Seite 1 von 2
Die Härte...
Verfasst: 14.02.2012 22:59
von FlintMetz
Hallo zusammen,
ich hab neulich bei Ebay eine Steine-Mischung erworben - darunter etwas Grünes, angeblich Jaspis aus Oregon. Ich hab jetzt mal versucht, was Sinnvolles daraus zu machen, da ich in meiner Sammlung noch nichts Grünes hatte.
ABER: Schei..... ist das Zeugs hart!!! Dagegen ist Achat wie Butter. Das Dunkelgrüne ist "nur" sehr hart, aber irgendwann lösen sich dann schon die Retuschen. Das Hellgüne dagegen ist, als wollte man eine Flächenretusche über ein VA-Rohr drücken - irre - das Härteste, was ich je in Arbeit hatte. Das Material hat bestes Potential für eine deftige Sehnenscheidenentzündung
Hat jemand eine Ahnung, was das sein könnte???? Jaspis kann zwar gut hart sein, aber sooooo...?
Ergebnis: Spätestens nach jeder zweiten Retusche musste ich den Stab nachschleifen, weil er wieder platt war. Bearbeitung geht eh nur bei extrem peinlichst genauer Präperation des Druckpunktes. Jetzt tun mir fürchterlich die Flossen weh und ich lange das Zeugs garantiert nieeee wieder an
Bin für jeden Hinweis zum Material dankbar.
Schöne Grüße...
Robert
Re: Die Härte...
Verfasst: 15.02.2012 01:08
von FlintSource
Schönes Teil! Fast eine Beilklinge vom Typ Glis/Weisweil. Wie lang ist das Stück?
Tut mir Leid, mit dem amerikanischen Material kenne ich mich nur sehr beschränkt aus, dieses Zeug ist mir unbekannt.
Re: Die Härte...
Verfasst: 15.02.2012 07:58
von FlintMetz
Oh nein - so können Fotos täuschen...
Das ist nur eine Spitze mit 79mm. Ich hatte lediglich keinen Nerv mehr, eine Basis einzuziehen. Aber stimmt - sieht echt fast wie Weisweil aus. Nur sind bei der Härte für mich auch bei höchstem Kraftaufwand und sorgfältigster Präparation längere Retuschen fast nicht möglich und ich war heil froh, dass ich überhaupt bei dem Stück einigermaßen über die Fläche gekommen bin.
Schöne Grüße...
Robert
Re: Die Härte...
Verfasst: 15.02.2012 22:38
von Blattspitze
Vielleicht "Imperial Jaspis" aus Mexico?
Scrollt einmal hier herunter:
http://www.woodyblackwell.com/portfolio.html
Die amerikanischen Knapper bearbeiten ja jeden Stein mit Heat Treating, so dass sich fast alles einfach wie Glas schlagen/drücken lässt.
Re: Die Härte...
Verfasst: 15.02.2012 23:00
von FlintMetz
Coole Seite und wahnsinnig tolle Fotographien!!!
Der Mexikaner ist auf jedenfall das, was optisch am nähesten an die Sache ran kommt. Besonders das zweite Bild nach den Bergkristallspitzen - da dann das Stück rechts oben.
Tempern (ich trau es mir fast nicht zu sagen - als Mesolithiker!) hab ich noch nie ernsthaft versucht
. Da muss ich mir erst so einen Turthahn-Toaster aus USA kommen lassen
Aber auch herkömmliches Tempern wäre sicher eine Verbesserung - vielleicht im Sommer, wenn es wärmer wird und meine Feuerstelle wieder in Betrieb ist.
Schöne Grüße und Danke...
Robert
Re: Die Härte...
Verfasst: 16.02.2012 19:19
von FlintSource
Cooked or not, tremendous knapping!
@Blattspitze: Ich bezweifle übrigens, dass alles hitzebehandelt is, das einzige europäische Material dazwischen, Krzemionki, scheint mir frisch. Wahnsinnige Arbeit, wenn man bedenkt, dass das Material überwiegend für Beile verwendet wurde. Ich fürchte jedoch, dass das Material illegal gewonnen ist. Es scheint ein massives Problem zu geben mit irgendwelchen Jugendlichen die dort illegal nach Flint graben und das Zeug dann verhöckern.
Re: Die Härte...
Verfasst: 17.02.2012 08:36
von Blattspitze
Oh, ich wollte keinesfalls die nahezu überirdischen Fähigkeiten von Woody anzweifeln oder herabwürdigen, der Hinweis bezog sich auf die von Robert auch im Titel benannte Eigenschaft seines Kryptonits.
In Oregon gibt es übrigens sehr viel buntes / grünes Material, die Herkunftsanagabe dürfte stimmen:
http://www.triplearockshop.com/hart.html
Hart Mountain - Nomen est omen
Re: Die Härte...
Verfasst: 17.02.2012 10:40
von FlintSource
Blattspitze hat geschrieben:nahezu überirdischen Fähigkeiten
Ich bin froh, dass sogar du das sagst. Da sind wahnsinnige Stücke dabei. Wenn ich das so sehe, traue ich mich kaum noch an Flint heran.
