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Segment en nacelle

Verfasst: 09.04.2013 21:45
von FlintMetz
Hallo zusammen,

es sind mir in letzter Zeit ein paar seltene und sehr interessante Unfälle bei der Klingenherstellung "gelungen", die man unter "Segment en nacelle" kennt und die mich nur noch fragend zurück lassen. Die Sache läuft so, dass das, was im Allgemeinen sonst der Bulbus wäre, quasi als riesige "Schlagnarbe" in die dorsale Richtung abgesprengt wird - dabei bricht die Klinge jedoch nicht und hängt am Dorsalgrad noch sehr dünn zusammen.
Es kommt mir irgendwie wie ein "Kraftstau" vor, der wohl aus einem kritischen Winkel resultiert. Jedoch ist die Frage, warum die Sache dann nicht einfach platzt, sondern sich trotzdem fortsetzten kann. Schließlich sind die dabei entstandenen Klingen genau so gut, lang, dünn und in einem Stück, als wäre alles "normal" gelaufen.

Bis jetzt waren diese Beispiele bei mir die ersten und ausschließlich in Obsidian. Mich würde interessieren, was ihr darüber denkt, bzw. was ihr schon für Erfahrungen damit gemacht habt. Mögliche Erklärungsmodelle dazu wären super - dafür ist diese Thread-Kategorie wohl perfekt und sicher auch kompetent genug.

Freue mich schon und bin schwer gespannt...
Schöne Grüße...

Robert

Re: Segment ennacelle

Verfasst: 09.04.2013 21:48
von FlintMetz
...eines hab ich noch :D

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 10.04.2013 07:29
von Blattspitze
Bevor wir wieder die Zwerg-Gitterstruktur-Erklärungsmodelle auspacken, dieser "Schlagunfall"-Typ wurde doch als Indikator für die Verwendung von Punches, also als typisch für indirekte Technik gesehen?

Sag mal lieber Flintmetz, Dein Avatar erinnert mich an irgendetwas...?

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 10.04.2013 07:52
von FlintMetz
@ Blattspitze: Da bin ich ehrlich gesagt gerade überfragt, aber die dicke rote Klinge ist als Präparationsklinge beim Herrichten eines Druckkerns entstanden und wurde mit einem harten, direkten Schlag abgetrennt. Bei den drei anderen Klingen habe ich die Obsidianzwerge :) gedrückt - und das, obwohl beim Drücken keine echte "Schockwelle" als Impuls durch das Material geht. Die Rechnung scheint also irgend wie nicht aufzugehen, denn beim Punchen (auch mit Obsidian) hatte ich solche Erscheinungen bis jetzt noch nie :?: :?: :?:

Avatar: Die Ähnlichkeit mit deinem ist mir erst aufgefallen, als ich sie nebeneinander gesehen hab - sorry. Ein Freund von mir ist Totengräber und hat sich sowas zuerst mit "Erdarbeiten" gemacht. Und mir dann eines mit "FlintMetz" als T-Shirt. Kann es aber auch gerne wieder ändern, wenn Verwechslungen entstehen.

Schöne Grüße...

Robert

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 10.04.2013 08:40
von Blattspitze
Hochinteressant, mir sind dergleichen bislang nur sehr wenig über dem Schoß gebrochen, und wenn, dann eigentlich immer bei indirekter Technik und mit Flint, wie von F. Bordes und auch J. Weiner beschrieben.
Hier ein interessanter Artikel von Eloy, auch für die des welschen nicht mächtigen ist die Fig. 2 ganz interessant:

http://www.persee.fr/web/revues/home/pr ... _77_3_5247

und

http://www.persee.fr/web/revues/home/pr ... _72_1_4394

Aber Flintmetz, das war doch bloß Spass, Dein "Piktogramm"-Avatar bitte nicht ändern sondern als Aufkleber vermarkten!

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 10.04.2013 13:05
von ulfr
Dieses Phänomen ist mir immer mal wieder untergekommen, allerdings kenne ich es unter dem Stichwort "fracture en nacelle", eine solche Klinge habe ich mal aufgehoben. Tritt bei mir immer bei indirekt weicher Technik auf, aber warum, weiß ich nicht ... Die abgebildete Klinge ist allerdings nicht heil geblieben, sondern mittig über dem Ausbruch gebrochen:
Der Dateianhang nacelle1.jpg existiert nicht mehr.
Der Dateianhang nacelle2.jpg existiert nicht mehr.
Der Dateianhang nacelle3.jpg existiert nicht mehr.
Der Dateianhang nacelle4.jpg existiert nicht mehr.
nacelle2.jpg

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 10.04.2013 16:25
von FlintMetz
Wow - klasse, Jungs! Die Fig. 2 ist wirklich interessant - mir ist aufgefallen, dass bei allen vier meiner Klingen eine sehr keine, dafür aber sehr tiefe und extrem seltsam abgehackte Schlagnarbe auftritt - quasi eine Massenschlägerei unter den Zwergen. Muss mal das Makro draufschrauben und Bilder machen.

