Paläolithisches Wurfholz - oder: Aus Fehlern wird man klug
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- Steve Lenz
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Paläolithisches Wurfholz - oder: Aus Fehlern wird man klug
Vor einiger Zeit schnitzte ich mir ein Wurfholz nach Vorlage des Oblazova-Bumerangs:
(Quelle: http://www.archeo.pan.krakow.pl)
Dieser ist aus Mammut-Elfenbein, was ihn ziemlich schwer macht und dessen Flugeigenschaften massiv unterstützt.
Viele paläolithische (und neolithische) Wurfhölzer bestanden allerdings aus Holz (Pappel, Esche) - was wiederum sehr leicht - zu leicht - ist.
Als ich meinen frischgeschnitzten Bumerang ausprobierte, flog er phantastisch. Ich ließ ihn dann trocknen und überschliff ihn nochmals - mit dem Ergebnis, dass er nur noch rumeierte und nach wenigen Metern wie abgeschossen aus der Luft kippte. (Gell Hans & Thomas? )
Auch wenn ich mir beim Werfen fast den Arm auskugelte - er wollte nicht mehr so schön fliegen wie frisch ab Baum.
Enttäuscht ließ ich ihn seitdem liegen und machte den Fehler, nicht akribisch nach anderen Möglichkeiten als "Ich hab?ihn kaputtgeschliffen!" zu suchen.
Jetzt habe ich mich mal mit den Funden auseinandergesetzt. Ich stellte hierbei fest, dass etliche alteuropäische Wurfhölzer in Gewässern in Ufernähe deponiert gefunden wurden - etliche waren beschwert im seichten Wasser niedergelegt worden oder im Schlick vergraben.
Könnte tatsächlich eine Deponierung sein, oder schlichtweg verloren gegangen - aber es gibt m.E. da noch eine weitere Möglichkeit:
Man hält die Teile feucht, um das Gewicht - und dadurch die Flugfähigkeit - zu erhöhen!
Ich habe mein Wurfholz jetzt mal wieder hervorgeholt und wässer?dies bis morgen. Dann werde ich mal in den Olympia-Park gehen und überprüfen, ob?s was bringt....
(Quelle: http://www.archeo.pan.krakow.pl)
Dieser ist aus Mammut-Elfenbein, was ihn ziemlich schwer macht und dessen Flugeigenschaften massiv unterstützt.
Viele paläolithische (und neolithische) Wurfhölzer bestanden allerdings aus Holz (Pappel, Esche) - was wiederum sehr leicht - zu leicht - ist.
Als ich meinen frischgeschnitzten Bumerang ausprobierte, flog er phantastisch. Ich ließ ihn dann trocknen und überschliff ihn nochmals - mit dem Ergebnis, dass er nur noch rumeierte und nach wenigen Metern wie abgeschossen aus der Luft kippte. (Gell Hans & Thomas? )
Auch wenn ich mir beim Werfen fast den Arm auskugelte - er wollte nicht mehr so schön fliegen wie frisch ab Baum.
Enttäuscht ließ ich ihn seitdem liegen und machte den Fehler, nicht akribisch nach anderen Möglichkeiten als "Ich hab?ihn kaputtgeschliffen!" zu suchen.
Jetzt habe ich mich mal mit den Funden auseinandergesetzt. Ich stellte hierbei fest, dass etliche alteuropäische Wurfhölzer in Gewässern in Ufernähe deponiert gefunden wurden - etliche waren beschwert im seichten Wasser niedergelegt worden oder im Schlick vergraben.
Könnte tatsächlich eine Deponierung sein, oder schlichtweg verloren gegangen - aber es gibt m.E. da noch eine weitere Möglichkeit:
Man hält die Teile feucht, um das Gewicht - und dadurch die Flugfähigkeit - zu erhöhen!
Ich habe mein Wurfholz jetzt mal wieder hervorgeholt und wässer?dies bis morgen. Dann werde ich mal in den Olympia-Park gehen und überprüfen, ob?s was bringt....
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Normalerweise scheut man bei allem was man in die Luft bringen will, das Gewicht wie der Teufel das Weihwasser. Gut, Masse= Impuls=Hase schnell tot, aber Flugeigenschaften...bin echt gespannt! ( Nicht ironisch zweifelnd gemeint, sondern wirklich neugierig).
H.
H.
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
- Steve Lenz
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Die paläolithischen (und neolithischen) Wurfhölzer waren in den wenigsten Fällen "Kultgeräte der Wiederkehr", sondern zur Jagd auf Vögel oder Hasen gedacht - und sollten gar nicht zurückkommen!
Mit einem leichten Bumerang - der ggf. zurückkommt - kann ich auch Beute aus einem aufstrebenden Wasservogelschwarm schlagen. Aber so ein Hase benötigt doch ein anderes Kaliber, so mancher Schwan auch!
Also: E=mc²!
Ich halt Dich auf dem Laufenden...
Mit einem leichten Bumerang - der ggf. zurückkommt - kann ich auch Beute aus einem aufstrebenden Wasservogelschwarm schlagen. Aber so ein Hase benötigt doch ein anderes Kaliber, so mancher Schwan auch!
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- Steve Lenz
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Johann? Jakob?
Ne, doch Daniel... *G*
Für alle, deren Physik/Bio/Chemie Unterricht weniger Früchte getragen hat... also Leuten wie mir... *G*
Hier ein Link zur Erklärung:
dp = − ρVdV
www.biologie.de
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- Steve Lenz
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Frag das die Altforderen! Ich richt?mich nach deren Originalen.
