20th Jeongok-Ri Palaeolithic Festival in Südkorea
Verfasst: 21.05.2012 12:45
Werte Gemeinde,
vor zwei Wochen war ich für 9 Tage im Auftrag des "Ötzi" auf dem 20. Jeongok-Ri Palaeolithic Festival in Südkorea. Hier einige Eindrücke von dieser völlig irren Reise.
Nach 11,5 Stunden Flug landeten wir sicher auf dem Incheon Airport, wurden von Mitarbeitern des Institute for East Asian Archaeology abgeholt und in den Norden Südkoreas gefahren. An Seoul sind wir nur vorbeigerauscht, es ist absolut gigantisch:
Untergebracht waren wir in einem Hostel in der Nähe des Festival-Geländes, sehr modern und sauber, jeder hatte ein eigenes Apartement in Form eines Bienenkorbes aus Beton, erdbebensicher und sehr komfortabel. Gegessen haben wir in einem Restaurant in der Nähe, das Essen ist sehr verschieden von deutscher Hausmannskost und ziemlich scharf, aber sehr lecker und bekömmlich.
In den 1970er Jahren hat man bei Jeongok in einer Schleife des Hanan-Flusses mehrere Acheuleen-Faustkeile aus Quarzit entdeckt, etwa 450.000 jahre alt und damit die ältesten in Ostasien. Um diese Faustkeile, auf die Korea mächtig stolz ist, zu präsentieren, wurde vor 2 Jahren in der Nähe des Fundplatzes ein hypermodernes Museum gebaut, hier zwei Ansichten von draußen:
Im Inneren wird die Evolution des Menschen anhand von Puppen, realisiert von Madame Daynes, Präparaten, Medienstationen und Installationen veranschaulicht:
Koreanische Steindechsel:
Am Freitag morgen begann dann das Festival, das auf insgesamt mehr als 8 qkm läuft, jedoch in mehrere Abteilungen aufgeteilt ist. Wir waren mit unseren Zelten auf der Heritage Education Expo vertreten, wo Vorführungen, Mitmachaktionen und vieles mehr geboten wurden. Die Zeitumstellung war ein kleines Problem: Nach deutscher Zeit bin ich um 23:00 Uhr aufgestanden, hatte um 00:00 gefrühstückt und um 01:00 die erste Flintpfeilspitze angefangen! Aber nach zwei Tagen hatte ich mich umgestellt.
Jedem Zelt waren mehrere Übersetzer zugeteilt, meist Soldaten und Studierende, die des Englischen mächtig waren, so dass sich die Verständigung mit dem Publikum ziemlich gut anließ. Unser Zelt (Italien) war stets gut besucht, die Kinder konnten Steinscheiben durchbohren, Nadeln herstellen, Flintklingen ausprobieren und beim Pöckern zuschauen:
Am Sonntag habe ich eine Ladung Birkenpech hergestellt, auch das eine Attraktion. Die Kollegen aus Litauen zeigten Bernsteinbearbeitung und Musikinstrumente, mein neuer Freund Kenji aus Japan bearbeitete Obsidian mit einem Hartholzschlägel:
Reihum war jedes Zelt mit einer Podiumsaktion dran, hier die Kollegen Dody und Marlia aus Indonesien vom Sangiran Site Museum:
Zwischendurch bin ich immer mal wieder als Teil meiner Vorführungen zum Bogenschießen gegangen und hab natürlich sofort einen koreanischen Kollegen zur Seite gehabt. Nach einem Schießwettbewerb, der mehr oder weniger unentschieden ausging, schenkte ich Hyun Jeung Soon eine Flintspitze, worauf er mir zwei stählerne Jagdspitzen verehrte, was ich dann mit einem Ötzipfeil beantwortete usw., und wir können beide froh sein, dass wir unsere Bögen noch haben Archers of the world united, wer diesem Hobby frönt, hat weltweit Freunde! Hyun schoss übrigens wieder Erwarten keinen Kompositbogen, sondern einen hölzernen Langbogen. Leider habe ich nicht herausfinden können, welches Holz er verwendet hat.
