter bei solchen Bildern? Ich kenne die Grabung ziemlich gut und war reichlich verwirrt, eigentlich hätte ich mehr Informationen erwartet.



Nun, Antenne Bayern ist ein privater Rundfunksender....


Der Journalist kam auf die nach Regen völlig vermatschte Fläche, das Grabungspersonal war eigentlich schon „geflüchtet“. Maximal waren 28 Leute im Einsatz (ohne ehrenamtliche Kräfte). Und an diesem Tag war es stürmisch, deshalb die zerfledderten Zelte. Ein paar Kilometer weiter hat der Sturm einige Güterzugwaggons aus dem Gleis geworfen. Davon steht nichts in dem Bericht.

Ein paar Informationen zur Grabung:
Gefunden wurden ca. 20 Hausgrundrisse (kaum Erosion!), davon 3 mittelneolithisch, der Rest ältestbandkeramisch. Der Friedhof der Bandkeramiker – bisher 20 Gräber – lag direkt neben dem Dorf. Die Köpfe waren mit Rötel bepudert.

Außerdem gibt es 5 oder 6 Palisadengräben. Die Palisaden waren laufend erneuert und erweitert worden. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die Befestigung des großen mittelneolithischen Dorfes, das größtenteils außerhalb des Grabungsareals liegt. Toranlagen, einfache Durchlässe. Jede Menge Schlitzgruben, die einen eindeutigen Bezug zur Palisade aufweisen. Wird die Diskussion wieder beleben, ob die Dinger zur Verteidigung oder zum Gerben (oder beides?) gedient haben. Ach ja, die jungneolithischen Gruben sind noch zu erwähnen (Schwieberdinger Gruppe).

Zum Leidwesen vieler wird nur etwa die Hälfte des Areals ausgegraben. Auf der restlichen Fläche werden die nach dem Humusabschieben vorgefundenen Befunde dokumentiert, mit Geotextilien abgedeckt und verschwinden so unter einer mehrere Meter hohen Aufschüttung. Angeblich werden die Befunde auf diese Weise „für die Zukunft“ geschützt und Kosten gespart. Dazu sag ich besser nix dazu....

Ich meine, es ist ein Kunststück, über diese Grabung NICHTS zu schreiben (siehe Link).

Viele Grüße

Fridolin

PS: Wer auf der BAB 7 durchs schöne Frankenland fährt, "donnert" mitten durch die Siedlung. Beim Bau der Autobahn vor 30 Jahren wurde nicht gegraben...

Verfasst: 03.09.2010 08:05
von Thomas Trauner
Danke, für die schöne Info.
Ich bin jetzt ein wenig verwirrt. Durch den fränkischen Blätterwald rauscht im Moment noch eine Siedlung in Oberfranken, die beim Bau der ICE-Trasse Nürnberg-Erfurt ergraben wird. Vernünftige Details kam man den Berichten aber leider nicht entnehmen....

Thomas
PS: Die Köpfe mit Rötel.....wie geht das denn ? Wenn die Gesichter rot gefärbt wurden, "fällt" der Rötel dann nach oder während der Dekomposition einfach nach "unten" ?? Sollte er sich nicht einfach verteilen ?
Zweifachbestattungsriten ??
Wahrscheinlich denke ich wieder mal zu kompliziert.... :roll:

Verfasst: 03.09.2010 09:14
von Fridolin
Hi Thomas,
ich habe mir nur drei der ca. 20 freigelegten Gräber ansehen können, davon war ein Männerkopf mit dem Rötel geschmückt worden (Schuhleistenkeil als Grabbeigabe). Es soll aber mehrere "Rotköpfe" gegeben haben. Leider waren die Skelette fast vollständig vergangen und nur am Leichenschatten zu erkennen.

Vermutlich war der Kopf während der Bestattung mit zerstampftem Rötel besteut worden, so stelle ich es mir vor. Ein wenig Rötel war auch noch im oberen Brustbereich zu sehen, aber da stellt sich schon die Frage, was während der Verwesung verlagert wurde...

Ich weiß auch nicht warum so wenig in die Medien gelangt ist. Der BR war mal da, einen Bericht gab es m.W. aber nicht. Vielleicht hat einfach das miserable Wetter abgeschreckt? Bei einer Grabung im letzen Jahr im nahen Oberickelsheim (u.a. schnurkeramische Gräber) wurde die Grabung förmlich überrannt, ca. 2000 Besucher an einem Tag! Das war des Guten zu viel...

Viele Grüße

Fridolin

PS: Thomas, ich hab doch noch was gefunden:
http://www.br-online.de/br/jsp/seitenty ... 2642509413

http://www.br-online.de/bayern1/mittags ... 863941.xml

Eigentlich hätte man auch ein Bild der Gruben bringen können, die randvoll mit Wasser vollgelaufen waren. Die einzige, die damit großen Spaß hatte, war Ronja, meine Avatarhündin: Plantschen in der Badewanne!