Ich bin leider in Paläobotanik wenig bewandert. Nach meinem persönlichen Eindruck haben die Paläolithiker genommen, was ihnen damals zur Verfügung stand. Die Existenz eines Bumerangs aus Elfenbein und mehreren aus verschiedenen Hölzern zeigt ganz gut, dass sie in der Lage waren, jegliches Material zu bearbeiten.
Man nahm, was kam!
Ich bin leider in Paläobotanik wenig bewandert. Nach meinem persönlichen Eindruck haben die Paläolithiker genommen, was ihnen damals zur Verfügung stand. Die Existenz eines Bumerangs aus Elfenbein und mehreren aus verschiedenen Hölzern zeigt ganz gut, dass sie in der Lage waren, jegliches Material zu bearbeiten.
Man nahm, was kam!
Aus den Augen - aus dem Sinn.
- Steve Lenz
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Danke für die Info. Wie gesagt: Die Vorfahren verwendeten auch leichteres Holz - und es wurden bislang keine Wurfhölzer aus Ulme in den Ufergegenden gefunden - mehrheitlich Esche oder Pappel.
Vielleicht hat man Ulme für Bögen aufbehalten!?
Zum Werfen kam ich bislang übrigens nicht - das Experiment wurde vorerst abgebrochen und wird bei Gelegenheit reaktiviert. Jedenfalls war das Holz nach mehrtägigem Wässern um einiges schwerer.
Vielleicht hat man Ulme für Bögen aufbehalten!?
Zum Werfen kam ich bislang übrigens nicht - das Experiment wurde vorerst abgebrochen und wird bei Gelegenheit reaktiviert. Jedenfalls war das Holz nach mehrtägigem Wässern um einiges schwerer.
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Das ist auf jeden Fall richtig. Holz saugt das Wasser auf. wenn das Holz zu leicht ist verfällt es gar nur zu leicht in den "Schwirrholzzustand". Das Wurf holz ist von Klaus Schulze aus Delmenhorst gemacht worden, den ich mal bei einem Bogenworkshop kennenlernte. Er macht außerdem auch nette Sachen in Flint.
Das Wurfholz ist aber nicht nur bei den Europäern und Aborigenes in Australien bekannt, sondern auch in Amerika bei den Hopiindianern des Südwestens. Es wird heute als "Rabbitstick" bezeichnet. Naja, Kaninchen wurden da halt mit gejagt.
Das Wurfholz ist aber nicht nur bei den Europäern und Aborigenes in Australien bekannt, sondern auch in Amerika bei den Hopiindianern des Südwestens. Es wird heute als "Rabbitstick" bezeichnet. Naja, Kaninchen wurden da halt mit gejagt.
Steve,
die mir bekannten steinzeitlichen Wurfhölzer sind aus schwereren Hölzern gemacht, das von Arbon (CH) aus Obstbaumholz (Apfel?) und das von Brabrand (DK) aus Ahorn oder ähnlichem.
Kennst Du die Publikationen zum Oblazowa-Wurfgerät von Evers/Valde-Nowak aus dem Arch-Korr 24 (1994) und zum Arboner "Bumerang" aus Archäologie in der Schweiz 20 (1997)?
Evers benutzte eine Replik aus Kunststoff, Gewicht 800 g, es entspricht damit dem spezifischen Gewicht von Marmelbein. Esche und Pappel gab es im eiszeitlichen Europa nur ganz selten bis gar nicht, es war zu kalt und zu trocken. Das schwerste Holz damals dürfte neben Buchs, der glaub ich aus S-Frankreich belegt ist, die Birke gewesen sein. Ich hab das Oblazowa-Ufo auch mal nachgebaut, eben aus Birke, und auch nach dem Trocknen flog das Teil ausgezeichnet. Ich gebe Dir aber recht, unterhalb eines bestimmten Mindestgewichtes reicht der Schwung der Eigendrehung nicht aus, um das durch das Profil hervorgerufene Schweben aufrecht zu erhalten, und der Flieger gerät ins Trudeln. mit meinem Birkenholz passierte das, wenn ich gegen starken Wind warf und den Abwurfwinkel nicht 100%ig getroffen hatte.
die mir bekannten steinzeitlichen Wurfhölzer sind aus schwereren Hölzern gemacht, das von Arbon (CH) aus Obstbaumholz (Apfel?) und das von Brabrand (DK) aus Ahorn oder ähnlichem.
Kennst Du die Publikationen zum Oblazowa-Wurfgerät von Evers/Valde-Nowak aus dem Arch-Korr 24 (1994) und zum Arboner "Bumerang" aus Archäologie in der Schweiz 20 (1997)?
Evers benutzte eine Replik aus Kunststoff, Gewicht 800 g, es entspricht damit dem spezifischen Gewicht von Marmelbein. Esche und Pappel gab es im eiszeitlichen Europa nur ganz selten bis gar nicht, es war zu kalt und zu trocken. Das schwerste Holz damals dürfte neben Buchs, der glaub ich aus S-Frankreich belegt ist, die Birke gewesen sein. Ich hab das Oblazowa-Ufo auch mal nachgebaut, eben aus Birke, und auch nach dem Trocknen flog das Teil ausgezeichnet. Ich gebe Dir aber recht, unterhalb eines bestimmten Mindestgewichtes reicht der Schwung der Eigendrehung nicht aus, um das durch das Profil hervorgerufene Schweben aufrecht zu erhalten, und der Flieger gerät ins Trudeln. mit meinem Birkenholz passierte das, wenn ich gegen starken Wind warf und den Abwurfwinkel nicht 100%ig getroffen hatte.