Vorrömische Eisenzeit - Stufe von Ripdorf
Verfasst: 11.05.2011 18:49
Ich wage es einfach mal und stelle hiermit die erste Version meiner Hypothese 'Vorrömische Eisenzeit in Norddeutschland, ca. 300-200 v.u.Z.' vor, nicht zuletzt auch um die Fahne der Metallzeiten im Forum hochzuhalten
Ein Wort vorweg: Es ist nichts spektakuläres oder prachtvolles.
Wie man auf den Bildern sieht, entsteht hier der Versuch einer bäuerlichen Darstellung, quasi des 'einfachen Mannes' besagter Epoche mit alltäglichen Werkzeugen und Textilien ohne weitere Spezialisierung. Es handelt sich dabei um den ersten Stand der Dinge, alles ist noch in Entwicklung begriffen.
Die Rekonstruktion entält einiges an Spekulation, sowie vorsichtige Anleihen aus benachbarten Kulturzonen.
Vorab noch mal ein Dank an alle, die mir die handwerklichen Rohstoffe und einzelne Ausstattungsstücke geliefert haben.
Zu Kleidung und Ausstattung:
Einfacher, ärmelloser Kittel, ähnlich dem Moorfund von Marx-Etzel; Beinwickel nach diversen Vorlagen; jeweils ungefärbte Wolle vom Islandschaf, Kittel in Leinwandbindung, Beinwickel in Köperbindung, beides handgewebt von Marled
Kappe und Wickelrock aus Wolle in Köperbindung, modern verarbeitete Stoffe, Marktkäufe
Holzspaten nach diversen zeitgenössischen Vorbildern, Eschenholz, gefertigt von Roland L.
Gürtelmesser nach einem Hortfund aus dem Hildesheimer Wald mit einer Griffwicklung aus dickem Leinenzwirn, versiegelt mit Hautleim (hypothetische Konstruktion meinerseits) ; Zungengürtelhaken nach Vorbildern vom Gräberfeld Putensen, jeweils geschmiedet in modernem Stahl durch XorX
Außerdem noch ein paar Kleinwerkzeuge:
Rasiermesser nach Vorbildern vom Gräberfeld Putensen; Ahle, freie Rekonstruktion ohne definitive Vorlage, jeweils ausgeführt in modernem Stahl, ebenfalls durch XorX
Ein Toilettebesteck, eine Schere, ein Feuerstahl und kleine Arbeitsmesser von unterschiedlichen Schmieden (Details auf Anfrage), sowie unterschiedliche Gefäße
Zusätzlich geplant sind weiteres zeitgenössisches Zubehör (eisernes Tüllenbeil, Sichel, Laubmesser, Speer, Keramik, etc.), außerdem ein Pelzkragen nach Vorbild der Funde von Damendorf und Osterby, gefertigt aus Rehfell, ferner eine Fellkappe nach dem Vorbild derjenigen des Tollundmannes.
Auch den Schuhen werde ich mich noch mal widmen und mich nach einem eindeutigen zeitlich-geographischen Vorbild umsehen, um dies nachzufertigen.
Die Bärenkralle als Halsschmuck ist eine freie und etwas anachronistische Ergänzung, basierend auf Funden aus der benachbarten Harpstedt-Nienburger Gruppe. Die Kralle selbst ist ein Substitut vom hierzulande nicht beheimateten Schwarzbär, erworben bei hudsonsbay.de, natürlich mit Cites.
Warum der Rock?
Ich habe mich für dieses Kleidungsstück u.a. nach einer Hypothese aus dem Buch 'Bunte Tuche Gleißendes Metall - Frühe Kelten der Hallstattzeit' entschlossen, deren Autoren ja zum Teil auch in diesem Forum vertreten sind.
Hierin wird zum Thema 'Männerrock' auf bildliche Darstellungen aus dem südlichen Europa der Hallstattzeit Bezug genommen, sowie im Norden des Kontinents auf den wollenen Wickelrock des Mannes von Eshoj/Dänemark (bronzezeitliche Baumsargbestattung) und auf das kalbslederne Kleidungsstück des Mannes aus dem Sogaards Mose/Dänemark (um die Zeitenwende) , welches hier ebenfalls als schlauchartiger Rock gedeutet wird.
Weisen die ersten beiden Beispiele auf dem Zeitstrahl in die "Vergangenheit", das letztere nach aktueller Datierung in die "Zukunft" meiner Darstellung, so ist im Mittelwert ein Rock als potentielles Kleidungsstück des Mannes aus der Ripdorf-Stufe guten Gewissens annehmbar, wie ich finde und bildet einen zulässigen Denkanstoß um da Bild der "barbarischen Hose" nicht zu negieren, jedoch zu ergänzen.
Für Fragen bin ich offen und Kritik oder Tips Eurerseits sind durchaus erwünscht.
Vielen Dank.