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Holztür aus der Steinzeit entdeckt
Verfasst: 19.10.2010 10:44
von Fridolin
Holztür aus der Steinzeit entdeckt
Rettungsgrabung unter dem Zürcher Parkhauses Opéra
Bei den Rettungsgrabungen beim Zürcher Opernhaus sind Reste von mindestens fünf übereinander liegenden Siedlungen aus der Zeit zwischen 3700 und 2500 vor Christus zutage gefördert worden. Wichtigster Einzelfund ist eine steinzeitliche Tür.
Das umfangreiche Fundmaterial übertreffe die Erwartungen, schreibt das Hochbaudepartement der Stadt Zürich in einer Mitteilung vom Dienstag. Gross sei auch das öffentliche Interesse. Über 3000 Leute besuchten die Ausgrabungen bisher, auch viele Schulklassen.
Die Archäologen haben gemäss Mitteilung Sendimentschichten gefunden, die Aussagen über den schwankenden Seespiegel des Zürichsees zulassen. Die Auswertung der Schichten und Baubefunde werde die nächsten Jahre in Anspruch nehmen.
http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/p ... 76.htmlder Schweiz
Verfasst: 19.10.2010 12:07
von Blattspitze
Sehr interessant! Auch dies:
neuer Pfeilbogentyp
Wenn`s nicht bloß ein journalistisches Missverständnis ist.
Verfasst: 19.10.2010 12:21
von ulfr
Die Tür ist sehr interessant, auf dem Bild sieht es so aus, als wenn die einzelnen Bohlen nicht - wie bei den Rädern üblich - mit einer Gratleistenverbindung zusammengehalten würden, sondern eher wie beim Hjortspring-Boot am vollen Holz der Bohlen senkrechte Stege stehengelassen und quer durchlocht wurden, um dann eine horizontale Leiste durchzustecken!! Ein völlig neues Konstruktionsprinzip, zumindest ist es mir für prähistorische Türen nicht bekannt.
Von daher würde mich jetzt auch ein neuer Pfeilbogentyp nicht wundern ....
Verfasst: 19.10.2010 13:01
von Fridolin
Verfasst: 19.10.2010 14:10
von ulfr
Danke, Fridolin, es ist, wie ich es vermutet habe!
Verfasst: 19.10.2010 17:09
von Thomas Trauner
Sieht tatsächlich so aus....wie beim Hjortspringboot und einem ähnlich konstruierten flachen Kahn aus der Britischen BZ....
Und Holzschindeln ! Da waren meiner Informationslage nach die ältesten Nachweise aus der UK...
Sehr interessant !
Th.
Verfasst: 19.10.2010 18:29
von Mela
Ja, das Türchen ist tatsächlich ein ziemliches Highlight (und was glaubt Ihr, wie schwer es ist, auf den Mund zu sitzen, bis die Pressemeldung endlich draussen ist
).
Jep, sind Bohlen mit herausgearbeiteten "Spindeln" und einem dann durchgesteckten Querholz.
Und den neuen Pfeilbogentyp kann ich auch bestätigen - immerhin ist unser Chef ja ein Bogenfreak, der kennt sich da schon aus.
KollegInnen sind natürlich herzlich willkommen, wenn es jemanden mal in die Nähe verschlägt - einfach vorher melden, dann kann ich was organisieren.
Liebe Grüsse
Mela
Verfasst: 19.10.2010 19:07
von Roland L.
Toll!
allerdings nicht wie im Hjortspringboot, dort sind die "Spanten" auf die Knaggen gebunden und laufen nicht durch sie hindurch.
Hier gibts ein Bild:
http://nautarch.tamu.edu/class/316/hjortspring/
Bei den von Thomas erwähnten bronzezeitlichen Booten aus North Ferriby und Dover
http://www.rivenoak.co.uk/1643/1685.html
findet man dieses Detail bei der Verbindung der Bodenplanken.
Toller Fund, vorallem weil er zeigt was mit Steinwerkzeugen geht. (Würd ich auch gern mal ausprobieren...)
@ Ulfr, sorry für die Klugscheisserei......
gruß,
Roland
Verfasst: 19.10.2010 19:15
von Mela
Und dann bitte nicht vergessen, wir befinden uns mitnichten in der Bronzezeit, sondern im schönsten Horgen.
Das beeindruckt mich täglich von Neuem!