Schöne Grüße...

Robert

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 10.04.2013 17:34
von silex
Moin Robert hallö Leute,

dieser Schlagunfalltypus ist mir auch schon unterlaufen.
Anbei einige Fotos zum Schlagunfall.

Grüsse Dirk

PS.noch 36 Tage bis Haderslev :mammut2:

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 10.04.2013 18:14
von FlintMetz
Hallo Dirk - super von Dir zu hören!!! Und sauberer Bruch :) Mit welcher Technik ist das entstanden? Schaut schwer nach gepuncht aus...

Schöne Grüße...

Robert

...der auch schon die Stunden runter zählt :wink:

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 12.04.2013 08:33
von Blattspitze
Klasse Dirk, sieht nach vielen guten Klingen aus bis es zu dem Unfall kam?

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 16.04.2013 11:08
von silex
Moin,

ja Robert er ist gepunscht worden.

Nein Marquardt es läuft noch nicht so ganz rund aber ich bin guter Dinge,
und es liegt ja noch etwas Material zun Üben am Strand herum.

Grüsse Dirk

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 17.04.2013 10:23
von ulfr
Habe Montag eine größere Menge Klingen gepuncht, und als ich sie gestern verwendet habe, fiel mir diese hier auf - leider ist das Segment verloren gegangen:
Der Dateianhang nacelle6.jpg existiert nicht mehr.
nacelle7.jpg
Es ist deutlich zu erkennen, dass ausgehend von der Schlagfläche auf der Ventralfläche der Klinge ein zweites Teil - das Segment - abgetrennt wurde, wobei die Ventralfläche der Klinge die Dorsalfläche dieses Segments bildet, der Abtrennvorgang jedoch in einem hinge steckenblieb.

Teilen sich die Zwerge in zwei Gruppen und folgen verschiedenen Kommandos?

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 17.04.2013 11:06
von FlintMetz
Das schaut ganz so aus, nur ist die Frage, warum die Zwerge in unterschiedliche Richtung rennen. Das bei schlampiger Präparation beim Klingenschlagen ein Doppelabgang passieren kann, ist bei mir auch schon vorgekommen (Bild zeigt die Schlagfläche(n) eines solchen - die eigentliche Zielklinge und deren Dorsalgrad sind hier UNTEN), aber bei en nacelle scheint ja die darunterliegende Abspaltung nach Dorsal ausbrechen zu wollen, schafft es aber irgendwie nicht, und wird nach ventral zurück "reflektiert"??? Warum durchschlägt das Ding nicht einfach den letzten "dünnen Faden" nach dorsal, sondern kommt zurück (was doch viel mehr Energie benötigt)? Denn zum Dorsalgrad wird die Materialstärke immer dünner und die Kraftausbreitung müsste somit in diese Richtung immer leichter werden...????
Außerdem geht en nacelle eigentlich mitten drin und muss nicht von der Schlagfläche ausgehen - was es aber bei Deinem Beispiel aber zugegebener Weise tut :D
Dieser Ausbruchsversuch erklärt auch meine seltsam und sehr tief geformten Schlagnarben, die dann wie mit dem Messer abgeschnitten enden - die sind wohl ein Vorstadium dazu... wollte ich ja noch fotografieren...

Schöne Grüße...

Robert

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 19.04.2013 18:30
von serimus
Auf einem komplexen Fundgelände am rechten Niederrhein konnte im vergangenen Jahr eine große Klinge mit einer "fracture en nacelle" aufgelesen werden die als Grundform aus Silex vom Typ"Banholt" geschlagen worden ist. Trotz des Schlagunfalls wurde die Grundform als "Spitzklinge" zugerichtet.

Für die Entstehung des technologischen Schlagphänomens sind wohl kinetische Abläufe der Kraftübertragung entscheidend und nicht die Frage ob ein Punch eingesetzt worden ist.

lG thomas

Re: Segment en nacelle

Verfasst: 20.04.2013 21:02
von FlintMetz
Tolles Teil und hübsche "Welle" :)
@serimus: Das glaube ich auch, dass es keine Frage der Technik ist und schließlich hab ich sowas ja auch schon hart und direkt zusammen gebracht...

Schöne Grüße...

Robert