Mesolithisches Barbecue in Holland

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ulfr
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Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von ulfr »

Die Überreste eines gerillten Aurochsen haben Archäologen in Tjongeren (Holland) entdeckt:

http://news.discovery.com/history/ancie ... 10627.html
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Blattspitze
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von Blattspitze »

"The animal was either caught in a pitfall trap and then clubbed on the head, or shot with a bow and arrow with flint point," co-author Wietske Prummel, an associate professor of archaeozoology at the University of Groningen, told Discovery News.
Das "... caught in a pitfall trap and then clubbed on the head ..." muss falsch zitiert worden sein!
Oder hat man je von derartiger Großwildjagd irgendwann / irgendwo gehört?
Ich lasse mich hier (ausnahmsweise :mammut2: ) gern belehren.
"Was an der Unverschämtheit des Heute
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ulfr
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von ulfr »

Recht haste! Ich wußte gar nicht, dass Aurochsen zu den Insekten oder Amphibien gehören:

http://en.wikipedia.org/wiki/Pitfall_trap

Ochsenfrosch?? :D

Und einen Aurochsen mit einer Keule zu erschlagen erscheint mir auch nicht sooo ganz einfach... :mammut1:
Zur Jagdmethode fallen mir nur die Aurochsen von Prejlerup und Vig ein, beide mit dem Bogen geschossen.
Vielleicht können Rengert oder Roeland mal die Originalpubl. lesen und übersetzen?
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Blattspitze
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von Blattspitze »

Ochsenfrosch
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Chris
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von Chris »

ulfr hat geschrieben:...eines gerillten Aurochsen...
hm, wie man Papier rillt, habe ich in der Ausbildung (Buchbinder) gelernt - aber wie man das mit Auerochsen macht.... seltsame Jagdmethode :mammut3:
Me transmitte sursum, Caledoni!
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FlintSource
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von FlintSource »

Na, da hat Ulfr wohl den größt auffindbaren Fettnapf genommen: Tjonger in Holland. Ulfr, ich hoffe nicht, dass du in nächster Zeit im nördlichen Teil der Niederlanden zu tun hast und ich würde alle Friesen vorläufig aus dem Weg gehen. Das 'Tal' der Tjonger und die Fundstelle Jardinga liegen in Friesland, das Holland zu nennen ist für Friesen genau so schlimm wie zu behaupten Kiel läge in Bayern. :hit: :hit:

Keine Sorgen, meine Vorfahren kommen aus West-Friesland, was wieder ein Teil der Provinz Noord-Holland ist. Wie kompliziert kann so ein kleines Land sein?

Zur Sache: Die Originalpublikation ist erschienen im der aktuellen Ausgabe vom Journal of archaeological science, abstract hier: http://www.sciencedirect.com/science/ar ... 0311000483. (leider kein open access)

Die Fundstelle ist jedoch bereits länger bekannt und gegraben, dazu einige Informationen im niederländischen Archeoforum unter http://www.archeoforum.nl/nieuws4Jardinga.html. Auch hier ist Übersetzungshilfe nicht gerade notwendig, weil der Beitrag basiert auf einem Artikel in Antiquity: Prummel, W., M.J.L.Th. Niekus en A.L. van Gijn, 2002. A late mesolithic kill site of aurochs at Jardinga. Netherlands. Antiquity 76, p. 413-24. Abstract hier: http://www.antiquity.ac.uk/Ant/076/Ant0760413.htm, aber auch nicht frei zugängig.

Ganz kurz: Die Fundstelle wurde bereits 1981 angegraben, die Funde aber erst in 1997 richtig erkannt als Ur-Knochen, eine 14C-Datierung belegte das mesolithische Alter. In 2002 ist dann eine zweite Grabung durchgeführt. Insgesamt sind Knochen von mindestens vier Uren gefunden die teilweise Schnittspuren aufweisen, aber auch Reste von Rothirsch, Biber und Sumpfschildkröte. Dazu etwa 20 Feuersteine. Der 'Killsite' scheint minimal zweiphasig zu sein, ein Teil der Knochen datiert wohl ca. 5400 calBC, zudem gibt es eine rezentere Phase zwischen 5250 und 5050, aus der wohl die meisten Knochen stammen. Ein Holzstück ergab eine Datierung von ca. 10.000. (Anm. des Übersetzers: Es stellt sich also die Frage in wie weit sich die unterschiedlichen Phasen trennen lassen, der Online-Bericht ist etwas chaotisch).

Auch bereits hier wird davon ausgegangen, dass die Tiere vor Ort zerlegt sind und Fleisch abtransportiert ist, die Knochen zerschlagen wurden um ans Mark zu kommen. Von einer Feuerstelle oder sogar Grillfest ist nicht die Rede.
Es wird wohl notwendig sein die beiden englischen Publikationen zu lesen für die wichtigsten archäologischen Informationen.

Natürlich sehr interessant, kill-sites sind extrem selten, es ist nur die Frage, ob man hier die zeitlich unterschiedlichen Aktivitäten trennen kann und ob das Material überhaupt noch in situ liegt. Ich schaue morgen in Antiquity, zum JAS habe ich leider keinen Zugang. Hat jemand hier den Code für ScienceDirect?

Grüße,
Rengert
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Manu

Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von Manu »

Kurze Zwischenfrage: was ist ein
kill-sites
Wo schießt man denn mit dem Pfeil auf einen Auerochsen, damit der nicht nur wütend wird. Und wie nah müßte man denn an den rankommen.