Re: Die Härte...
Verfasst: 17.02.2012 14:28
von Blattspitze
Keine Frage, Woody ist nicht nur aus Sicht der meisten US Flintknapper rein handwerklich, was "direct percussion" angeht, der Beste überhaupt, er war im Forum ja schon einmal hier
http://www.archaeoforum.de/viewtopic.php?f=43&t=2649
Thema ... auch was die dunkle Seite der Macht angeht ...
Re: Die Härte...
Verfasst: 17.02.2012 15:11
von FlintMetz
Joh - ich trau mich auch nach solchen Bilderserien immer nicht mehr, auch nur ansatzweise zu denken, dass mein dürftiges Pfeilspitzen-Rumgeknappere etwas mit Flintknapping zu tun hätte. Wie viele Tonnen Silex muss man gedrückt und gepuncht haben, um so perfekt zu werden??? Oder stehen da Meditation, Drogen, eine höhere Macht oder alles drei gleichzeitig dahinter?
Schöne Grüße...
Robert
Re: Die Härte...
Verfasst: 17.02.2012 15:39
von Trebron
Joh, manchmal könnte man frustiert sein Zeugs in die Ecke werfen, wenn man sowas sieht !
Aber nein, ich geb nicht auf, wohl wissend, dass ich nieeeeee so gut werden werde
Re: Die Härte...
Verfasst: 17.02.2012 17:26
von ulfr
"Die Großtat des Cristobal Colon war nicht, dass er in Amerika angekommen ist, sondern dass er losgesegelt ist."
Frei nach wahlweise Victor Hugo oder Jules Verne, man ist sich da nicht einig...
Ich gniedel hier gerade auf einem Stück Monte Viso-Jadeit rum, liebe Leute, DAS ist hart ...
Re: Die Härte...
Verfasst: 17.02.2012 19:01
von FlintMetz
hm... Lossegeln ist schon wichtig! Ich muss mir nur noch abgewöhnen, immer im Kreis zu fahren
Wow - Jadeit ist auch übel und sicher was für Masochisten. Da bin ich schon auf´s Ergebnis gespannt!
Gibt es eigentlich irgendwelche
gute Listen oder Tabellen mit diesen ominösen Mohsschen Härten? Ich finde immer nur so Allerweltsangaben, wie "Feuerstein 7,3 - 8,2; Obsidian 6,8 - 7" usw. Da gibt es doch auch himmelweite Unterschiede, aber ich hab noch nie eine vernünftige Aufschlüsselung unter den verschiedenen Arten gefunden!
Schöne Grüße...
Robert
Re: Die Härte...
Verfasst: 18.02.2012 00:09
von FlintSource
Ulfr, so etwas wie dieses Stück, wo der Kollege vor 6000 Jahre auch nicht mehr die Kraft aufbringen konnte, um die Sägeschnitte zu überschleifen?
png image hosting
@Robert: Nein, gibt es nicht. Die meiste Steine sind ohnehin zu heterogen, um vernünftige Angaben zu machen. Übrigens ist die Moh'sche Härte nur sehr beschränkt von Einfluss auf die Schlagbarkeit, wo es fast nur auf die Sprödigkeit/brittleness ankommt. Etwas weiches, das sehr zäh ist, lässt sich deutlich schlechter schlagen als hartes, spröderes Material. Versuche es mal einen Abschlag von Silikon zu entfernen, doch deutlich weicher als Glas. Beim Schleifen dagegen ist die Härte sehr wohl relevant.
Re: Die Härte...
Verfasst: 18.02.2012 02:28
von LS
Ein weites Feld, weil diverse Härteprüfverfahren auf ganz spezifische Materialeigenschaften zugeschnitten sind. Die Mohs´sche Ritzhärte (Bezug zu mineralischen Referenzwerten) wird in der Geologie mehr aus nostalgischen Gründen gepflegt, weil sie so schön einfach zu handhaben ist.
Bei Beurteilung der Härte einer Schlagfläche würde ich am ehesten an die Brinellhärte (gehärtete Stahlkugel, etwa Mohs 8)* oder die Rockwellhärte (Eindruck mit Diamantkegel)* denken. Aber selbst wenn man hier eine Messreihe durchführen würde, käme man damit nicht auf die Schlageigenschaften (Sprödbruch).
edit: siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Spr%C3%B6dbruch
Hier helfen dann nur Bruchtests, wofür es bei technischen Gläsern auch Zahlenwerte gibt. Ich bezweifle aber, dass dieser Aufwand schon für eine größere Menge Feuerstein durchgeführt wurde.
Naja wer weiß, vielleicht irgendwo in Arizona oder New Mexico, wo die Archäologen immer nicht wissen was sie machen sollen...
Grüße, L.
* Methodisch wohl eher Brinell, bei der Rockwellmessung springt sicher die Oberfläche des Feuersteins. Ich bin nicht sicher, ob die Brinell-Kugel so viel härter ist als Feuerstein, das kann nur ein Physiker beantworten.