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Asiatische Artefakte in amerikanischen Schubladen...

Verfasst: 15.01.2011 17:02
von Blattspitze
Hier ein link zu einem Fred in einem US- Online-Artefaktsammlertreff:
http://arrowheadology.com/forums/primit ... -asia.html
Von dort hierher verlinkt:
Man sehe sich die interessanten Spitzen dieser Pfeilspitzen

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aber vor allem diese einmaligen Kompositgeräte mit bifazialen Einsätzen in Privathand an:


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Verfasst: 15.01.2011 17:32
von ulfr
Wundervoll!
Herstellung der Pfeilspitzen aus speziellen Rohlingen (Grat in der Mitte, im proximalen Teil aber vorher weggenommen, so dass diese Spitzenform übrig bleibt, und dann bifaziell retuschiert) oder ist die Spitze nachträglich von distal per Druck angebracht? Haben die Spitzen im vordersten Bereich wohl einen dreieckigen oder viereckigen Querschnitt?

Verfasst: 15.01.2011 21:16
von Blattspitze
Sie haben vorn einen viereckigen Querschnitt und scheinen dort durch vier massive Druckretuschen von der Spitze aus geformt zu sein. Einmaliges Design. Erinnert ein bißchen an Bodkins?

Verfasst: 15.01.2011 21:33
von LS
Wunderschöne Stücke, leider ohne archäologischen Kontext weniger schön! Der amerikanische Sammler scheint sich auch weniger für den Kontext zu interessieren, da ihm zu den Spitzen offenbar gar nichts einfällt. Die Kerne sehen in der Tat ähnlich wie Ust Karenga 12 aus, also frühestes Neolithikum Sibiriens (12-10 ka BP), was sich auf das früheste Vorkommen von Keramik bezieht. Die flächenretuschierten Spitzen können endneolithisch sein. Eigentlich ziemlich zum Kotzen, aber so ist die Welt. Ich werde mal ein paar Archäologen in Nowosibirsk auf den Link hinweisen.

Gruß L.

Verfasst: 15.01.2011 22:20
von Fridolin
zu Ust Karenga 12 gibt es ein paper im Netz
http://arheologija.ff.uni-lj.si/documen ... zmin34.pdf

Viele Grüße

Fridolin

Verfasst: 16.01.2011 00:52
von hunasiensis
Danke für den Hinweis auf und den Artikel über Ust Karenga. Das ist wirklich eine spannende Geschichte mit dieser frühen Pottery, etwas das mich spontan an Jomon erinnerte, worauf ja auch der Artikel hinweist, wie ich beim ersten Überfliegen feststellte.
Spannend, was da immer wieder aus Sibirien auftaucht. Ist zwar schon länger publiziert, wird aber hier leider kaum wahrgenommen.

Verfasst: 16.01.2011 11:18
von Blattspitze
Allein aufgrund des Vorkommens von Keramik eine Kultur als "neolithisch" zu bezeichnen, wie im o.g. Artikel, ist je eigentlich totaler Käse, oder? Sollte der Begriff Neolithikum nicht mit produzierender Witschaftsweise verbunden werden? Wieder eine aus forschungsgeschichtlichen Gründen zu schluckende Kröte?
Ansonsten kann man ja das australische "Neolithikum" mit den jüngst entdeckten geschliffenen Steinartefakten postulieren, und das dürfte dann rekordverdächtig alt sein?

Verfasst: 16.01.2011 11:23
von ulfr
Blattspitze hat geschrieben:durch vier massive Druckretuschen von der Spitze aus geformt



A fascinating type are the quad tipped points. The tips are burinated four times to create to create a very strong and sharp four sided tip.


Ich dachte es mir. Schön finde ich das neue Verb "burinated" = "gestichelt", also vielleicht doch keine Druckretusche, sondern geschlagen wie bei der "normalen" Stichelherstellung?

Vielleicht sollten wir auf dem nächsten Pöckertreff den "Burinator" wählen:
*"Sprich zu dem Druckstab!!" "Hasta la distal, baby!!"*

Verfasst: 16.01.2011 11:36
von Blattspitze
Hmm, dann büriniere ich sozusagen auch Kingenkerne?
Im Ernst, nach der guten alten "Artefaktmorphologie" von J. Hahn können "Stichel" auch durch Druck erzeugt werden.

Verfasst: 16.01.2011 11:42
von ulfr
Ausprobieren!

Verfasst: 16.01.2011 19:27
von FlintMetz
Also, einen Stichel drücken würde dann wohl so wie bei neolithischen Klingen funktionieren - frei Hand würde nicht genügend Dampf dahinter sein, denke ich. Und dann zwickt sich die Sache wohl irgendwie, wenn man jungpal./epipal./mesol. Artefakte mit (jung)neolithischer Technik hergestellt, oder? Außerdem finde ich, dass sich "burinieren" nicht nach Steinbearbeitung, sondern mehr nach einer Körperausscheidungsform anhört :D

Schöne Grüße...

Robert