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Herxheim auf arte
Verfasst: 15.07.2011 19:29
von hugo
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 16.07.2011 17:19
von hugo
ich wiederhole nur den Hinweis.
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 16.07.2011 20:47
von hugo
Hab mir's angesehen und warte Reaktionen ab. Mich überzeugte es nicht.
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 16.07.2011 21:43
von LS
Mist, habs verpasst. An so nem schönen Sommerabend ist man als anständiger Mensch auf dem Bogenplatz:-)
Aber es wird noch 2x wiederholt:
MI 27.7. 10:55 Kannibalen - Im Herzen Europas?
arte SO 31.7. 15:40 Kannibalen - Im Herzen Europas?
Gruß L
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 16.07.2011 23:42
von Fridolin
Ob Arte ein glückliches Händchen bei der Programmzusammenstellung hatte? Zuerst der Herxheim-Kannibalenfilm, anschließend ging es um „den Gipfel der Genüsse“ mit kulinarischen Spezialitäten aus Savoyen (die ich tatsächlich gerne mal probiert hätte), na ja.
Mir geht es wie Hugo: Der Film hat nicht überzeugt, das Thema Kannibalismus wurde zu sehr betont. Ich bekam den Eindruck, dass in der Arbeitsgruppe von Frau Zeeb-Lanz ein paar Kannibalismus-Fans agieren dürfen, die geradezu verbissen an ihrer These festhalten. Die leuchtenden Augen einer Amerikanerin beim Thema Kannibalismus ließen bei mir den Verdacht aufkommen, dass der erforderliche kritische Abstand, den man von Wissenschaftlern erwarten sollte, nicht gegeben ist.
Ach ja, die stets bemühten Strontiumisotopenanalyse. „Erstaunlicherweise“ kamen die angeblich Aufgefressenen nicht aus Herxheim, sondern aus dem „Gebirge“, wo angeblich keine Bandkeramiker gelebt haben, deshalb waren es wohl auch Mesolithiker, die aufgefressen wurden. Vielleicht ist der Arbeitsgruppe entgangen, dass die Bandkeramiker „im Gebirge“ Transhumanz betrieben, nachgewiesen mithilfe von Strontium- und Sauerstoffisotopenanalysen an Tierknochen aus Vaihingen/Enz. Diese nicht ganz neue Erkenntnis sollte dringend in die Überlegungen zu Herxheim (und Talheim) einbezogen werden.
Mal ehrlich: Raubzüge von bis zu 450 km Entfernung (einfach), zu Fuß, wie im Film betont wurde, nur um ein paar Menschen zu fangen und in Herxheim aufzufressen: als interessierter Zuseher fühlt man sich schlicht veräppelt.
War schwerverdauliche Kost.
Viele Grüße
Fridolin
PS: Hugo, danke für den Tip.
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 17.07.2011 01:47
von Blattspitze
Ob Arte ein glückliches Händchen bei der Programmzusammenstellung hatte? Zuerst der Herxheim-Kannibalenfilm, anschließend ging es um „den Gipfel der Genüsse“ mit kulinarischen Spezialitäten aus Savoyen (die ich tatsächlich gerne mal probiert hätte), na ja.
Empfindest Du das als geschmacklos?
Hier habe ich`s mir eben online angeguckt, nachdem ich`s zuvor verpasst habe:
http://videos.arte.tv/de/videos/kanniba ... 29962.html
Mir geht es wie Hugo: Der Film hat nicht überzeugt, das Thema Kannibalismus wurde zu sehr betont. Ich bekam den Eindruck, dass in der Arbeitsgruppe von Frau Zeeb-Lanz ein paar Kannibalismus-Fans agieren dürfen, die geradezu verbissen an ihrer These festhalten.
Der Film wurde nicht von Wissenschaftlern sondern Journalisten gedreht, und die betonen natürlich besonders dieses Thema. Außerdem, wenn irgendwo über Kannibalismus in der Bandkeramik, ach was im Neol., etwas herausgefunden werden kann, dann doch in Herxheim.