Wenn jetzt Wisente in Deutschland wieder ausgewildert werden, ist das eine gute Idee? :mammut1:
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FlintSource
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von FlintSource »

Von kill-site wird gesprochen wenn ein Vieh irgendwo auseinander genommen wird und die Abfälle nicht aufgeräumt sind, was dafür spricht, dass es kein Lager ist. Nicht zur Definition gehörend, aber üblich: Es sollten eigentlich die Teile wo wenig Fleisch dran ist zurückbleiben und die großen Braten müssten ins (Basis)Lager abgeschleppt sein.

Es muss nicht unbedingt die Stelle sein wo das Tier gestorben ist (auch kaum beweisbar), aber bei Großwild wird das meistens wohl der Fall sein. Einen ausgewachsenen Ur nimmt man nicht mit vier Mann bei den Pfoten und schleppt es mal kurz irgendwo hin. Beeindruckendes Filmchen im Landesmuseum in Halle wo gezeigt wird wie "Buschmänner" einen Elefanten jagen (mit Speeren!) und auseinandernehmen.

Wo schießen? In den Arsch! In der dänischen (?) Fundstelle (Ulfr oder Blattspitze werden gleich den Namen nachliefern) wo einen Ur gefunden ist der gejagt war, entkommen konnte und dann im Sumpf verendet ist, steckten die meisten Mikrolithen in dem Hinterteil. Das bewirkt wohl am besten die Verlangsamung. Bei den ersten Pfeilen möchte ich auch nicht gerne in der Nähe sein. Aber das ist der entscheidende Vorteil von Bogen über Lanze.

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Blattspitze
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von Blattspitze »

den Namen nachliefern
Vig und Prejlerup in Dänemark
:)
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gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von Manu »

:lol:
Danke

Allerdings ist das mitem" A" etwas komisch. Habe einen sehr guten Freund in Kanada, der ist Fährtenleser und Jäger. Den habe ich auch mal gefragt. Er sagt die lebenswichtigen Organe liegen direkt hinter den Vorderläufen. Da würde er auch mit Steinzeitpfeil einschießen. Tja, was haben sich die Jäger damals wohl gedacht ... :twisted:
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von FlintSource »

Das die Pfeile überwiegend in dem Hintern steckten kann vielleicht auch der Grund sein, dass das Tier (die Tiere, Blattspitze gib mal die Zitate!) entkommen ist. Vielleicht ein Zufallstreffen während der Bogenübungsstunde zwischen der Jagdklasse und dem Ur, wobei ein Pfeilenschwarm hinter das Tier hergeschickt wurde. :D

Andererseits habe ich mal etwas gelesen, dass gerade Tiere mit einer Bauchverletzung extrem aggressiv werden. Also vielleicht doch immobilisieren mit Pfeilen in den Hinterläufen.

Habe gerade den Aufsatz aus Antiquity durchgelesen, wer das Teil braucht, einfach über Mail oder PM melden. Nicht viel neues. Zu mindest von einem Vieh ist es wahrscheinlich, dass die Knochen ziemlich in situ liegen und nicht verspült sind. Die Interpretation als kill site folgt den oben skizzierten Regeln, fast alles fleischloses Zeug, überwiegend die Knochen von den Unterbeinen die meistens beim Häuten am Fell gelassen werden. Gegen einen kill site spricht jedoch ein Paar Schulterblätter vom gleichen Individuum, wo ja bekanntlich größere Fleischmengen dran hängen. Hier sind aber sehr viele Schnittspuren vorhanden.
Das waren also wohl die Lieferanten vom Fleisch fürs Grillfest. :mammut2:

Wenn das Vieh aber ziemlich klein zerlegt und teilweise vor Ort verarbeitet wurde, wäre es kein kill site mehr sondern ein butchering site, auch wenn die Grenzen sehr fließend sind. Die unklare Zusammengehörigkeit der einzelnen Knochen und die unterschiedlichen Phasen machen aber klar, dass die Interpretation doch wieder nicht so eindimensional ist wie suggeriert.

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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von ulfr »

FlintSource hat geschrieben:Das die Pfeile überwiegend in dem Hintern steckten kann vielleicht auch der Grund sein, dass das Tier (die Tiere, Blattspitze gib mal die Zitate!) entkommen ist.
In Prejlerup war es ein Aurochse. Wie sich die Geschichte evtl. zugetragen hat, habe ich in meinem kommenden Buch zu schildern versucht. Wenns erschienen ist (demnächst), poste ich hier einen Auszug.

aber wie man das mit Auerochsen macht.... seltsame Jagdmethode
Eben mit der Keule eine Rille zwischen die Hörner hauen :mammut2:
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von Manu »

@ulfr

Sag bitte gleich bescheid wenn´s Buch rauskommt, bin wahnsinnig gespannt :hirsch:
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LS
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von LS »

Ihr seid doch so "dänophil"...
http://www.ellingelyng.dk/Uroksen.htm
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Hans T.
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Re: Mesolithisches Barbecue in Holland

Beitrag von Hans T. »

Es geht beim Beschiessen der Tiere nicht um den einzigen, tödlichen Scuß, sondern ums Verlangsamen und Ausbluten-lassen. Es gibt ja nicht nur die dänischen Funde, sondern auch Darstellungen von Jgdszenen, bei denen die Jagdtiere auch regelrecht gespickt sind. Ein gezielter tödlicher Treffer bei Großwild ist mit dem energiearmen Bogen schwierig und unwahrscheinlich.
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
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