Liebe Grüsse
Mela
Verfasst: 20.10.2010 09:13
von ulfr
@ Roland: ich lieebe Klugscheißerei. Du hast Recht, meine Erinnerung war etwas getrübt. Beim Ferryby-boat sind die Latten aber auch nicht durch Knaggen durchgesteckt, sondern "aufgenäht". Die Tür wäre quasi eine Verbindung beider Techniken.
Solche Knaggen oder Spindeln, wie Mela sie nennt, sind mir bisher erst aus der der BZ bekannt, zur Aufnahme von Türriegeln z.B.
Für die Arbeit mit Steinwerkzeugen ist eine solche Konstruktion gar kein Problem, sondern nur eine Frage der Arbeitszeit.
Mich würd eher interessieren, wie stabil die Tür war. Wenn man drei Bohlen auf diese Art zusammensetzt, muss man sehr passgenau arbeiten, damit die Einschubleisten auch ziehen. Wird an einer Knagge der Druck zu groß, würde sie abplatzen. Ist der Druck zu schwach, sitzen die Bohlen locker. Stell ich mir recht schwer vor ...
Verfasst: 20.10.2010 09:25
von Manu
Also, wenn man sich das vorstellt, dass die "Halterung" quasi direkt an der Bohle herausgearbeitet wurde
Das habe ich kürzlich gesehen an einer "Worfelschale"(Sipplingen). Die Schale bestens gearbeitet und die Griffe unten
schräg gegeneinander rausgearbeitet, damit die Schale perfekt gehalten werden konnte. Ich konnte es fast nicht fassen, was für ein Aufwand.
Das muß sich aber gelohnt haben sonst wäre ja nur eine Verzapfung möglich und das hat wohl nicht so lange gehalten. (meint eine Nicht-Handwerkerin).
Verfasst: 20.10.2010 10:44
von Thomas Trauner
Wo ist die Kraft, die Gutes schafft ?
Ich stehe/sitze/liege wohl gerade auf dem berühmten Schlauch.
Was genau zieht den Bohlen aneinander, was hält sie ?
Was ich kenne, sind nur Konstruktionen, bei denen das querliegende Holz in den "Knaggen" oder "Spindeln" leicht dreieckig geschnitten ist und durch ein Einhämmern in die "Spindeln" die beiden Bretter/Bohlen zusammenzieht.
Aber wie geht das mit einem durchgehenden Balken/Brett/Span ?
Ich komm einfach nicht drauf ....
Thomas
Verfasst: 20.10.2010 15:57
von ulfr
Die Löcher in den Knaggen werden von der einen zur anderen Seite hin schmäler, beim Einschlagen hält die Leiste durch den lateralen Druck in den Knaggenlöchern die Bohlen zusammen. Ähnlich ist eine Gratleiste konstruiert
http://www.orgelbau-scharfe.de/extra/ho ... eiste.html
nur dass hier der laterale Kraftschluss IN der Bohle erzeugt wird, bei der Tür eben außerhalb in den Knaggen. Deswegen finde ich die Konstruktion ziemlich anspruchsvoll, denn beim Zusammenfügen müssen die Löcher in den Knaggen sehr gut zur Leiste passen. Diese sollte idealerweise nur auf den letzten Zentimetern "ziehen". Und bei der Tür sollten die Leisten gegenständig eingeschlagen werden, sonst hält die Konstruktion horizontal nicht, die Bohlen würden sich irgendwann voneinander lösen. Meines Wissens sind die neolithischen Räder auch so zusammengesetzt, allerdings wiederum mit Gratleisten, aber ohne die seitlichen Fälze.
Vorteil dieser Knaggenkonstruktion: Die Bohlen können frisch verarbeitet/ausgearbeitet und dann nach dem Trocken zusammengesetzt werden. Wenn das Holz dann noch geringfügig schwindet oder quillt, ists nicht so dramatisch.
Verfasst: 20.10.2010 18:05
von Hans T.
Wie die Bz-zeitlichen Scheibenräder....? Ja, keine Knaggen, klar, aber das Prinzip...
Was ich bislang nicht gefunden haben (überlesen?), welches Holz ist das denn?
H
Verfasst: 20.10.2010 20:15
von Trebron
Mich würde auch sehr der "Italienische Feuersteindolch" interssieren, Länge / Breite / Art,/ Schäftung ?????
Meeeelaaaaa ????