Ich gebe mal wieder den Gegenpart. Ich fand den Film interessant. Die Rekoszenen empfand ich als weniger gelungen.
Die Grabensysteme mit den betreffenden Knochen sind vermutlich in kürzeren Zeiträumen verfüllt worden.
Hunderte Menschen wurden zerschnitten, zerschlagen und entbeint, sie wurden gekocht und geröstet. Der Nachweis des Kochens ist ein neues Ergebnis.
Die betreffenden Individuen stammten nicht aus der direkten Umgebung. Sie verlebten ihre Jugend in Gebieten, die bislang nicht als Zentren Bandkeramischer Siedlungstätigkeit aufgefallen sind, wenn auch Fridolin`s Hinweis auf die Transhumanz wichtig ist (Transhumanz kann auch über Hunderte Kilometer erfolgen, wie sehen denn Strontium-Werte aus, wenn Wasser und Nahrung über Jahre aus einem Querschnitt von z.B. 250km Tal bis Berg und zurück aufgenommen werden?
Nichts wird die generellen Skeptiker je "überzeugen".
Es gibt nach wie vor keinen
Beweis, das Menschenteile verzehrt wurden, allerdings mehren sich die Indizien.
Ich kann mir vorstellen, dass die Forschung in zwanzig Jahren nach einem Paradigmen- und Generationswechsel Herxheim zwanglos als Stätte wahrscheinlichen Kannibalismus anerkennt.
(Die alte Diskussion http://www.archaeoforum.de/viewtopic.ph ... des#p26552)
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 17.07.2011 06:38
von hugo
Mich irritierte schon immer, dass es in Herxheim um Glaubensfragen ging. Jörg Orschiedt, der überzeugte Kannibalismusleugner wurde von den französischen Befürwortern abgelöst.
Die zweite Frage ist das Graben-Grubenproblem, das Christian im Anschluss an Rosheim aufwarf. Meine Frage, wie lang eine Grube sein muss um zum Graben zu werden ist noch unbeantwortet.
Ich denk noch gern an Annemarie Häusser und Helmut Spatz.
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 17.07.2011 09:17
von Trebron
Hi Leuts,
http://www.museum-herxheim.de/
war gestern bei der verlinkten VA des Museums: Für mich eine tolle Sache.
Der Produzent des ZDF, Frau Dr. Zeeb-Lanz und der Leiter des Museums haben für die über 200 Zuschauer eine sehr feine VA inszeniert. Vor allem hat Frau Z-L sehr informativ darauf hingewiesen, dass von ZDF und Arte der Titel so gewählt wurde um die Leute auch vor die Kiste zu bekommen. Sie hat aber auch sehr deutlich darauf hingewiesen, dass der Kannibalismus nur eine Theorie ist, sonst nix !Es gäbe eben nur einige Fakten, die dies möglich erscheinen lassen !
Alle anwesenden Zusachauer waren begeistert und wärend des Films war es muxmäuschen still.
Wir hatten ca 180 Stühle gestellt, die waren besetzt und ca 50 standen an Stehtischen.
Es gab Essen, Wein und sonstige Getränke. Als ich um 22:00 Uhr ging, war noch der halbe Hof voll.
Der Museumsleiter ist sehr rührig und tut was für sein Museum.
Übrigens wird seit Mai wieder dort heftig auf einer rießigen Fläche gegraben. Z-L sagte, von BZ bis Michelsberger ist da alles drin.
LG
Norbert
@ Helmut: Habe die Grüße ausgerichtet
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 17.07.2011 09:20
von ulfr
Ich bin auch nicht wirklich übergezeugt.
Die Spielszenen waren unterseeisch, Kartoffelsäcke aneinandernähen kann a jeder, und auch wenn L.S. aufjuchzen mag wegen der "Danziska", ich glaube nicht, dass die Leut damals mit viel Aufwand geschliffene Dechsel ihren Mahlzeiten hinterhergeworfen haben ... mir fehlte der rote Faden in dem Bericht, wirkte alles etwas zusammengewürfelt mit (Quote förderndem) Fokus auf Antropophagie
Besonders peinlich für National GEOGRAPHIC: Talheim auf der schwäbischen Alb mit Talheim bei Heilbronn zu verwechseln ist schon ein redaktioneller Klopps sondergleichen.