Insgesamt waren Vertreter aus 10 Ländern vor Ort und haben spannende Sachen und Aktionen präsentiert. Ständig wurde etwas getauscht, und wenn es das letzte Hemd war ... ich habe sehr gute Kontakte in fremde Länder knüpfen können:
Das Gelände um die Heritage Expo ist riesig, überall sind bronzene Plastiken vom homo erectus ausgestellt, einige sehr gut, andere der totale Kitsch und Kommerz. Auch die Aktionen, die auf dem Areal stattfanden, wären nach europäischem Empfinden mehr als fragwürdig, wie z.B. die "Urmenschen" im Leoparden-Tanga, die überall präsent waren, aber der Koreaner liebt so etwas, und die Stimmung auf dem Festival war ausgelassen und fröhlich. Sowieso ist der Koreaner höflich, liebenswert und sehr hilfsbereit:
Insgesamt waren in der einen Woche ca. 600.000 Besucher dort, allein am Samstag waren es sicher 200.000, weil koreanischer "Tag des Kindes" war. Die Eröffnungs- und Schlußzeremonien waren sehr beeindruckend, u.a. mit einem Feuerwerk, gegen das die Sylvesterknallerei hierzulande Kindergeburtstag ist. Ungewohnt waren während der ganzen Veranstaltung ultralaute Dauermusikberieselung und die Endlosansagen der Conferenciers, aber man gewöhnt sich dran.
Am Montag gab es ein Symposium, auf dem jedes Land seine Projekte vorgestellt hat, mit anschließendem Essen und natürlich abends Karaoke-Singen in der Hotellobby. Am Dienstag waren wir ganztägig auf Exkursion, besichtigten einen Tempel, eine Festung aus dem 8. Jhd. und die Grenze zu Nordkorea, wo man allerdings nicht fotografieren durfte. Die größte Überraschung war allerdings für mich der Besuch eines Megalithplatzes: 9.500 km von Bunsoh entfernt Dolmen und Schalensteine!!
Den Mittwoch verbrachten wir an der Westküste am Gelben Meer, das romantische Foto täuscht über den leider völlig verdreckten Strand hinweg.
Alles in allem eine sehr gelungene Aktion mit zahlreichen Eindrücken aus einer fremden Welt und dem Gefühl, sehr herzlich aufgenommen worden zu sein. Wenn in 2013 das 21. Festival stattfindet, bin ich wieder mit dabei, wenn ich eingeladen werde.
Annyeong haseyo
ULFR
http://postimage.org/
vor zwei Wochen war ich für 9 Tage im Auftrag des "Ötzi" auf dem 20. Jeongok-Ri Palaeolithic Festival in Südkorea. Hier einige Eindrücke von dieser völlig irren Reise.
Nach 11,5 Stunden Flug landeten wir sicher auf dem Incheon Airport, wurden von Mitarbeitern des Institute for East Asian Archaeology abgeholt und in den Norden Südkoreas gefahren. An Seoul sind wir nur vorbeigerauscht, es ist absolut gigantisch:
Untergebracht waren wir in einem Hostel in der Nähe des Festival-Geländes, sehr modern und sauber, jeder hatte ein eigenes Apartement in Form eines Bienenkorbes aus Beton, erdbebensicher und sehr komfortabel. Gegessen haben wir in einem Restaurant in der Nähe, das Essen ist sehr verschieden von deutscher Hausmannskost und ziemlich scharf, aber sehr lecker und bekömmlich.
In den 1970er Jahren hat man bei Jeongok in einer Schleife des Hanan-Flusses mehrere Acheuleen-Faustkeile aus Quarzit entdeckt, etwa 450.000 jahre alt und damit die ältesten in Ostasien. Um diese Faustkeile, auf die Korea mächtig stolz ist, zu präsentieren, wurde vor 2 Jahren in der Nähe des Fundplatzes ein hypermodernes Museum gebaut, hier zwei Ansichten von draußen:
Im Inneren wird die Evolution des Menschen anhand von Puppen, realisiert von Madame Daynes, Präparaten, Medienstationen und Installationen veranschaulicht:
Koreanische Steindechsel:
Am Freitag morgen begann dann das Festival, das auf insgesamt mehr als 8 qkm läuft, jedoch in mehrere Abteilungen aufgeteilt ist. Wir waren mit unseren Zelten auf der Heritage Education Expo vertreten, wo Vorführungen, Mitmachaktionen und vieles mehr geboten wurden. Die Zeitumstellung war ein kleines Problem: Nach deutscher Zeit bin ich um 23:00 Uhr aufgestanden, hatte um 00:00 gefrühstückt und um 01:00 die erste Flintpfeilspitze angefangen! Aber nach zwei Tagen hatte ich mich umgestellt.
