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Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 27.02.2013 11:33
von ulfr
So, ich habs mal wieder getan. Hier mein zweiter Nachbau der Flöte aus Mammutstoßzahn aus der Geißenklösterle-Höhle, die in Teilen schon 1988 von J. Hahn entdeckt und dann später in Tübingen von M. Malina zu einem Instrument zusammengesetzt werden konnte. Das Besondere an dieser Flöte ist die Tatsache, dass sie nicht wie üblich aus einem Vogelknochen geschnitzt wurde, sondern aus einem Mammutstoßzahnstab, der in zwei Hälften gespalten wurde. Die Hälften wurden ausgehöhlt und wieder zusammengefügt, vermutlich mit Birkenpech (hab ich hier verwendet) oder Harzwachs verklebt und zusätzlich durch Sehnenwicklungen gesichert. Die Flöte ist im Jetztzustand etwas kürzer als 19 cm, Wandstärke ca. 1 mm, und nur partiell erhalten, kann aber durchaus doppelt so lang gewesen sein, wie Funde von Elfenbeinstäben vermuten lassen, die ebenfalls im Aachtal gefunden wurden und schon seitliche Kerben für den Spaltvorgang aufweisen. Die Flöte stammt aus dem Aurignacien und reiht sich damit schön in die Gruppe von Intsrumenten ein, die schon bei Blaubeuren gefunden wurden. Im Gegensatz zum ersten Nachbau, dem ich fast sofort Töne entlocken konnte, ziert dieses Exemplar sich noch. Das zeigt wieder mal, dass trotz aller Sorgfalt beim Einhalten der Maße und Form kein Instrument dem anderen gleicht. Meine Anblasversuche erfolgten über das "halbe Loch" am einen Ende, das evtl. das "Mundstück" gewesen sein kann. Dazu irgendwann mal ein video auf YT...
mammutfloete2 (1)k.jpg
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Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 27.02.2013 13:45
von Bach
Hallo ulfr

Wunderbare Rekonstruktion eines wunderbaren Fundes! Musikinstrumente haben etwas sehr berührendes: beim Spielen einer Reko eines Instrumentes fühlt man sich - obwohl man sich keine Vorstellung von der Art der urgeschichtlichen Musik machen kann - den Schöpfern der Instrumente eigenartig verbunden, als wäre die Musik imstande, die Zeiten zu überwinden.
Ich stelle mir das Zusammenfügen als nicht ganz einfach vor, da man die beiden Hälften ja auf Grund der krummen Grundform nicht einfach planschleifen kann. Dienen die feinen Kerben im Bereich des Schnittes einem bestimmten Zweck oder haben sie eher dekorativen Charakter?

Grüsse
Andreas

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 27.02.2013 14:10
von Trebron
Wie immel: wundelbal :mammut2:

Blos, wo krieg ich jetzt ein Mamut her ?

Bringst Du`s mit nach Ergersheim ?



Da is ja eins ;-)

:mammut3:

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 27.02.2013 14:39
von FlintMetz
Sehr schön, Ulfr! Und wirklich mal was anderes von der Fertigung her...
Was ich mich frage: Hast Du das Elfenbein auch gespalten, oder gesägt? Kontrolliertes Spalten stelle ich mir gar nicht so einfach vor - wenn ich da so an meine Bogen-Staves denke, musste ich schon ab und an mit der Säge den Riss wieder auf die richtige Bahn bringen. Wie geht das dann bei Elfenbein?

Schöne Grüße...

Robert

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 27.02.2013 15:14
von ulfr
@ Bach: Die feinen Ritzungen an den Nähten zwischen den beiden Hälften könnten Markierungen sein, die vor dem Spalten (s.u.) angebracht wurden, um die beiden Hälften wieder passgenau zusammenzusetzen. Es wurde auch schon diskutiert, ob sie nicht dazu dienen, dem Kleber besseren Halt zu verleihen, wir kennen das ja von den aufgerauten Abschrägungen an Geschossspitzen. Vielleicht ist es aber auch nur Ornament...

@ Trebron: Aber klar bring ich sie mit nach Ergersheim. Mammut gibts hier: http://www.mammut-poa.de/

@ Flintmetz: Die Herstellung erfolgte ergebnisorientiert :D . Ich habe den Mammutstab auf einer kleinen Bandsäge gaaanz vorsichtig aufgeschnitten. Das Ergebnis war nicht immer ganz zufriedenstellend - dann hab ich den Trick gefunden: Ich lasse den Stab zunächst viereckig, um eine gerade Fläche zum Auflegen auf den Sägetisch zuhaben, dann sägt es sich schon viel entspannter, wenn der Stab nicht mehr rollen kann. Anschließend runde ich beide Hälften ab. Zum authentischen Spalten gibt es diesen schönen Aufsatz:

http://www.geo.uni-tuebingen.de/fileadm ... 93-108.pdf

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 27.02.2013 19:42
von FlintMetz
Ah ja - Danke für die Antwort und den Link zur Literatur. Die ist richtig klasse und lässt keine Fragen mehr offen.

Schöne Grüße...

Robert

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 27.02.2013 22:32
von TZH
Toll und mit rafinesse gemacht, wirklich schick!! Wie pfeift es sich?

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 28.02.2013 11:22
von ulfr
"Akkord, Akkord, und doch kein Ton ..." :D

Noch keine Fortschritte, bekomme immer noch keinen Ton raus. Hab aber auch derzeit anderes zu tun, nächste Woche mehr ...

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 28.02.2013 12:31
von TZH
Oh. ich würde etwas probieren: wie wehre es wenn du ne Schilfflöte reinschieben würdest? Weisst du, die, mit ne lang eingeschnittene, nicht duchlochte Mundstück dass man bis zum Schnittende ins Mund nehmen muß. Kennst du das?

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 28.02.2013 14:09
von ulfr
Ja, danke, kenne ich, aber das ist das Revier von Jean-Loup - ich kann nicht so recht daran glauben ...

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 28.02.2013 19:10
von TZH
Es hätte aber bestimmt ne schöne Stimme, wie zBp. ne Dudelsack :D

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 28.02.2013 22:42
von Blattspitze
Tolle Arbeit Ulfr!


Wisst Ihr noch:
http://www.youtube.com/watch?v=yUCBBDV2Tzk



Hier der passende Artikel zur Thread-Trompete:
http://www.geo.uni-tuebingen.de/fileadm ... te2004.pdf

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 02.11.2020 22:52
von ulfr
Und schon wieder war Stapellauf in Ulfrs Werkstatt: Dieses Mal habe ich für den amerikanischen Autoren David Haskell eine Mammutflöte in der Länge der Stäbe gebaut, die man auch in der Höhle gefunden hat. Die Anordnung der Grifflöcher erfolgte basiert auf den anderen Aurignacien-Flöten auf Vorschlag von Anna Potengowski, die sich auf das Spielen paläolithischer Flöten spezialisiert hat und diese Variation mal ausprobieren wollte.
Bei den Bauarbeiten habe ich mal die Videokamera mitlaufen lassen, etwas unprofessionell weil allein, deswegen ist da nicht viel Dynamik drin ...

https://youtu.be/S34dJ90W8BY

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 03.11.2020 12:01
von Trebron
Wieder SUPERARBEIT !!!


:mammut2:

Re: Mammutflöte Geißenklösterle

Verfasst: 03.11.2020 12:21
von TZH
Toll!