Aber Ihr wißt ja - ich sehe solche Beiträge immer durch die Pingel-Brille, für "nomale" Zuschauer mag der Bericht ganz interessant gewesen sein. Dr. Zeeb-Lanz hat sich jedenfalls tapfer geschlagen.
[/telemekel-modus]
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 17.07.2011 09:58
von Fridolin
Trebron hat geschrieben:Vor allem hat Frau Z-L sehr informativ darauf hingewiesen, dass von ZDF und Arte der Titel so gewählt wurde um die Leute auch vor die Kiste zu bekommen.
Es geht ja nicht um den Titel der Sendung. In der kompletten Sendung ging es um den Kannibalismus, der in Herxheim (angeblich) ausgeübt wurde. An mindestens 500 Individuen (nur ein Teil der Anlage ist ausgraben).
Wird die Deutungshoheit archäologischer Befunde der Einschaltquoten wegen kampflos den Medien hinterlassen? Wo ist der seriöse Wissenschaftsjournalismus geblieben? Wenn Herxheim als RTL- oder Pro7-dokusoap verbraten worden wäre hätte ich mich kaum aufgeregt, ich hätte es mir erst gar nicht angesehen. Aber so?
Frau Z-L wurde am Schluss der Sendung mit einem dürren Halbsatz zitiert, dass man Herxheim auch unter kultischen Gesichtpunkten sehen könne. Hat wahrscheinlich kaum jemand der TV-Zuseher mitbekommen. Aber es ist doch dieses von einem öffentlich-rechtlichen Medium verbreitete Bild von Steinzeitkannibalen, die sich in das Hirn der breiten Masse einprägt. Es wurde ja nicht mal darüber diskutiert, dass es noch alternative Interpretationen der Herxheimer Befunde gibt. Statt dessen wurde betont, dass Herxheim das Ende der Bandkeramik markiert und dass keine Spur von den Bandkeramikern übriggeblieben ist. Folgerung (nicht ausgesprochen): sie haben sich gegenseitig aufgefressen - es passt ja alles so schön zusammen.
Viele Grüße
Fridolin
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 17.07.2011 12:33
von hugo
Wahrscheinlich hatte ich Recht, als ich die Bewilligung für das Einspielen von Schletzer Photos zurückzog.
hugo
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 18.07.2011 19:37
von hugo
Seid Ihr einverstanden, dass ich diesen Fred an Andrea weiter leite? Ich warte bis morgen Mittag und werde es ohne Gegenstimmen absenden.
lG
hugo
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 19.07.2011 10:47
von hugo
Ich hab den Fred an Andrea geschickt und werde über ihre Reaktion informieren. Besser wär natürlich, wenn sie selber ins Forum einstiege.
h
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 19.07.2011 12:10
von LS
Hallo Hugo,
für die Fernsehtexte können die Archäologen meist nichts...
Hab mit der Kollegin auch schon mal über die Schnittspurbefunde gesprochen. Wichtig wäre m.E. die Prüfung auf Zahnschrammen von Hunden. Ich hab da keine vorgefertigte Meinung, aber im Gesamtbefund sind ja viele Hundeknochen drin, so dass die Möglichkeit der Manipulation der Skelette auch durch Hunde besteht.
Grüße, L.
Re: Herxheim auf arte
Verfasst: 19.07.2011 13:03
von hugo
Naja die Hundebisspuren hab ich in Schletz haufenweise und es würde mich wundern, wenn sie in Herxheim fehlten. Fragt doch Andrea selbst. Sie ist über ihr Amt gut erreichbar. Ich warte derzeit auf ihre Antwort auf unser Gegrummel nach dem Film.
hugo