Jedem Zelt waren mehrere Übersetzer zugeteilt, meist Soldaten und Studierende, die des Englischen mächtig waren, so dass sich die Verständigung mit dem Publikum ziemlich gut anließ. Unser Zelt (Italien) war stets gut besucht, die Kinder konnten Steinscheiben durchbohren, Nadeln herstellen, Flintklingen ausprobieren und beim Pöckern zuschauen:
Am Sonntag habe ich eine Ladung Birkenpech hergestellt, auch das eine Attraktion. Die Kollegen aus Litauen zeigten Bernsteinbearbeitung und Musikinstrumente, mein neuer Freund Kenji aus Japan bearbeitete Obsidian mit einem Hartholzschlägel:
Reihum war jedes Zelt mit einer Podiumsaktion dran, hier die Kollegen Dody und Marlia aus Indonesien vom Sangiran Site Museum:
Zwischendurch bin ich immer mal wieder als Teil meiner Vorführungen zum Bogenschießen gegangen und hab natürlich sofort einen koreanischen Kollegen zur Seite gehabt. Nach einem Schießwettbewerb, der mehr oder weniger unentschieden ausging, schenkte ich Hyun Jeung Soon eine Flintspitze, worauf er mir zwei stählerne Jagdspitzen verehrte, was ich dann mit einem Ötzipfeil beantwortete usw., und wir können beide froh sein, dass wir unsere Bögen noch haben Archers of the world united, wer diesem Hobby frönt, hat weltweit Freunde! Hyun schoss übrigens wieder Erwarten keinen Kompositbogen, sondern einen hölzernen Langbogen. Leider habe ich nicht herausfinden können, welches Holz er verwendet hat.
Insgesamt waren Vertreter aus 10 Ländern vor Ort und haben spannende Sachen und Aktionen präsentiert. Ständig wurde etwas getauscht, und wenn es das letzte Hemd war ... ich habe sehr gute Kontakte in fremde Länder knüpfen können:
Das Gelände um die Heritage Expo ist riesig, überall sind bronzene Plastiken vom homo erectus ausgestellt, einige sehr gut, andere der totale Kitsch und Kommerz. Auch die Aktionen, die auf dem Areal stattfanden, wären nach europäischem Empfinden mehr als fragwürdig, wie z.B. die "Urmenschen" im Leoparden-Tanga, die überall präsent waren, aber der Koreaner liebt so etwas, und die Stimmung auf dem Festival war ausgelassen und fröhlich. Sowieso ist der Koreaner höflich, liebenswert und sehr hilfsbereit:
Insgesamt waren in der einen Woche ca. 600.000 Besucher dort, allein am Samstag waren es sicher 200.000, weil koreanischer "Tag des Kindes" war. Die Eröffnungs- und Schlußzeremonien waren sehr beeindruckend, u.a. mit einem Feuerwerk, gegen das die Sylvesterknallerei hierzulande Kindergeburtstag ist. Ungewohnt waren während der ganzen Veranstaltung ultralaute Dauermusikberieselung und die Endlosansagen der Conferenciers, aber man gewöhnt sich dran.
Am Montag gab es ein Symposium, auf dem jedes Land seine Projekte vorgestellt hat, mit anschließendem Essen und natürlich abends Karaoke-Singen in der Hotellobby. Am Dienstag waren wir ganztägig auf Exkursion, besichtigten einen Tempel, eine Festung aus dem 8. Jhd. und die Grenze zu Nordkorea, wo man allerdings nicht fotografieren durfte. Die größte Überraschung war allerdings für mich der Besuch eines Megalithplatzes: 9.500 km von Bunsoh entfernt Dolmen und Schalensteine!!
Den Mittwoch verbrachten wir an der Westküste am Gelben Meer, das romantische Foto täuscht über den leider völlig verdreckten Strand hinweg.
Alles in allem eine sehr gelungene Aktion mit zahlreichen Eindrücken aus einer fremden Welt und dem Gefühl, sehr herzlich aufgenommen worden zu sein. Wenn in 2013 das 21. Festival stattfindet, bin ich wieder mit dabei, wenn ich eingeladen werde.
Annyeong haseyo
ULFR
http://postimage.org/