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Druckretuschen älter als gedacht?
Verfasst: 29.10.2010 09:45
von Fridolin
Scharfe Klingen aus der Steinzeit
Sie galt bisher als Erfindung aus Westeuropa: Eine Technik zur Herstellung scharfer Klingen hatten die Steinzeitmenschen in Südafrika jedoch schon zehntausende Jahre früher entwickelt.
Steinzeitmenschen konnten vermutlich schon viel früher scharfe Steinmesser und Speerspitzen herstellen als angenommen. Darauf deuten archäologische Funde aus einer Höhle in Südafrika hin. Die Technik, bei der die Kanten der Steine mit Druck kontrolliert bearbeitet werden, entstand demnach bereits vor 75 000 Jahren – rund 55 000 Jahre früher als gedacht. Ein internationales Forscherteam berichtet im Fachmagazin „Science“ über die Entdeckung.
http://www.focus.de/wissen/wissenschaft ... 66591.html
Verfasst: 29.10.2010 17:33
von Blattspitze
Hmm, bin leider ohne Zugriff auf die Primärpublikation.
Bei dieser Detail - Untersuchung der "Still Bay Points"
http://www.eva.mpg.de/evolution/staff/s ... %20JAS.pdf
hat man jedenfalls noch Druckretuschen aufgrund der "breiten" Negative ausgeschlossen.
Verfasst: 31.10.2010 12:46
von ulfr
Verfasst: 01.11.2010 16:40
von LS
Hallo,
interessante Sache, sich die Beweise mal anzuschauen. An den Science-Artikel werde ich erst morgen rankommen, kann ihn aber gerne schicken, Marquardt.
M. E. ist Silcrete ein eher ungeeignetes Material, um so was wie Druckretuschen zu verifizieren. Wenn das der Fall ist, dann wäre für mich Ranis in Thüringen am ehesten ein europäischer Fundplatz, wo es Druckretuschen schon vor dem Solutréen gegeben hat. Aber es gibt auch die eine oder andere Jerzmanovice-Spitze, die ich mir eigentlich nur abgedrückt retuschiert vorstellen kann. Ich werde gern am Ball bleiben.
Die Zeitungsartikel dazu kann man ziemlich vergessen, die Journalisten scheinen durchweg etwas überfordert mit der Materie. Das Tempern der Silcrete-Stücke ist eh schon vor 2 Jahren publiziert worden.
Gruß L
Verfasst: 01.11.2010 19:09
von Blattspitze
Leif, Du hast eine PM.
Besonders spannend ist, wie Druckretusche hier definiert wird. Vermutlich ist punktuelle Drucktechnik gemeint, d.h. gezieltes Abdrücken isolierter voraus"-berechneter" Absplisse mit einem spitzen Druckstab.
Ansonsten wird`s schwierig. Ich "ziehe" gewöhnlich einen rauhen "abrader" über die Kanten, das ist mit unterschiedlicher Kraft ausgeführt so eine Mischung aus Schleif- und Drucktechnik (geht auch irgendwann ineinander über), dabei kann der Winkel zwischen Schlag- und Abbaufläche durch kleine Serien - Absplisse angepasst werden, die typischerweise unifazial gelöst werden. Einzelne Absplisse können durchaus verblüffend wie mit dem Druckstab gemacht aussehen. Für Präparation von isolierten Platformen nutze ich`s auch. Schlagflächenpräparation durch Abrading ist meines Wissens aus dem Mittelpal. bekannt. Das Grundprinzip, mit Druck Absplisse lösen zu können, war sicher bekannt.
Aus Australien sind eine Menge hochinteressanter Drucktechniken beschrieben worden, von Druckretusche mit den Zähnen (ja, den eigenen!) bis zum Rollen eines runden Steines gegen die "Kratzerkappe".
Verfasst: 02.11.2010 14:22
von Blattspitze
Der Science-Artikel ist für mich in gewisser Hinsicht überzeugend, wenn auch die Experimente davon ausgehen, das Druckretusche und Schlagtechnik entsprechend heute üblichem Procedere ausgeführt wurden.
Interessant wären auch Abbildungen der jeweils anderen Breitseite gewesen, sowie möglicher Retuschierabfall (Sedimente nochmal feiner sieben?), aber wie gesagt, ich find`s nachvollziehbar und interessant.
Mange Tak LS
Bei den wunderbaren Blattspitzen aus Ranis bin ich hinsichtlich Drucktechnik noch skeptisch ...
Verfasst: 02.11.2010 14:32
von LS
Nach Ansicht der Fotos im Science-Artikel muss ich auch sagen, dass es mich überzeugt. Also Druckretusche im Still-Bay-Komplex, wieder was gelernt.
Gruß L