Maik, ein bisschen verwirren tust mich jetzt schon. Was suchst du jetzt genau? Langobardische Kleidung, die nicht kratzt oder Lederkleidung für Wikinger?
Es ist immer schwer zu erklären, aber ohne eine gewisse Zielgerichtetheit einer Frage schlägt man halt oft ins Leere und ins Allgemeine. Zudem ist es für Leute die sich noch nicht lange mit der Methodik der Rekonstruktionarbeit auseinandergesetzt haben, mitunter nicht nachvollziehbar, was man nun weiss, was man begründet vermuten kann, was ergänzende Spekulation und was die reine Spekulation ist.
Im Forum hier versuchen wir dies zu trennen und uns methodisch einigermassen sauber den Themen zu nähern. Das führt manchmal dann zu Themenabrüchen, weil man einfach nicht weiterkommt oder weils erst gar keine Antwort zu solchen Fragen gibt.
Wenn man sich zB ernsthaft mir der Frage der wikingerzeitlichen Bekleidung auseinander setzen will, ist das erst mal ein Riesenhaufen Arbeit, die Zeit, Geld und Mühe kostet. Um das Beschaffen von Literatur kommt man nicht herum. Es müssen nicht die Grabungsberichte von Birka sein, aber ein oder zwei oder drei Museumskataloge, Kataloge von Sonderausstellungen, durchaus auch Bildbänden zum Thema Wikinger müssen es einfach sein. Sich einfach nur auf Foren-Aussagen, Unterhaltungen auf Mittelaltermärkten etc etc zu stützen, macht keinen Sinn, bzw man tut sich mit der Methode hier im Forum schwer.
Bei so breiter Fragestellung hat man auch als vielleicht jemand, der sich seit Jahren auf solche Fragen spezialisiert hat, auch mitunter ein Problem. Der Erklärungsaufwand, wieso man zu welchem Ergebnis kommt ist mitunter sehr hoch und wenn man nicht genau weiss, worauf der Fragende hinaus will, liegt man ganz schnell daneben und man hat ein Problem. Oft endet es damit dass der Fragende den Antwortenden für überheblich, zumindest unkooperativ hält, weil die Frage war doch so einfach und wieso bekommt man da so eine komplizierte, nichtssagende Antwort.
Beispiel Wikingerzeitliche Lederkleidung. Heutzutage wird Lederkleidung mit mehreren Merkmalen verbunden. Unverwüstlich, Wettergeeignet, der Geschichtsdarsteller findet das auch noch Urig, knorrig, männlich, mit dem Geruch von Freiheit und Abenteuer. Kommt noch dazu, dass jemand gerne mit Leder arbeitet und sich für Wikinger interessiert und dann die Frage kommt: Lederkleidung!
Antwort: Keine Funde. Keine Hinweise. Keine Beschreibung. Ich bin kein Wikingerspezialist, aber ich bin mir nicht mal sicher, ob Belege für Lederbearbeitung im grösseren Umfang vorliegen (typische Werkzeuge, Gerbgruben, ja selbst die Frage welche Tiere wurden gehalten). Man kann solche Überlegungen beiseite wischen und sagen, ach was, Leder gibts immer und seit der Steinzeit. Aber dann verläßt man den Pfad der belegbaren Tugend und ist im Bereich der Behauptungen. Mit letzterem haben wir hier so unsere Probleme und auch deshalb bricht mitunter der eine oder andere Thread ab, weil man eben nicht richtig auf den Pfad kommt.
Was die langobardische Kleidung anbelangt: Die Moden damals waren weitaus räumlich weitgreifender als man denkt. Zu Zuordnung zur Kultur erfolgt eher über Beigaben wie Waffenausstattung, Schmuck und Schmuckstile. Informier dich einfach mal zu allererst mal ganz quer über frühmittelalterliche Kleidung an sich. Die Monografie: "Bekleidung des langobardischen Wanderschmieds im Wandel des 8.Jahrhunderts" muss erst noch geschrieben werden. Und noch was: Wolle, Wolle, Wolle. Da kommst du nicht herum. Und Wolle kann kratzen. Und selberkaufen musst du die schon selber, da kannst du ja dann hinfassen und entscheiden, obs kratzt oder nicht. Es gibt auch dünne langer Unterhosen, die sieht niemand....
H