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Raemkai: Nachschärfen des Messers
Verfasst: 06.03.2011 16:38
von Blattspitze
Zur Abwechslung hier mal gute Nachrichten aus Ägypten.
Dieses Bild wurde im New Yorker Metropolitan Museum in der dort wieder aufgebauten Grabkapelle des Raemkai (Altes Reich, Sakkara, Ägypten) gemacht:
(Quelle: Ägyptologie-Forum)
Ein Schlachter schärft sein Hornstein-Messer nach. Eine zeitgenössische (!!!!!) Pöcker - Darstellung. Sogar Rythmus und Geschwindigkeit werden erlebbar, einfach meisterhaft!
Marquardt
Re: Bild vom Pöckern
Verfasst: 06.03.2011 20:53
von Bullenwächter
Der Schachter muss aber mit einer sehr sehr hohe Schalgfrequenz pöckern, damit die Abschläge wie dargestellt abfallen.
Re: Bild vom Pöckern
Verfasst: 06.03.2011 21:51
von Blattspitze
Bullenwächter, Du hast recht. Es ist natürlich fast unmöglich, so schnell hintereinander fallende Abschläge zu erzeugen, es geht, denke ich, eher um den Eindruck, den der Künstler bei der Beobachtung des Vorgangs hatte: "Pokpokpokpok...".
Re: Bild vom Pöckern
Verfasst: 07.03.2011 10:03
von Bullenwächter
Woraus wohl der Schlägel ist, mit dem der Schlachter die Klinge bearbeitet?
Interessant finde ich auch dass der Schlägel offenbar mit einem Band am Lendenschurz befestigt ist.
Dieser scheint ja an einem Band an seinem Lendenschurz zu hängen. Man könnte daraus schließen, dass er den Schlägel bei seiner Arbeit sehr häufig benötigt. Oder dass dieser aus einem wertvollen Material, womöglich aus Metall (Kupfer oder Bronze) ist.
Re: Bild vom Pöckern
Verfasst: 07.03.2011 10:18
von Chris
Hat was vom Schleifstein im Köcher vom Landschlachter um 1900
Re: Bild vom Pöckern
Verfasst: 07.03.2011 10:58
von ulfr
Der Wahnsinn!!
Re: Bild vom Pöckern
Verfasst: 07.03.2011 23:29
von FlintMetz
Ist das sicher, dass es "Retuschierabfall" sein soll? Könnten ja auch so eine Art Blutstropfen sein und das Messer wird nur von Blut, Fett, Haaren usw. gereinigt. Ich weis nicht, ob man Feuersteinmesser in schneller Frequenz frei Hand und mit direktem Schlag mit "pokpokpok" nachschärft. Ist wegen Bruchgefahr doch ziemlich riskant... zumindest bei mir... Ich begnüge mich da immer mit einer sehr "gemütlichen" Druckretusche.
Schöne Grüße...
Robert
Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers
Verfasst: 08.03.2011 09:14
von Steve Lenz
Gleiche Frage stellte sich mir schon. An den größeren Klingen bleibt ja gern was haften, und ich kann mir vorstellen, dass viel haften bleibt auf Dauer, arbeitet man einen Boviden ab. Kann man Vergleiche mit den Schneidkanten (Abschlaggröße) an Artefakten vornehmen? Deckungsnähe wäre zumindest
ein Anhaltspunkt für die "Pokpokpok"-These.
Edit:
Hm....käme maßstäblich schon hin.
(prm.ox.ac.uk)
Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers
Verfasst: 08.03.2011 09:18
von Blattspitze
Edit: Der Titel hat mir einfach nicht mehr gefallen
Hallo Robert und Steve,
tatsächlich wurden die unter dem Messer sichtbaren "Kuller" von den ersten Bearbeitern zuerst für Blutstropfen gehalten, eine andere Interpretation war "Funken", als man die Tätigkeit noch mit Metall (Kupfer)-messern in Verbindung brachte.
Zunächst sind die Szenen üblicherweise mit "Schärfen des Messers", nach einer Quelle sogar mit "Schärfen des Silizitmessers" überschrieben. Es gibt sehr viele dieser Darstellungen, überwiegend aus dem Alten Reich, aber auch aus dem Mittleren Reich. Hornsteinmesser waren nach A. Tillmann in Einzelfällen bis ins Neue Reich in Ägypten im Gebrauch, es sollen sogar noch im Grab des Tutenchamun 4 oder 5 gefunden worden sein.
Hier als Beispiel aus der Mastaba des Ti (Sakkara, Altes Reich):
http://www.osirisnet.net/mastabas/ty/ph ... e_R1.2.gif
(12) "sharpening a knife by a butcher" (Schärfen des Messers durch den Schlachter)
(1) "sharpening the knife" (Schärfen des Messers)
Quelle:
http://www.osirisnet.net/mastabas/ty/e_ty_06.htm
Herabfallende Absplisse oder Abschläge sind aus mindestens 3 Mastaba-Grabanlagen bekannt, eine andere ist der oben abgebildeten sehr ähnlich und eine zeigt keine Kuller, sondern individuell gestaltete Umrisse.
Ich hab`da mal was vorbereitet:
mms://mrcstr1.swan.ac.uk/cema_conf/marquardt_lund.wmv
Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers
Verfasst: 08.03.2011 10:21
von Steve Lenz
Immer diese Flinthanger:
Hast Du die Kante noch rausgbekommen?^^
Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers
Verfasst: 08.03.2011 10:40
von Trebron
Hi Marquardt,
danke für das Video, das hilft mir viel weiter, suuuuper.
Gruß
Norbert
Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers
Verfasst: 09.03.2011 08:44
von Blattspitze
Hast Du die Kante noch rausgbekommen
Meinst Du den Steckenbleiber am Ende? Die haben alles von mir dabehalten, das Stück ist Halbfertigprodukt geblieben.
Steve, das von Dir oben verlinkte wunderschöne "Ripple flaked knife" ist allerdings viel älter als die Abbildungen in den Mastabas.
Die bifazialen Messer im Alten Reich sehen üblicherweise so aus:
Hier ein link zu einer besonders großen Auflösung und anderer Perspektive, die Negative im Schneidenbereich sind gut zu erkennen:
http://193.62.111.58/hommedia.ashx?id=9203&size=Large
Ein Vergleich mit mittelpaläolithischen Arbeitskanten wäre mal interessant?
Neben solchen Gebrauchsmessern gibts auch vermutliche Prestigeobjekte, zu groß zum Arbeiten:
Wen es interessiert, hier noch ein Artikel von A. Pawlik zu Funden aus Kom-al-Ahmar, da sind neben einem ganz fantastischen bifazialen durchlochten Armring einige Messer abgebildet, und auch "die Mutter aller Halbfertigprodukte":
http://homepages.uni-tuebingen.de/alfre ... -Ahmar.pdf
Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers
Verfasst: 09.03.2011 11:12
von ulfr
Der Armring ist der absolute burner, aber die "Mutter der Halbfabrikate" finde ich nicht ...
Der Film ist klasse, M.!
Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers
Verfasst: 09.03.2011 11:35
von Blattspitze
Danke Dir und Norbert.
Zum "Mutter der Halbfabrikate":
Quelle:
http://homepages.uni-tuebingen.de/alfre ... -Ahmar.pdf
Guck mal den Maßstab rechts an, das sind 5cm ...
Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers
Verfasst: 09.03.2011 11:41
von ulfr
UMPF ... ok, dann is klar, nä!
Einer hält, einer schlägt?